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Apfelernte: Saisonsstart mit neuen Chancen

”Die kommende Saison wird wieder nicht einfach, aber bietet viele neue Chancen.”, sagt VOG Direktor Gerhard Dichgans, der mit einer insgesamt guten Apfel-Qualität rechnet.

Ein schwieriges Geschäftsjahr 2015/2016 ist abgeschlossen: mit einiger Zuversicht im letzten Herbst gestartet, gestaltete sich die abgelaufene Vermarktungssaison für den Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften doch um einiges schwieriger als erwartet. Der VOG startete im Herbst 2015 mit einem um 10% kleineren Erntevolumen in die Vermarktungssaison, und die anfänglich sehr aktive Nachfrage und die gegenüber dem Vorjahr erholten Verkaufspreise ließen einen guten Verlauf der Kampagne erhoffen. Im Winter und Frühjahr kam der Absatz nach Nordafrika und in die Arabische Halbinsel allerdings ins Stocken. “Die Gründe für den Markteinbruch sind inzwischen bekannt, aber eine solche “Vollbremsung” vor allem in Libyen und Algerien kam äußerst unerwartet”, erläutert Gerhard Dichgans, Direktor des VOG.
In der Summe vermarktete der VOG in der Saison 2015/2016 ca. 520.000 t Tafeläpfel, gegenüber 597.000 t im Vorjahr. Bessere Verkaufserlöse konnten diese Minusmenge aber nicht ausgleichen, so dass der Gesamtumsatz unter dem Vorjahr lag.
“Auch wenn unsere Genossenschaften die Bilanzen noch abschließen müssen und somit die Auszahlungspreise an unsere Produzenten noch nicht feststehen, so kann man doch bereits jetzt sagen, dass für unsere Bauern dies das zweite Jahr in Folge sein wird, in dem für viele Standardsorten die Auszahlungspreise knapp bei oder unter den Produktionskosten liegen werden”, erläutert Dichgans. “Nur Clubäpfel und das Bio-Sortiment konnten sich abkoppeln. Sie erfreuten sich über alle Verkaufsmonate einer gestiegenen Nachfrage und beendeten die Saison vorzeitig.”

Mengenmäßig leichtes Plus für Südtirol

Die Schätzungen der europäischen Apfelernte 2016 wurden Anfang August auf dem “Prognosfruit”-Kongress in Hamburg bekannt gegeben. Mengenmäßig rechnet man in der EU-28 mit einer Apfel-Ernte von ca. 12 Mio. t, 3% niedriger als im Vorjahr. Aber die allgemeine Ziffer verschleiert den Blick auf die unterschiedliche Lage der großen europäischen Anbaugebiete. Nur Polen meldet erneut eine Rekordernte von über 4,1 Mio. t, und damit 4% höher als im Vorjahr. In den restlichen europäischen Ländern wird eine Ernte von nur 7,855 Mio. t erwartet, die damit 6% unter dem Vorjahr liegt. Minustemperaturen im Frühjahr und Blütenfröste haben in einigen Regionen im Alpengürtel für großen Schaden gesorgt, schwer getroffen sind vor allem Österreich und Slowenien mit einem katastrophalen Ernteausfall, aber auch Slowakei und Tschechien und oben im Norden Belgien melden eine Minusernte.
In Südtirol wird die Schwelle der 1.000.000 t erneut geknackt werden. “Im VOG rechnen wir mit einem leichten Plus von 3%: leichte Zuwächse bei Gala, Red Delicious und Braeburn, Golden wird das Vorjahresniveau erreichen, während bei Granny mit einem Minus von -6% gerechnet wird” so Dichgans. Auch bei der Sorte Fuji gehen wir auf Grund alternierender Anlagen  von einer schwächeren Ernte von -14% aus. Die durchschnittliche Fruchtgröße ist kleiner als 2015. Positiv: für Clubäpfel zeichnet sich nach einem schwachen 2015  die erhoffte Vollernte, teilweise mit starken Zuwächsen, ab.

Gute Qualität und aufnahmefähige Märkte

Qualitätsmäßig hebt sich die Ernte 2016 deutlich vom Vorjahr ab: von den Hitze-Exzessen des Sommers 2015 verschont, präsentiert sich die Ernte heuer ansprechend und mit guter Fruchtfleischfestigkeit, so dass mit einer guten Lagerfähigkeit und shelf-life gerechnet werden kann.
Die Mitglieder des VOG haben mit den Erntearbeiten am 10. August begonnen. Die ersten Container und Lkws der Sorte Royal Gala wurden schon in der Woche nach Maria Himmelfahrt (Ferragosto) verladen. “Die Märkte sind aufnahmebereit, Überseeware nur in begrenzten Volumen verfügbar”, erklärt Dichgans den Saisonstart. „Erntefrische Gala wurden von unseren Kunden in Deutschland, aber auch Skandinavien und dem ganzen Mittelmeerraum geordert.“

Polen bleibt kritischer Faktor

"Die Vollernte in Polen ist erneut ein kritischer Faktor,” so VOG Direktor Gerhard Dichgans weiter, “einerseits für die polnischen Obstbauern selbst, andererseits auch für die Anbaugebiete in Westeuropa, die auch den Druck auf die Preise spüren werden - dies vor dem Hintergrund eines erneut bestätigten Russlandembargos und der finanziellen Krise einiger wichtiger Abnehmerländer in Nordafrika.“ Andererseits kann der Wechselkurs €/$ positiv zu Buche schlagen, der die Belieferung der Exportmärkte im Mittelmeerraum und Übersee begünstigt. Diese Länder wurden in den letzten Jahren für die Südtiroler Apfelvermarkter zu strategischen Absatzmärkten.
“Mit den Wetterbedingungen, die bis dato in Südtirol vorzufinden waren, können wir in diesem Herbst mit guter Qualität der Früchte rechnen. Ich erwarte einen lebhaften Saisonstart. Die verspätete Apfelernte in Nordeuropa gibt uns außerdem in den kommenden Wochen den notwendigen Platz am Markt, “ erklärt Dichgans.
Auch die Ernteschätzung zu den Clubäpfeln lässt hoffen. “Mit Jazz, Pink Lady und Kanzi haben wir letztes Jahr einen Monat zu früh abgeschlossen.“ so Dichgans, “Dieses Jahr können wir unseren Kunden wieder die volle Belieferung garantieren und die Saison planbar machen.” “Der VOG verdoppelt die Erntemenge auch bei Enzym. Dieser Apfel hatte letztes Jahr in Italien und Spanien seine Premiere, und der Erfolg misst sich daran, dass schon heute Kunden anfragen, wann sie wieder laden können!”