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Neel Tamhane: „Die dezentrale Energiewende“

Über die dezentrale Energiewende sprach der international renommierte Experte, Neel Tamhane, am 10. März in Bozen und in Latsch. Seiner Vision zufolge sollen Menschen über solar-betriebene Mikronetze einen sicheren und günstigen Zugang zu Energie erhalten. Sein Prinzip zeigt Parallelen zu genossenschaftlich organisierten Energiegemeinschaften.

Spätestens seit dem Anstieg der Energiepreise im Herbst 2022 ist das Interesse an erneuerbaren Energien enorm gestiegen. Besonders die Nutzung der Sonnenenergie liegt im Fokus der Aufmerksamkeit. Sie ist die einzige Energiequelle, die modular, dezentral und in jeder Größenordnung verfügbar ist.
Genau das möchte der international renommierte Experte für dezentrale erneuerbare Energien, Neel Tamhane, für die Zukunft nutzen: „Wenn es gelingt, Energiesysteme weltweit zu dezentralisieren und zu demokratisieren, wird die Solarenergie einen erheblichen Einfluss haben, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.“ Die saubere und erneuerbare Solarenergie sieht er als Alternative zu fossilen Brennstoffen, weil: „…die Energiewende lebenswichtig für unseren Planeten ist“, so Tamhane anlässlich eines Mediengespräches im Raiffeisenhaus in Bozen. Die Tatsache, dass die Kosten für Solar-Photovoltaik und Batterien in den letzten zehn Jahren um das Siebenfache gesunken sind, spiele diesen Überlegungen in die Hände.
Ein weiteres Anliegen Tamhanes ist es, Menschen aus dem globalen Süden Zugang zu kostengünstiger Energie zu verschaffen. Noch immer haben über 700 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberer und erschwinglicher Energie. Deshalb unterstützt er Menschen, die Energieversorgung aus eigener Kraft aufbauen. Er nutzt dabei das Modell der "Schwarm-Elektrifizierung": „Mithilfe von Solarmodulen vor Ort können wir mehr Strom erzeugen und Hausbesitzer können zu Stromerzeugern und -händlern sowie zu passiven Verbrauchern werden.“
Und genau darin zeigen sich die Parallelen zum Projekt der genossenschaftlich organisierten Energiegemeinschaften, die derzeit von Raiffeisenverband Südtirol, Alperia und Regalgrid gemeinsam vorangetrieben werden. Auch bei den genossenschaftlich organisierten Energiegemeinschaften stellen Haushalte, Unternehmen und öffentliche Körperschaften mit eigenen Solaranlagen Energie her, speichern sie mittels Batterien und können die überschüssige Energie untereinander tauschen oder verkaufen. Immer liegt der große Vorteil darin, dass der Ertrag im Ort bleibt und die Unabhängigkeit von großen Energiekonzernen gewährleistet ist.
Der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Robert Zampieri ergänzte: „Diese Art der Stromerzeugung nutzt die Macht der Sharing Economy, die im Prinzip die Urform der Genossenschaft darstellt. Wie in vielen Bereichen zeigt sich, dass Genossenschaften heute so modern sind wie eh und je: Sie bieten Lösungen für unterschiedliche Problemstellungen.
Ganz im Sinne von Friedrich Wilhelm Raiffeisen „Einer für alle und alle für einen“ setzt der Zusammenschluss von vielen ungeahnte Kräfte frei.“ Im Anschluss an das Mediengespräch tauschte sich Neel Tamhane mit Barbara Passarella, Leiterin des Projekts genossenschaftlich organisierte Energiegemeinschaften des Raiffeisenverbandes sowie mit Roland Furgler, dem Verantwortlichen von Ethical Banking der Raiffeisenkasse Bozen aus.
Neel Tamhane, wurde vom Time Magazine als einer von sechs „Innovators Who are Shaping the World“ (Innovatoren, die die Welt gestalten) ernannt und war Speaker auf dem Weltwirtschaftsforum von Davos. Der Besuch von Nell Tamhane in Bozen und Latsch erfolgte in Zusammenarbeit mit der Sozialgenossenschaft Weltladen Latsch.

Neel Tamhane ist ein international renommierter Experte für dezentrale erneuerbare Energien, der in Bangladesch an der Entwicklung neuer Lösungen für eine saubere und erschwingliche Energieerzeugung arbeitet. Er ist der Produktmanager von "SPACE10", einem Projekt, das solar-betriebene Mikronetze Solar-Home-Systemen aufbaut, um Energiehandel zu ermöglichen. Neel Tamhane arbeitet außerdem mit Sozialunternehmen und Start-ups zusammen, die mit selbst entwickelten, auf die Region zugeschnittenen Modellen auf das SDG7 hinarbeiten wollen.