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Kompetenzzentrum für Genossenschaften: Forschung und Wissenstransfer

Genossenschaften sind aus der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Südtirols nicht wegzudenken: sie sichern das Auskommen von tausenden Familien im Land. Ab sofort gibt es auch eine eigene Forschungsstelle zum Thema Genossenschaften in Südtirol an der Uni Bozen. Warum es diese Stelle braucht.

Die Idee, das Thema Genossenschaften wissenschaftlich aufzuarbeiten und zu begleiten, gibt es schon länger. Eine Gruppe aus Mitgliedern der Genossenschaftsverbände, der Freien Universität Bozen und dem Land griff die Idee auf, entwickelte sie weiter und stellte sie von einem ursprünglich landwirtschaftlich ausgerichteten Konzept breiter auf. Mit dem „Kompetenzzentrum für das Management von Genossenschaften“ ist die Idee nun umgesetzt. Anfang 2024 nahm die neue Forschungsstelle für Genossenschaften ihre Tätigkeit auf. mit Prof. Richard Lang als Direktor.

Bevor er nach Bozen kam, war Richard Lang als Universitätsprofessor für soziales Unternehmertum und innovative Regionen an der Bertha von Suttner Privatuniversität in St. Pölten tätig. Der aus Österreich stammende Stiftungsprofessoram Kompetenzzentrum der Freien Universität Bozen forscht schon länger zum Thema Genossenschaften. Er möchte hier, zusammen mit einem interdisziplinär zusammengesetzten Team, verschiedene Genossenschaftsmodelle beforschen, sowie die Wechselwirkungen zwischen Genossenschaften und den großen gesellschaftlichen Transformationsprozessen, wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder demografischer Wandel. Denn sie prägen und verändern das Leben in Südtirol.

Neben der Forschung zum Genossenschaftswesen soll hier vor allem Wissen für die Praxis erarbeitet werden. Richard Lang unterstreicht: „Die Ergebnisse der Forschung sollen dem Aufbau von Kompetenz dienen und deshalb ist die Zusammenarbeit mit den genossenschaftlichen Akteuren zentral.“

Christian Tanner, Vizedirektor des Raiffeisenverbandes und Vertreter im wissenschaftlichen Beirat des Gremiums sieht das ebenso: „Die Arbeit des neuen Kompetenzzentrums kommt dem Territorium, seinen Genossenschaften und Institutionen zugute. Ziel ist es Forschung, Lehre und genossenschaftliches Handeln zu vernetzen, die Trends einzufangen, die sich aus dem ökologischen, ökonomischen, gesellschaftlichen Kontext ergeben und das Management in den Genossenschaften effektiv zu unterstützen. So kann man beispielsweise über neue Finanzierungsmodelle nachdenken, was für viele Genossenschaften eine gewisse Notwendigkeit ist.“

Er verspricht sich viel von der neuen Forschungsstelle, auch in Bezug auf den genossenschaftlichen Nachwuchs: „Es ist wichtig, Interesse bei jenen zu wecken, die MORGEN in das Genossenschaftswesen eintreten. Denn Genossenschaften leisten viel für die Gesellschaft und sind aktive Partner im Transformationsprozess. Mit Hilfe von Forschung kann beispielsweise verdeutlicht werden, welchen Mehrwert Genossenschaften für die Gesellschaft erbringen“, so der Vizedirektor. 

Von Anfang an war geplant, dass das neue Kompetenzzentrum eng mit den lokalen Genossenschaftsverbänden zusammenarbeitet. Damit soll ein kontinuierlicher Austausch und der praktische Mehrwert für die Genossenschaften garantiert werden.

Warum Südtirol eine eigene Forschungsstelle zum Thema Genossenschaften braucht, ist für Peter Agstner von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Bozen und Mitglied des Führungsgremiums des neuen Kompetenzzentrums klar: „Das Südtiroler Genossenschaftswesen bildet eine zentrale Säule des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Südtirol. Deshalb möchten wir genossenschaftlich aktuelle Themen wissenschaftlich fundiert aufarbeiten und zusätzlich auch das Führungspersonal der wichtigsten Genossenschaften und Verbände mit Schulungs- und Fortbildungsangeboten unterstützen.“

Ihm zufolge spielt besonders die Vernetzung eine entscheidende Bedeutung für das Kompetenzzentrum: „Die interessierten Gruppen und Stakeholder, insbesondere die Provinz Südtirol, erhoffen sich konkrete Vorteile für die Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des Südtiroler Genossenschaftswesens. Durch die Forschung können konkrete Probleme und Einsichten gewonnen werden, die wiederum an die Praxis weitervermittelt werden können.“

Das Kompetenzzentrum für das Management von Genossenschaften betreibt sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung, wie Richard Lang ausführt: „Wir haben gerade ein großes internationales Forschungsprojekt gemeinsam mit europäischen Partnern eingereicht zum Thema Region und Unternehmertum in ländlich geprägten Regionen. Unser Forschungsteam widmet sich speziell dem genossenschaftlichen Unternehmertum und den Fragen, wie: „Wie profitieren Genossenschaften von der Region und wie können Genossenschaften zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung beitragen?“

Künftig sollen noch weitere Themen erforscht werden, wie die Mitgliederbindung, Mitgliederförderung in Genossenschaften oder auch die Attraktivität der Organisations- und Rechtsform der Genossenschaft für Jungunternehmer*innen. Um der Vielschichtigkeit des Genossenschaftsphänomens Rechnung zu tragen, verfolgt das Kompetenzzentrum bewusst einen interdisziplinären Ansatz.