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Energie fließt

Dass dieser Tage wie gewohnt Strom aus den Leitungen kommt, liegt daran, dass Energie einerseits zur notwendigen Grundversorgung zählt, anderseits auch daran, dass es genügend Menschen gibt, die sich weiterhin für Energie- und Stromversorgung kümmern.

Die Vinschgauer Energie Konsortium Genossenschaft und die EUM - Energie- und Umweltbetriebe Moos in Passeier Genossenschaft sind zwei der zahlreichen Südtiroler Genossenschaften im Energiebereich, die auch in Zeiten von Coronavirus ihre Dienste gewährleisten – wenn auch etwas eingeschränkt, wie Alexander Telser, Obmann des Vinschgauer Energie Konsortium, im telefonischen Interview erklärt: „Die Nachfrage an Strom ist seit dem Shutdown der Wirtschaft gesunken.“

Dass derzeit viel mehr Menschen als üblich im Homeoffice arbeiten, ist kein Ausgleich zum Stillstand der Betriebe. Die gesunkene Nachfrage wirkt sich auf den Strompreis aus. Telser: „Der Strompreis ist derzeit im Keller.“ Dennoch sieht der Obmann keinen Grund zur Klage: „Wir halten unseren Dienst zu 100 Prozent aufrecht.“ Nur die Form der Arbeit hat sich geändert. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind im Homeoffice. Auch Techniker arbeiten weiter. Telser: „Auf technischer Ebene nehmen wir uns im Moment Zeit für Wartungen und Verbesserungen am Netz. Das gute Wetter kommt uns dabei sehr entgegen. Und klar hoffen wir, dass es in spätestens einem Monat wieder weitergeht. Denn was das langfristig bedeutet, wissen wir noch nicht.“ Für Mitglieder mit finanziellen Engpässen bietet die Genossenschaft individuelle Lösungen. Telser: „Da schauen wir uns jeden Fall einzeln an. Jeder kann dieses Angebot annehmen und kann sich melden.“

Theodor Lanthaler, der Geschäftsführer der EUM – Energie- und Umweltbetriebe Moos in Passeier Genossenschaft, sieht sich in einer ähnlichen Situation: „Wir sind gut aufgestellt und nutzen die Zeit vor allem für die Wartung der Kabinen. Einige unserer Mitarbeiter bauen Urlaub und Überstunden ab, viele sind in Telearbeit, auch Elektriker. Sie konnten schon vorher von zu Hause aus arbeiten.“ Eine große Herausforderung für die Genossenschaft sind die gestiegenen Abgaben an Land und Gemeinde, wie Uferzins oder Konzessionsgebühren. Lanthaler: „Diese Beträge sind unabhängig von der Produktion zu bezahlen. Und dies obwohl der Strompreis mittlerweile um 40 Prozent gesunken und die Förderungen weggefallen sind.“ Viele Menschen aus der Gegend arbeiten im Tourismus und sind derzeit ohne Arbeit. Es gab bereits Anfragen, ob Rechnungen später bezahlt werden können. Für diese Mitglieder werden Lösungen gefunden versichert Lanthaler.

Das breite Tätigkeitsspektrum der EUM erweist sich jetzt als großer Vorteil. Neben der Energieversorgung bietet die Passeirer Genossenschaft ihren Mitgliedern auch Glasfasernetz an und betreibt eine Tankstelle mit Werkstätte und drei Lebensmittelgeschäfte in Stuls, Platt und Pfelders. Die Lebensmittelgeschäfte arbeiten derzeit sehr gut, weil alle vor Ort einkaufen. Zur Coronakrise selbst meint der Geschäftsführer: „Ich hätte nie gedacht, dass so ein Virus die Wirtschaft lahmlegen kann.“ Er zeigt sich jedoch überzeugt, dass in jeder Krise viele Chancen liegen: „Es ist schön zu sehen, dass es auch geht, wenn sich das Rad mal nicht so schnell dreht.“