Momentan ist es für kleinere Betriebe vielleicht etwas schwieriger. Aber wir sind ein hochwertiges Weinland, wir produzieren sehr guten Qualität zu guten Preisen. Speziell in der Restaurantszene ist es interessant, Weine zu entdecken, die man im Handel nicht findet. Längerfristig glaube ich, dass Österreich aufgrund seiner hochwertigen, sehr umweltbewussten und an Gebieten äußerst vielfältigen Weinkultur nur profitieren kann.
Durch die Schließung der Gastronomie konnten in Österreich bis Mitte Mai rund 23 Mio. Liter Wein nicht abgesetzt werden. Um die Lagerbestände abzubauen, sollen etwa 10 Millionen Liter Wein des Jahrgangs 2018 und älter zu Desinfektionsmittel verarbeitet werden. Gibt es daneben andere Hilfs- und Stützungsmaßnahmen für die Corona geschädigte Weinbranche?
Es gibt beispielsweise die Absatzförderung für Drittlandmärkte, der Fördersatz ist jetzt von 50 auf 60 Prozent gesetzt worden und es werden Investitionsförderungen gewährt. Zudem sichert der Fall der Schaumweinsteuer mit 1. Juli den Weinabsatz für die Sekt- und Weinerzeuger. Was aber in Zeiten wie diesen besonders wichtig ist: man muss zusammenhalten, muss längerfristig denken und die richtigen Entscheidungen treffen. Genau das versuchen wir jetzt auch hier in Österreich.
Sie haben 15 Jahre lang den neuseeländischen Wein beworben und vermarktet. Welche besonderen Unterschiede haben Sie zwischen Neuseeland und Österreich im Weinsektor festgestellt?
Als ich vor 15 Jahren angefangen habe, waren die Exporte um die 150 Millionen Euro, am Ende meiner Arbeit in Neuseeland waren es über eine Milliarde Euro, also eine ganz interessante Exportgeschichte! Ein interessanter Unterschied zwischen beiden Ländern: Die Neuseeländer exportieren 80 Prozent der Produktion und Österreich nur 25 Prozent, obwohl beide Länder ungefähr gleich viel produzieren. Was mich in Österreich sehr beeindruckt hat, ist das Reifepotential der Weine. Sie haben eine gute Struktur und Säure, und das sind Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu anderen Ländern. Das wird uns helfen, denn wir haben einen Super Jahrgang 2019 – der kann nur besser werden und den kann man jahrelang noch kaufen.
Willi Klinger, ihr Vorgänger als Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, war auch in Südtirol kein Unbekannter und hat hier viel beachtete Vorträge bei verschiedenen Weinbautagungen gehalten. Abseits von Corona: Setzen sie in Ihrer neuen Arbeit mehr auf Kontinuität oder verfolgen Sie eine neue Strategie?
Willi Klinger hat eine sehr gute Arbeit für Österreich Wein geleistet, aber jeder bringt seine eigenen Stärken zur Position. Wir werden sehr gezielt in unseren Exportmärkten arbeiten. Marktstudien sollen uns helfen, unsere Botschaften noch zu verfeinern und unsere Aktivitäten noch spezifischer auf unsere Kundengruppen in den Hauptmärkten auszurichten. Die Coronazeit hat uns sicher neue Ansätze gelehrt, an die wir jetzt anknüpfen können. Die Kreativität in dieser Zeit hat sehr geholfen. Ich bin der Meinung, dass es ein langfristiges nachhaltiges Exportpotential für Österreich gibt.