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„Das Telefon war im oberen Stock!“

Die Raiffeisenkasse Wipptal hat sich im Verlauf der Geschichte von der einfachen Bauernbank zu einem modernen Geldinstitut entwickelt. Dieses Stück Zeitgeschichte ließ sie nun in einem Film nachzeichnen. Interessant sind darin nicht nur die Erzählungen von Zeitzeugen, sondern eine Reihe von kuriosen Details.

Am Sonntagvormittag nach der Heiligen Messe war die "Kasse" offen. Die Geldkasse war damals noch eine einfache Holzschatulle, in der die Mitglieder ihr Geld einlegten. Der Zahlmeister verbuchte die Einlagen pennibel und gewährte nur den Mitgliedern Kredite. Die Kassastunden wurden im Gasthaus „Lex“ abgehalten.

Rasante wirtschaftliche Entwicklung

„Die jungen Leute von heute, können sich das gar nicht mehr vorstellen“, meint Norbert Bacher, der sich noch gut an die Zeit als Hilfszahlmeister der Raiffeisenkasse Wiesen erinnert. Der pensionierte Lehrer ist einer von vier Zeitzeugen, die vor der Kamera von ihren persönlichen Erinnerungen erzählen. Den wirtschaftlichen Aufschwung in den 1970er Jahren miterlebt haben der langjährige Obmann Franz Rainer und der Vorsitzende des Aufsichtsrates Heinrich Eisendle. Ehrenobmann Rainer: „Die Aufbruchsstimmung war damals stark spürbar.“ Mit der Eröffnung des neuen Schalters am Zwölferturm in der Stadt Sterzing begann eine glückliche Phase. Die Raiffeisenkasse profitierte stark vom allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung in ganz Südtirol.

Einmaliges Zeitdokument

„Der Film ist ein einmaliges Zeitdokument, das wir auch unseren neuen Mitgliedern zeigen, damit sie wissen, wie sich ihre Raiffeisenkasse entwickelt hat“, betont Christina Pupp, Direktor und selbst Zeitzeuge. Sie arbeitet bereits seit 1984 in der Raiffeisenkasse und wurde im Jahre 2000 Nachfolgerin des plötzlich verstorbenen Geschäftsführers Klaus Gogl - eine der wenigen weiblichen Führungskräfte in der Raiffeisenwelt.

Die Idee zu diesem Filmporträt stammt von Stefan Nicolini, Journalist und Filmproduzent aus Bozen. Zusammen mit dem Kameramann Christoph Wieser hat er die Geschichte der letzten Jahrzehnte in einem 15-minütigen Film zusammengefasst: „So wird Geschichte lebendig erzählt, das kann man mit dem Medium Film am besten“, bestätigt Nicolini. Es sind heitere Anekdoten, persönliche und emotionale Erlebnisse. Auch strategisch wichtige Entscheidungen und der wirtschaftliche Erfolg der Genossenschaft vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart und die technologische Entwicklung kommen zur Sprache.

In den 1950er Jahren gab es in der Raiffeisenkasse weder einen Computer, noch eine elektrische Rechenmaschine. Ein mechanischer Rechenschieber erlaubte einfaches Subtrahieren und Addieren. Mehr nicht. Telefon gab es damals auch noch keines. Der einzige Apparat befand sich in der Wohnung im ersten Stock. Eine Alarmanlage für die Raiffeisenkasse in Wiesen war für den Vorstand zu teuer, so musste Hilfszahlmeister Norbert Bacher einen Einbrecher eines Nachts mit lautem Rufen vertreiben.