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Geld anlegen mit gutem Gefühl: Tagung am 4. April in der Eurac

Geld anlegen mit Sinn und großer Wirkung – seit fast 25 Jahren ist das die Philosophie von Ethical Banking. Unter dem Motto „Ein Stück selbstbestimmte Zukunft“ lädt der Förderverein Ethical Banking am 4. April in die Eurac Bozen ein, um Bilanz zu ziehen. Wir haben mit dem Verantwortlichen von Ethical Banking, Roland Furgler, gesprochen.

Mit den Spar- und Finanzierungslinien von Ethical Banking wird die Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt und öko-soziale Projekte gefördert – ganz im Sinne des Genossenschaftsgedankens von Raiffeisen. Ethical Banking bedeutet Geld anlegen mit einem guten Gefühl, sagt Roland Furgler, der seit vielen Jahren für Ethical Banking bei Raiffeisen verantwortlich zeichnet. Sparer haben hier die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was die Bank mit dem angelegten Geld machen soll. 

Roland Furgler: Es geht um Ökosoziale Kreditprojekte – zur Auswahl stehen die Bereiche Biologische Landwirtschaft, Erneuerbare Energien, Energetische Sanierung, Gerechte Handel, Menschen mit Beeinträchtigung und Bäuerlicher Notstandsfonds. Es gibt drei Besonderheiten von Ethical Banking im Vergleich zu einer konventionellen Bank: der Sparer wählt selbst, wo sein Geld wirken soll, die Kreditprojekte werden alle veröffentlicht, weil wir dem Sparer zu maximaler Transparenz verpflichtet sind, und das besondere Zinsgefüge, dass wir Förderkredite vergeben, weil der Sparer auf große Renditen verzichtet – er bekommt Rendite, aber nicht die Maximale, und durch seinen Verzicht können diese Kreditprojekte günstig gefördert werden. 

Zum dritten Mal in Folge: „Sustainability Award 2024“

Erst in dieser Woche wurde Ethical Banking in Mailand zum dritten Mal in Folge mit dem „Sustainability Award 2024“ für das besondere Engagement im Bereich Nachhaltigkeit ausgezeichnet. "Das macht deutlich, dass soziales und ökologisches Engagement für das Gemeinwohl und Umwelt der absolut richtige Weg für eine Bank sind", freut sich Roland Furgler. Besonders hervorgehoben wurden bei der heurigen Prämierung die Initiative der Sozialtage.

Ethical Banking ist, ganz im genossenschaftlichen Sinn, nicht auf Gewinn ausgerichtet. Wer Geld in eine Spar- und Finanzierungslinie von Ethical Banking anlegt und auf einen Teil der Verzinsung verzichtet, unterstützt damit lokale Projekte, von denen man auch weiß, dass sie sinnvoll sind.

Roland Furgler: Ganz genau, sie unterstützen eine gute Sache und sehen konkret, was das Geld bewirkt. Ich glaube, es muss heute nicht immer nur um noch mehr und noch schneller und noch höher gehen, sondern man kann auch sagen: einen Teil meiner Geldanlage möchte ich als Beimischung wie z.B. in eine Linie von Ethical Banking geben. Und man kann dann diese Betriebe auch besuchen, wir haben beispielsweise ganz viele Landwirtschaftsbetriebe, also es geht mehr darum, ein Netzwerk zu schaffen oder aufzuzeigen, was das Geld für eine Wirkung hat, und das glaube ich ist bei uns noch ein bisschen vernachlässigt, weil man sich diese Frage sehr selten stellt. 

Tagung am 4. April

„Ein Stück selbstbestimmte Zukunft - Gemeinwohl fördern. Nutzen stiften“

 

Seit dem Jahr 2000 sammelt Ethical Banking Spareinlagen und finanziert damit verschiedene öko-soziale Projekte im Land. Um die Thematik des ethischen Sparens geht es bei einer großen Tagung, die am Donnerstag, 4. April vom Förderverein Ethical Banking unter dem Motto „Ein Stück selbstbestimmte Zukunft – Gemeinwohl fördern. Nutzen stiften“ in der Eurac Bozen veranstaltet wird. Dabei zieht der Förderverein Bilanz über das fast 25-jährige Engagement von Ethical Banking und will sich angesichts der vielfältigen Krisen auch neu aufstellen.

