„Entspricht unserem Förderauftrag“

Stiftungen sind ein geeignetes Instrument, um sich im genossenschaftlichen Sinne gezielt für die Interessen der Gemeinschaft einzusetzen, sagt Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes. Ein konkretes Beispiel zeigt das.

211 Hektar Fischgewässer und 51 Fließgewässer, darunter der Falschauerbach sowie drei Stauseen und sieben Bergseen: Vor kurzem haben die Stiftungen der Raiffeisenkasse Lana und der Raiffeisenkasse Ulten-St. Pankraz-Laurein die historische Eigenfischerei Braunsberg-Ulten erworben, worüber die Medien sehr ausführlich berichtet haben.

Die beiden lokalen Kreditgenossenschaften zeigen damit ihre besondere Verantwortung für das Tätigkeitsgebiet. Sie wollen damit dieses Kulturgut der lokalen Gemeinschaft zur Verfügung stellen und für künftige Generationen erhalten. Mit dem Erwerb soll die älteste Privat-Fischerei von der Allgemeinheit genutzt werden können und eine naturnahe Bewirtschaftung sichergestellt werden.

Möglich wurde der Erwerb erst durch die Gründung eigener Stiftungen der beiden Kassen, sagt der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Robert Zampieri. Er geht im Interview näher auf das Potential von Stiftungen ein.

Herr Zampieri, welche Bedeutung sehen Sie für die Raiffeisenkassen, Stiftungen zu gründen?

Robert Zampieri: Die Raiffeisenkassen können durch die Gründung eigener Stiftungen gemeinnützige Initiativen und Projekte leichter vorantreiben und einen positiven Einfluss auf die örtliche Gemeinschaft ausüben. Stiftungen sind dann interessant, wenn größere Vorhaben zum Wohle der Allgemeinheit abgewickelt werden sollen. Ein Beispiel ist eben der Ankauf der Fischereirechte Braunsberg-Ulten durch die Stiftungen der Raiffeisenkassen Lana und Ulten-St. Pankraz-Laurein. Für eine Bank wäre ein Ankauf von solchen Liegenschaften und Realrechten, die nicht im Zusammenhang mit der Banktätigkeit stehen, mit einem kaum vertretbaren Verwaltungsaufwand verbunden. Die jährliche Bewertung wäre für jede Prüfungsgesellschaft und auch für die Bankenaufsicht eine große Herausforderung. Einer Stiftung, ausgestattet mit einem Stiftungsvermögen der Raiffeisenkasse, fällt der Ankauf und die Verwaltung des Vermögens wesentlich leichter.

Nicht die Rendite für das eingesetzte Kapital, sondern der Nutzen für die Mitglieder steht im Mittelpunkt einer Genossenschaft. Kann die Stiftung einer Raiffeisenkasse im selben Maß Nutzen für die Mitglieder und die Gemeinschaft bieten? Sind Stiftungen ein attraktives Modell für die Zukunft?

Das Prinzip einer Stiftung ist einfach: Ein Stifter, in diesem Fall die Raiffeisenkasse, stellt Mittel zur Verfügung, um diese zweckgebunden für gemeinnützige Zwecke einsetzen zu können. Diese Logik entspricht dem Förderauftrag der Kreditgenossenschaften, wie es die Raiffeisenkassen sind. Der Nutzen für das Gemeinwohl im Tätigkeitsgebiet einer Raiffeisenkasse ist offensichtlich. Stiftungen sind ein Instrument, um sich noch stärker für die Interessen der Gemeinschaft einsetzen zu können. Für die Zukunft von besonderem Interesse sind Stiftungsaktivitäten in Bezug auf den Natur- und Umweltschutz sowie die Landschaftspflege und die Gesundheitsversorgung.

Wie funktioniert eine Stiftung?

Eine Stiftung verwaltet das von einem Stifter zweckgebunden zur Verfügung gestellte Vermögen. Im Falle einer Raiffeisen-Stiftung ist es die Raiffeisenkasse, die ein Stiftungsvermögen aus jenen Mitteln speist, die die Vollversammlung dem Verwaltungsrat zur Finanzierung gemeinnütziger Vorhaben jährlich zur Verfügung stellt. Der Zweck der Stiftung ist es, die genossenschaftlichen Prinzipien einer Kreditgenossenschaft zu verwirklichen und zur nachhaltigen Entwicklung im Tätigkeitsgebiet sowie der örtlichen Gemeinschaft beizutragen. 

Ist es ein Problem, wenn Teile der Gewinne nicht in der Genossenschaft bleiben und stattdessen in eine Stiftung fließen?

Nein, da gibt es kaum einen Unterschied. Die Gewinnverteilung in den Genossenschaften ist gesetzlich geregelt und die Verwendung der zugewiesenen Gelder ist gesetzlich zweckgebunden. Sei es in der Raiffeisenkasse wie auch in einer Raiffeisen-Stiftung müssen die Mittel für gemeinnützige Zwecke eingesetzt werden und dem Allgemeinwohl dienen. Im Übrigen wird die Gebarung der Raiffeisen-Stiftungen vom Raiffeisenverband und der Revision geprüft.

Für welche Projekte im Raiffeisen-Genossenschaftswesen sehen Sie derlei Stiftungen als geeignet?

Die Gründung einer Stiftung trägt dazu bei, dass die Beziehungen zur örtlichen Gemeinschaft ausgebaut und gefestigt werden. Mögliche Projekte können deshalb vielfältige sein, abhängig von den Ansprüchen der Mitglieder und der Bevölkerung im Tätigkeitsgebiet der jeweiligen Raiffeisenkasse. Grundsätzlich eignet sich eine Stiftung für die Realisierung umfangreicher Vorhaben, welche im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit einer Bank nicht einfach abgewickelt werden können.