Obst
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10 Fragen vor der Neuanpflanzung von Äpfelbäumen

Wenn der Frühling langsam erwacht, beginnt in den Südtiroler Apfelwiesen die Zeit für Neuanpflanzungen von jungen Äpfelbäumen. Welche Überlegungen die rund 7.000 Bauern anstellen, bevor sie eine Apfelwiese neu anlegen.

Jährlich müssen rund zehntausend Apfelbäume neu gepflanzt werden, da die Ertragskraft der Apfelbäume nach rund 20 Jahren deutlich abnimmt. Bauern, die eine Neuanpflanzung planen müssen sich eine Reihe von Fragen stellen, deren Antwort für weitere 20 Jahre gültig sein sollte.

  1. Welche Sorte anpflanzen? (Je nach Lage der Apfelwiese, Charakteristiken der Sorte)
  2. Wie pflegeintensiv sind Baum und Früchte?
  3. Ist die Sorte für Pflanzenkrankheiten oder Schädlingsbefall anfällig?
  4. Wie hoch soll das Investitionsvolumen sein?
  5. Wieviel kosten die jeweiligen Jungbäume?
  6. Welche Äpfel werden in Zukunft bei den Konsumentinnen und Konsumenten nachgefragt?
  7. Welchen Preis werden sie dafür bezahlen?
  8. Welchen Erntezeitpunkt hat die gewünschte Sorte?
  9. Gibt es für die gewählte Sorte genügend Pflanzmatierial?
  10. Soll die Neupflanzung biologisch oder nach integriertem Anbau gepflegt werden?

Das alles sind Entscheidungen, die weitreichend sind und die jeder Bauer für sich treffen muss. Behilflich sind dabei der Beratungsring für Obst- und Weinbau, die Anbaugenossenschaften und die Vermarktungsverbände Vi.P. und VOG.

Auf rund 18.000 Hektar werden in Südtirol Äpfel angebaut; zwischen 3,5 und 5 Prozent der Anlagen müssen jährlich erneuert werden. Im Jahr 2016 waren dies 683 Hektar Apfel-Neuanlagen. Auf jedem Hektar werden in etwa 3.000 Bäume gepflanzt.

Gala ist Spitzenreiter, Pink Lady® Nummer 2

War bis vor wenigen Jahren noch die Sorte Golden Delicious die unumstrittene Nummer Eins unter den neugepflanzten Sorten, so wurde sie in den vergangenen fünf Jahren von der Sorte Gala abgelöst. Ganze 39 Prozent der Neuanpflanzungen im Jahr 2016 waren Gala-Bäumchen, erklärt Harald Weis, Obmann der Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau AGRIOS und Beauftragter des Beratungsringes.

Gleich auf Platz zwei folgte im Vorjahr mit 14 Prozent die Sorte Rosy Glow/Pink Lady®. Auf Platz drei lag 2016 der Red Delicious, während der Golden Delicious mit 9 Prozent nur noch auf Rang vier landete. Zum Vergleich: Vor 24 Jahren waren es noch 73 Prozent neuer Golden Delicious Bäume. Weis: "Hier hat sich viel getan. Die Sorteninnovation beginnt immer mehr zu greifen und das ist auch notwendig: Nur mit neuen Sorten hervorragender Qualität können wir uns von den Standardsorten abheben und unsere gute Marktposition behaupten."

Als "moderne Entscheidung" bezeichnet Weis die Tatsache, dass inzwischen jeder vierte Jungbaum ein Clubapfel ist: Neben Pink Lady® sind dies im Wesentlichen Envy®, Kanzi® und Ambrosia®. Clubäpfel sind in der Anschaffung kostenintensiver, sie versprechen aber höhere Preise in der Vermarktung.

Bio oder integriert?

Neuanpflanzung ist oft Zeit für Umstellung Für viele Bauern ist die Zeit der Neuanpflanzung auch die Gelegenheit, sich über eine mögliche Umstellung auf biologischen Anbau Gedanken zu machen. "Ganz einfach ist das zwar nicht, trotzdem entscheiden sich immer mehr Bauern für die Umstellung", weiß Gerhard Eberhöfer, Verkaufsleiter für Bio-Äpfel des Vinschger Vermarktungsverbandes Vi.P.

Die Umstellung auf Bio erfolgt zwar zu einem einzigen Zeitpunkt, doch der Bauer muss geduldig sein: die Äpfel werden zwar biologisch angebaut, dürfen aber in den ersten drei Jahren nicht als solche vermarktet werden. Für biologischen Anbau eignen sich insbesondere die schorfresistenten Sorten Topaz und Bonita, die zusätzlich zu den klassischen Sorten zur Auswahl stehen.