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Meilenstein in der Geschichte der Südtiroler Raiffeisenorganisation

Der Weg führte über das Südtirol-Paket: Vor genau 50 Jahren, am 20. Jänner 1972 trat das Zweite Autonomiestatut in Kraft. Nur wenige Tage später, am 29. Jänner 1972, erteilte das italienische Schatzministerium die Genehmigung zur Wiederrichtung einer Zentralkasse in Südtirol.

Die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt. Ihrer Gründung am 14. Juni 1973 als „Raiffeisen Zentrale Südtirol A.G.“ gingen jahrelange Bemühungen voraus, um eine zentrale Lücke in der Südtiroler Raiffeisenorganisation zu schließen. Dabei handelte es sich um eine Wiedererrichtung, denn bis 1927 bestand in Südtirol mit der „Landwirtschaftlichen Zentralkasse“ bereits ein Zentralinstitut. Dieses musste aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Umstände 1927 seine Tätigkeit einstellen und wurde liquidiert. In der Zeit des Wiederaufbaues nach 1945 entstanden zahlreiche Raiffeisenkassen, Wirtschaftsgenossenschaften, genossenschaftliche Verbände und Zentralen. Für die Errichtung einer Zentralkasse war hingegen die Genehmigung des italienischen Schatzministeriums erforderlich, welche aufgrund behördlicher Bestimmungen jedoch ausgeschlossen war.
„Erst mit den Autonomieverhandlungen in den Sechzigerjahren bot sich die Möglichkeit für die Wiederrichtung einer Zentralkasse“, erklärt Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol. Die entsprechenden Bemühungen des Raiffeisenverbandes zogen sich von 1962 bis 1972 über ein Jahrzehnt hin. Erst mit der im Südtirol-Paket enthaltenen Maßnahme Nummer 126 „über die Wiedererrichtung einer Zentrale“ war der Weg für eine Raiffeisen-Zentralkasse mit Sitz in Bozen gesetzlich geebnet. Nach dem Antrag des Raiffeisenverbandes zur Genehmigung der Raiffeisen-Zentralkasse bei der Landesregierung unter Landeshauptmann Silvius Magnago im Mai 1970, beschloss diese am 30. August 1971 den formellen Antrag an die römische Regierung zu stellen.

Am 29. Jänner 1972, also vor genau 50 Jahren, erteilte das zuständige Interministerielle Spar- und Kreditkomitee beim Schatzministerium in Rom mit Bezug auf das Südtirol-Paket, trotz des damals in Italien bestehenden allgemeinen Verbotes der Neugründung von Bankinstituten, eine Ausnahmegenehmigung für Provinzen Bozen und Trient. Nach der Genehmigung der Statuten durch die Banca d’Italia und die Regionalregierung fand am 14. Juni 1973 im Raiffeisenhaus Bozen unter dem Vorsitz von Raiffeisenverband-Obmann Robert Rainer die Gründungsversammlung der „Raiffeisen Zentrale Südtirol A.G.“ statt. Daran nahmen 137 Mitglieder – alle 64 Raiffeisenkassen und 73 Wirtschaftsgenossenschaften und Genossenschaftsverbände – teil.
„Die Wiedererrichtung der Südtiroler Raiffeisen-Zentralkasse 1973 war für die gesamte Raiffeisenorganisation von entscheidender Bedeutung und stellte einen großen Erfolg für den Raiffeisenverband dar, der als ‚Taufpate‘ fungierte“, sagt Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol. „Die staatliche Genehmigung zur Wiedererrichtung einer Raiffeisen-Zentralkasse am 29. Jänner 1972 ist ein Stück erfolgreich umgesetzter Südtirol-Autonomie“, sagt Hanspeter Felder, Präsident der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG. Da Südtirol in den Zwanzigerjahren bereits eine Zentralkasse hatte und diese verlor, konnte die Raiffeisenorganisation auf eine Wiedererrichtung als Wiedergutmachung pochen. Wichtig war auch der Umstand, dass die Raiffeisenkassen mit rund 25 Prozent der gesamten Südtiroler Spargelder einen deutlich höheren Anteil verwalteten, als dies bei den Genossenschaftsbanken in den anderen Regionen Italiens mit vielfach nur 2 Prozent der Fall war.
Die Genehmigung der Gründung der Raiffeisen Zentrale Südtirol A.G. fiel in eine Zeit, in der die Raiffeisenkassen trotz der damals herrschenden Wirtschaftskrise und steigenden Inflationsrate zu einer aufstrebenden Entwicklung ansetzten. „Heute sind die Raiffeisenkassen Marktführer in Südtirol mit einem Marktanteil von über 50 Prozent. Eine Entwicklung, an der die Raiffeisen Zentrale Südtirol A.G bzw. die heutige Raiffeisen Landesbank Südtirol AG maßgeblich Anteil hat“, ist Präsident Hanspeter Felder überzeugt.