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ABI-Generaldirektor Giovanni Sabatini im Raiffeisenverband: „Bankenunion für soliden Finanzsektor wichtig“

Über die aktuelle Situation des italienischen Bankensektors im Lichte der EU-Bankenregulierung sprach am Freitag auf Einladung der regionalen ABI-Kommission und des Raiffeisenverbandes der Generaldirektor der italienischen Bankenvereinigung ABI, Giovanni Sabatini.

"Die sieben Jahre seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 haben bei den italienischen Banken deutliche Spuren hinterlassen", sagte Abi-Generaldirektor Sabatini bei seinem Referat vor lokalen Bankenvertretern im Raiffeisenhaus Bozen.
Neben hohen Kreditausfällen sei die Ertragslage weiter angespannt, auch wenn sich diese im ersten Semester 2015 etwas gebessert habe. Immerhin hätten die Ausleihungen an Familien und Unternehmen den höchsten Stand seit April 2012 erreicht und Unternehmensfinanzierungen und Konsumkredite seien im Steigen. „Unsere Banken tragen also ihren Teil zur Verbesserung der Wirtschaftslage bei“, sagte Sabatini.
Die ABI rechnet für das laufende Jahr in Italien mit einem Wirtschaftswachstum von 0,7% und für den Zweijahreszeitraum mit 1,6%, vorausgesetzt, sofern die Regierung ihre Reformpolitik ungehindert fortsetzt.

Kostenmanagement und Digitalisierung
Allerdings leiden die Banken nach wie vor unter der Null- und Negativ-Zinspolitik, welche seit Jahren kaum Gewinnmargen ermögliche. Positiv merkte Sabatini an, dass es den italienischen Banken gelungen sei, ihre Eigenkapitalausstattungsquote im Schnitt von 7% im Jahr 2008 auf heute fast 12% zu erhöhen.
Insgesamt sieht Sabatini die Aussichten für die Banken in Italien verhalten positiv, sofern sie weiter ihre Hausaufgaben machen. Dazu gehören etwa ein rigides Kostenmanagement und rasche Antworten auf die fortschreitende digitale Revolution, die Sabatini als eine der notwendigsten Strukturreformen für die Banken bezeichnete.

Bankenunion als Drahtseilakt
„Entscheidend sei es nun für die italienischen Banken, das schwere Erbe der Finanzkrise im Kontext des sich positiv verändernden Wirtschaftsklimas zu bewältigen“, sagte Sabatini. In diesem Sinne bezeichnete er die Europäische Bankenunion als „notwendige Einrichtung“, weil sie einem soliden Finanzsektor den Weg bereite. Mit der Bankenunion wurde ein einheitliches Regelwerk geschaffen, das in allen 28 EU-Mitgliedstaaten gleichermaßen anwendbar sei.
Luigi Parisotto, Direktor der Banca d’Italia-Filiale Bozen, verwies in diesem Zusammenhang aber auch auf die Schwierigkeit, in einem heterogenen europäischen Bankensystem ein einheitliches Regelwerk im Sinne der Bankenunion zu implementieren. Zudem gelte es künftig, die Information und Transparenz gegenüber Bankkunden zu erhalten und weiter zu verstärken.
„Bail-in“ für Sanierungsfälle von Banken.

Im Besonderen ging Luigi Parisotto auf die Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie BRRD (bekannt auch unter der Bezeichnung „bail-in“) ein, deren Anwendung mit Regierungsdekret vom 10. September 2015 auch in Italien wirksam wird. Diese Richtlinie sieht einheitliche Regeln und Instrumente für die Abwicklung von Banken vor. Hier zeigte Parisotto in seinen Ausführungen die Unterschiede zur bisherigen Handhabung von Sanierungsfällen auf.
Raiffeisenverband-Obmann Herbert Von Leon und Raiffeisenverband-Generaldirektor Paul Gasser unterstrichen bei der Veranstaltung ihrerseits die Notwendigkeit, für die bahnbrechenden Veränderungen im Bankenbereich gut gerüstet zu sein, welche in ihrer ganzen Dimension auch den lokalen Bankensektor betreffen.