Wein
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"Der Weinbau im Etschlande"

Die Abtei Muri-Gries präsentiert die älteste, wissenschaftlich fundierte Schrift zum Weinbau. Das Originalmauskript von 1808 wurde vor kurzem wiederentdeckt und restauriert.

Im 200. Todesjahr des letzten Propstes der Augustiner von Gries, Augustin Nagele (1753-1815), erschien vor wenigen Tagen die älteste, wissenschaftlich fundierte Schrift zum Weinbau und der Kellerwirtschaft im Tiroler Raum. "Der Weinbau im Etschlande", so der Titel des Buches, zeigt, wie weit- und umsichtig Nagele war und welchen Beitrag er zur Entwicklung der Weinwirtschaft im Lande leistete.

"Der Weinbau im Etschlande" ist ein historisches Werk mit hochaktuellen Erkenntnisse: Das Werk enthält auf über 150 Seiten die vollständigen Aufzeichnungen von Propst Nagele zu den Themenbereichen Weinbau und Kellerwirtschaft.

Originalmanuskriptvon 1808 vor kurzem wiederentdeckt

Das verschollen geglaubte Originalmanuskript aus dem Jahre 1808 wurde vor kurzem wiederentdeckt und restauriert und konnte so auf Initiative einiger Historiker in Buchform gebracht werden. "Nagele beschreibt einerseits den Ist-Zustand in der damaligen Zeit, also im 18. Jahrhundert, andererseits gibt er Tipps, wie Bauern die Weinherstellung verbessern können." erklärt Dr. Benno Malfér, Abt des Benediktinerklosters Muri-Gries. Grundlage dafür waren laut Dr. Malfér eine Reihe von Forschungen und Beobachtungen aus der Praxis, die er Zeit seines Lebens machte. "Übertragen auf die heutige Zeit könnte man sagen, dass er der erste wissenschaftliche Berater der Weinwirtschaft im Tiroler Raum war. Als solcher leistete er auch einen bedeutenden Beitrag für die Gesellschaft."

Weinwirtschaft im Tiroler Raum: Nageles Erkenntnisse durchaus aktuell 

Inhaltlich sind Nageles Erkenntnisse von ungebrochener Aktualität: "Er schreibt zum Beispiel darüber, dass im Weinanbau das Zusammenspiel zwischen Boden, Klima und Lage entscheidend ist. Er wusste, dass man nicht jede Sorte an jedem beliebigen Ort anpflanzen kann, sondern, dass sie nur dann ihr volles Potenzial entfalten kann, wenn alles zusammenstimmt", so Christian Werth, Önologe der Klosterkellerei Muri-Gries.

Geradezu verblüffend für die damalige Zeit sind die Aussagen des Propstes zur Qualität der Weine: Er fand unter anderem heraus, dass es einen konkreten Zusammenhang zwischen Hektarerträgen und Qualität geben musste und die Güte der Trauben mit steigenden Mengen pro Rebstock abnimmt. Die Weitsicht von Propst Nagele und der Ansatz, fundiertes Wissen und neue Erkenntnisse in die Weinproduktion einfließen zu lassen, sei auch das Credo der Klosterkellerei.

Das Werk ist auf Anfrage im Kloster Muri-Gries erhältlich.