Wenn die Nahversorgung im Dorf stirbt, Bergbauern die Mitarbeiter fehlen oder Schülertransporte eingestellt werden, ist es Zeit für Eigeninitiative. Die sogenannte Bürgergenossenschaft oder auch Bürgerbeteiligungsgenossenschaft (Cooperative di communità) ist eine Form der Genossenschaft, die es in dieser Form in der Region Trentino-Südtirol noch nicht gibt. Sie bietet jedoch den rechtlichen Rahmen, damit eine Gruppe von Interessierten, gesellschaftlich relevante Dienste organisieren kann, die sich oft finanziell nicht rechnen.
Christian Tanner, Vizedirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, beschreibt die Tätigkeiten dieser Genossenschaften als eine Art der erweiterten Nachbarschaftshilfe: „Wenn sich die öffentliche Hand zurückzieht, weil der Dienst aus finanziellen Gründen nicht mehr gewährleistet werden kann, ist der Einsatz von Bürgergenossenschaften denkbar.“ Als Beispiel zählt er die Wegerhaltung, Schülertransport in der Peripherie oder die Nahversorgung auf.
Es können aber auch übergreifende Dienste aus dem Bereich Energie, Tourismus oder Landwirtschaft sein. Ausgangspunkt für eine Bürgerbeteiligungsgenossenschaft ist immer das Bedürfnis einer Gruppe von Menschen, das gestillt werden soll. Und dies wiederum hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Bürger schließen sich beispielsweise zusammen, um nicht gewartete Straßen instand zu halten oder herunter gekommene Stadtviertel wieder aufzuwerten.