Vertretung der Züchter von Südtirol bis Sizilien

Zum ersten Mal in der Geschichte des italienischen Fleckviehzuchtverbands ANAPRI übernimmt ein Südtiroler die Präsidentschaft: Martin Deval, Viehzüchter aus dem Gadertal, wurde am 27. Juni zum neuen Präsidenten gewählt.

Nach 27 Jahren unter der Leitung von Franco Moras steht der Verband damit an einem Wendepunkt. Deval, der bereits seit sechs Jahren im Vorstand tätig war – davon drei Jahre als Vizepräsident – bringt fundierte Erfahrung mit und ist gewillt mit einem überaus jungen Vorstandsteam, neue Impulse zu setzen: „Für mich ist der Blick über die Grenzen wichtig, da uns das auch in der Zucht enorm weiterbringen wird“, so der 45-Jährige.

Verantwortung für Züchter von Nord bis Süd

Der Fleckvieh-Nationalverband ANAPRI vereint Züchter von Südtirol bis Sizilien. Während in Norditalien die Milchwirtschaft dominiert, ist in Mitteitalien vor allem die Fleischnutzung der Doppelnutzungsrasse von Bedeutung; in Süditalien wiederum setzt man auf Milchwirtschaft für die wichtige Käseproduktion am Hof wie Mozzarella und Caciocavallo.

Martin Deval selbst führt in St. Vigil in Enneberg einen Betrieb mit 56 Fleckviehtieren, davon 31 Milchkühe. Sein großes Interesse am Thema Innovation zeigt sich auch durch die Genotypisierung der gesamten Herde; so sind bis dato drei Stiere aus dem Zuchtbetrieb in das nationale Besamungsprogramm aufgenommen worden. „Wir vereinen im Verband sehr unterschiedliche Realitäten, vor allem, was die Größe der Betriebe angeht. Spricht man bei uns von einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 11 Milchkühen, sind es im Friaul 40. Trotz Schließungen einiger Betriebe bleibt die Zahl der Kontrollkühe fast konstant, was beweist, dass der Wille zur Viehzucht unvermindert besteht.“

Südtirol nimmt innerhalb des Verbands eine starke Rolle ein: Mit rund 16.000 Kontrollkühen und etwa 1.500 Züchtern stellt die Region etwas mehr als ein Viertel der gesamten italienischen Fleckviehpopulation. Dies schlägt sich auch bei Stimmrechten und der Präsenz im Vorstand nieder: neben Martin Deval sitzt auch der Toblacher Hannes Taschler im Gremium.

Neue Ziele und internationale Ausrichtung

Der Verband besitzt ein eigenes Herdebuch sowie eine unabhängige Zuchtwertschätzung. Diese möchte der neue Präsident weiterentwickeln und stärker international vernetzen. So wurde unter seiner Mitwirkung eine Zusammenarbeit mit der DAC-Gruppe (Deutschland, Österreich und Tschechien) gestartet, um vergleichbare Zuchtwerte europaweit sicherzustellen. „Wir leben in der EU. Da ist notwendig, Zuchtinformationen zu vereinen und die Viehzucht und den Viehhandel zu modernisieren“, betont er.

Junge Führung und regionale Stärke

Die neue Führung spiegelt den Generationenwechsel wider: Ein junges Vorstandsteam, darunter mit Elena Tavano erstmals eine Frau aus dem Friaul, stärkt die regionale Vernetzung.

Deval sieht es als wesentlich an, sowohl große als auch kleinere Betriebe zu unterstützen: „Wir müssen die passenden Stiere finden, die Robustheit der Rasse sichern und auf Klimaveränderungen reagieren.“ Ein weiteres zentrales Anliegen ist die verstärkte Kommunikation mit der Öffentlichkeit. „Wir wollen proaktiv kommunizieren, warum wir Tiere halten, wie wir sie halten, und was das für Qualität und Nachhaltigkeit bedeutet“, unterstreicht der neue Präsident von ANAPRI. Laufende Forschungsprojekte unterstreichen den Stellenwert von Bildung und praxisnaher Weiterbildung.

Blick nach vorne

Der Fokus bleibt auch in Zukunft auf der Doppelnutzung des Fleckviehs von Milch und Fleisch. Zuchtarbeit, regelmäßige Viehversteigerungen und Ausstellungen sollen weiterhin für Qualität und Bekanntheit sorgen. Mit einem starken Vorstand und engagierten Züchtern möchte Deval den Verband nachhaltig positionieren.

Kurz eingeordnet: Das Fleckvieh, auch Simmentaler genannt, ist in Südtirol mit einer Populationsgröße von über 40.000 Tieren die am weitesten verbreitete Rasse und auf nationaler Ebene an zweite Stelle als Milchrasse vorgerückt. Der Fleckviehverband ist Teil des Rinderzuchtverbands, der sich um Organisation und Vermarktung kümmert.