Zu den Referenten zählen u.a. Siegfried Rinner vom Bauernbund, Andreas Mair am Tinkhof vom Raiffeisenverband, Simon Ladurner (Raiffeisen Landesbank), Thomas Streifeneder vom Eurac-Institut für Regionalentwicklung, Leonhard Resch von der Arche im KVW, Hanspeter Staffler vom Dachverband für Natur und Umweltschutz, Gebhard Platter (Car Sharing), Monica Devilli von Coopbund, Klima-Club-Südtirol-Präsident Thomas Egger, Lebenshilfe-Geschäftsführer Wolfgang Obwexer, Paulina Schwarz, Obmannstellvertreterin im Raiffeisenverband und Obfrau der Raiffeisenkasse Etschtal und viele weitere Vortragende. Roland Furgler berichtet aus den Erfahrungen der letzten 25 Jahre. Eröffnet wird die Tagung Eurac-Präsident Roland Psenner und Erich Innerbichler vom Förderverein Ethical Banking.

Die Tagung in der Eurac Bozen dauert von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr und ist für alle Interessierten frei zugänglich. 

Nicht selten tun sich Kreditnehmer aufgrund der gestiegenen Zinsen heute oft schwer die Kreditraten zu stemmen. Bei Ethical Banking funktioniert das etwas anders, weil die Kredite zu einem Förderzinssatz vergeben werden, der sich nach der Verzinsung der Spareinlagen richtet. Beispielsweise stellen die Sparer in der Finanzierungslinie „Biologische Landwirtschaft“ ihr Geld für einen durchschnittlichen Zinssatz von 0,5 Prozent zur Verfügung. Damit kann Ethical Banking – wenn man die vorgesehene Kostendeckung für die Bank miteinberechnet – fertige Kreditzinssätze von 1,5 Prozent für Finanzierungen in der Biologischen Landwirtschaft vergeben. 

Roland Furgler: Das hat natürlich auch damit zu tun, dass momentan Ethical Banking ein bisschen boomt, wir werden mehr wahrgenommen, auch nachdem ja die EU sich auf den Weg gemacht hat, die allgemeine Finanzwirtschaft zu regulieren, also die EU hat auch bemerkt, dass man jetzt die Geldflüsse in Richtung nachhaltiges Wirtschaften umlenken muss. Eigentlich ist es lustig: das, was wir seit 25 Jahren im Programm haben, wird heute EU-mäßig sehr gefördert, die Gefahr ist natürlich, dass es mit Regulatorien zubetoniert wird und dann keiner mehr weiß, was eigentlich jetzt Nachhaltigkeit bedeutet. Bei uns ist es nicht so, wir haben es sehr klar definiert, mit ganz klaren Kriterien, und ganz wichtig eben, diese Kleinstrukturiertheit, nicht große Volumen zu sammeln, sondern das Geld, das uns die Sparer zur Verfügung geben, so schnell wie möglich als Förderkredit in Südtirol weiterzugeben. Ich kenne mittlerweile dreiviertel aller Kreditnehmer persönlich, und ich glaube, das ist die Stärke von Ethical Banking, das schafft Vertrauen. 

Wie die angelegten und als Förderkredite wieder vergebenen Spargelder von Ethical Banking konkret wirken, zeigt sich beispielsweise auch an einem ganz neuen Projekt, das Ethical Banking am 1. März zusammen mit dem Versuchszentrum Laimburg, dem Südtiroler Imkerbund und der Lebenshilfe gestartet hat. Dabei handelt es sich um ein ökosoziales Anlageprodukt der besonderen Art. 

Roland Furgler: Und das heißt Raika-BEE-Save, BEE vom Englischen aber mit zwei EE, also es geht um den Schutz der Biene und der Wildbiene. Ganz eine konkrete Geschichte, jeder der was eine Festgeldanlage zeichnet, trägt dazu bei, dass wir die Bienen in Südtirol mehr schützen, also wir haben zwei Projekte, eines in Kaltern gemeinsam mit der Lebenshilfe, wo wir ein Stück Wiese pachten, wo wir eine Wildbienen-Oase errichten, das ist eine Seltenheit, man sagt uns genau, DAS brauchen wir, es ist so viel verbaut, die Wildbienen haben kaum mehr Platz in Südtirol, sich weiterzuentwickeln sozusagen, und das andere Projekt ist in Jenesien, da machen wir was für die Honigbienen, es wird ein Lehrbienenstand und der Sparer kann eben eine Festgeldanlage zeichnen und somit direkt beitragen, dass diese Projekte auch gefördert werden. 

Dass die Projekte und Produkte von Ethical Banking einen besonderen Wert haben, unterstreicht auch die Auszeichnung mit dem österreichischen Umweltzeichen – ein Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte. 

Roland Furgler: Seit Januar sind alle Produkte von Ethical Banking mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert, was eigentlich für Sparer und Sparerinnen nochmals eine Orientierung bietet, dass wirklich das, was jemand sagt, auch drinnen steht. Dafür steht Ethical Banking!