Digitale Fernerkennung von Pflanzenkrankheiten: Neue Chancen und Perspektiven für Obst- und Weinbau

Neue Technologien im Obst- und Weinbau zur frühzeitigen Erkennung von Pflanzenkrankheiten, wie „Apfeltriebsucht“ im Obstbau und „Goldgelbe Vergilbung“ im Weinbau, standen am 12. Juli 2023 im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Versuchsanstalt Laimburg im NOI Techpark in Bozen Süd. Über 80 Interessierte informierten sich über innovative Erkennungstechnologien wie die Spektralanalyse.

Die Landwirtschaft steht vor ständig wachsenden Herausforderungen, die es notwendig machen, nach innovativen Herangehensweisen zu suchen. Über die Chancen und Perspektiven der digitalen Bild- und Datenerfassung im Obst- und Weinbau beschäftigten sich die Expertinnen und Experten des renommierten Julius-Kühn-Instituts, der Fraunhofer-Gesellschaft, RLP AgroScience, des Landespflanzenschutzdienstes Südtirol, des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau, der Fondazione Edmund Mach, des Versuchszentrums Laimburg, von Eurac Research und des NOI Techpark auf einer Veranstaltung in Bozen.

Ziel des Austauschs war es, über aktuelle, durch Phytoplasmen ausgelöste Krankheitsbilder – sogenannte Phytoplasmosen – im Obst- und Weinbauund Maßnahmen zu deren präventiven Erkennung zu informieren sowie den Austausch zwischen landwirtschaftlicher Praxis, Beratung und Forschung zu fördern. Besonderes Augenmerk lag auf der Technologie der Spektralanalyse zur Messung des Reflexionsmusters von Blättern. „Digitale Technologien wie die Spektralanalyse könnten es ermöglichen, frühzeitig Erkrankungen in den landwirtschaftlichen Kulturen zu erkennen und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Ihr Einsatz würde den Landwirtinnen und Landwirten somit eine wichtige Entscheidungshilfe bieten, um eine sichere und gute Ernte zu erzielen.

Vielversprechende Ergebnisse mit Spektralanalyse

Die Spektralanalyse erfasst das Reflexionsmuster der Blätter, um Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Pflanze zu ziehen. Die Forschungsergebnisse sind vielversprechend und zeigen, dass gesunde und infizierte Bäume bereits vor Symptomausbruch mithilfe der Spektralanalyse unterschieden werden können. „Ziel unserer Forschung ist es, mittels Spektralanalyse eine Infektion bereits vor Entwicklung von Symptomen zu erkennen. Dadurch könnten die Landwirtinnen und Landwirte infizierte Bäume frühzeitig entfernen und die Ausbreitung der Krankheit stoppen. Diese Technik hat für die Praxis viele Vorteile, da das frühzeitige Erkennen erkrankter Bäume vor Ort im Feld eine schnelle und kostengünstige Methode darstellt,“ erklärt Katrin Janik, Leiterin des Fachbereichs Molekular- und Mikrobiologie am Versuchszentrum Laimburg.

Auch im Weinbau kann die Spektralanalyse eingesetzt werden, beispielsweise zur Erkennung der „Goldgelben Vergilbung“, eine durch Phytoplasmen ausgelöste Vergilbungskrankheit, die in Südtirol derzeit auf dem Vormarsch ist.

Gemeinsam gegen die Ausbreitung von Phytoplasmosen

Die Arbeitsgruppe von Hannes Schuler am Kompetenzzentrum Pflanzengesundheit der Freien Universität Bozen befasst sich seit Jahren mit Phytoplasmosen im Obst- und Weinbau, mit einem besonderen Fokus auf die Übertragung von Phytoplasmen durch Insekten. „Da eine Früherkennung von befallenen Pflanzen essenziell ist, um die Verbreitung dieser Krankheiten eindämmen zu können, ist es notwendig neue Wege auszumachen, diese rechtzeitig zu erkennen”, so der Professor für Agrar- und Forstentomologie an der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften. „Daher haben wir vom Kompetenzzentrum Pflanzengesundheit in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg die Tagung organisiert, um neue Methoden zur schnellen Früherkennung von Phytoplasmosen vorzustellen und mit den Expertinnen und Experten zu diskutieren.”

Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet und ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelqualität. Durch wissenschaftlich fundierte Versuchstätigkeit und Forschung entwickeln man hier Know-how, erarbeitet Problemlösungen und Innovationen für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Mit Forschung wird der Anbau und die Herstellung hochqualitativer landwirtschaftlicher Produkte in Südtirol gesichert und die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum fertigen Produkt abgedeckt. Dies ist ein konkreten Beitrag zur Entwicklung der lokalen Betriebe. Das Tätigkeitsprogramm wird jedes Jahr mit Vertreter*innen der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung abgestimmt. Damit soll gewährleistet werden, dass die Forschungs- und Versuchsprogramme direkt auf die konkreten Erfordernisse der Praxis in Südtirol ausgerichtet sind. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten – sowohl in den Labors in Pfatten und am NOI Techpark als auch auf den Versuchsflächen der Agentur Landesdomäne.