Sonstige Landwirtschaft
|

Frische Bio-Eier von Sandy

Drei Bauernhöfe am Tschenglser Berg im Vinschgau haben sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, um Bio-Eier zu produzieren und gemeinsam zu vermarkten. Ein Erfolg versprechendes Projekt.

Die neue "Tschenglsberg Genossenschaft" setzt auf eine kleinstrukturierte, nachhaltige Landwirtschaft mit biologischen Produkten. "Wir müssen schauen, die Abwanderung von den Bergbauernhöfen in Südtirol zu stoppen, auch durch den Kauf der einheimischen Produkte", sagt Obmann Philipp Thoma. Ihm ist es wichtig, dass der Bauer vom Hof im Vollerwerb leben kann. Der gelernte Tischler hat vor einigen Jahren den Psegg-Hof am Nörderberg oberhalb Tschengls gekauft und betreibt dort mit seiner Frau Alexandra und den zwei Kindern eine biologische Landwirtschaft. Neben dem Psegg-Hof gehören der Standlair-Hof oberhalb Tschengls und der Vernatsch-Hof oberhalb von Eyrs zu der im vergangenen Juli gegründeten Genossenschaft.

Täglich 1300 frische Eier

Alle drei Höfe setzen mit jeweils unter 500 Bio-Hennen bewusst auf eine überschaubare Hühnerhaltung. "Die Qualität ist ganz eine andere als bei einem Stall mit 5000 Hühnern und wenn die Nachfrage weiter steigt, können wir vielleicht noch andere Bauern aufnehmen", meint Thoma. Die Hühner haben einen Stall, einen überdachten Freilauf und einen Auslauf zur Verfügung. Biohühner müssen mehr Fläche zur Verfügung haben als beispielsweise Freilandhühner. Im Schnitt werden auf den drei Höfen täglich insgesamt an die 1300 Eier produziert. Ein weiterer Stall soll dazukommen, dann wird das Tagespensum der Genossenschaft auf 1500 bis 1600 Eier steigen. Jedes Ei erhält einen Hof-Kodex aufgestempelt, damit der Kunde zurückverfolgen kann, dass es sich um ein Bio-Ei handelt und woher es kommt. Alle Bio-Eier werden am Psegg-Hof abgewogen, nach Größe sortiert und in Eierschachteln verpackt. Das erledigt Obmann Philipp Thoma ebenso wie die Vermarktung, den Verkauf und die Verteilung.

Die Genossenschaft ist Mitglied des Raiffeisenverbandes und nimmt neben den diversen Beratungs- und Betreuungsleistungen auch den Buchhaltungsservice in Anspruch. "Mit der Genossenschaft haben wir einen sicheren Absatzweg und einen gemeinsamen Vertrieb" sagt Margareth Tappeiner vom Standlair-Hof. In der Bio-Eier-Produktion sieht die Bäuerin ein zusätzliches Standbein. Im kommenden Frühjahr will der Standlair-Hof den gesamten Betrieb mit Kühen, Ziegen und Marillen auf Bio umstellen. Verkauft werden die Bio-Eier überwiegend an Biogeschäfte in Südtirol sowie an Restaurants und Hotels.

Die Nachfrage ist gut, auch wenn die Preise der Bio-Eier deutlich höher liegen als für Freilandeier. "Das Ei ist eigentlich das Produkt, das in der Tiroler Kuchl immer verwendet wird und wo es einfach Qualität braucht", sagt Thoma. Kontrolliert wird die Qualität der Bio-Eier von der Zertifizierungsstelle ABCERT in Terlan. Geachtet wird besonders auch auf das Futter: zertifiziertes, gentechnikfreies Biofutter, aber auch Gras von der grünen Wiese am Hof. Die Ställe, Tiere und Produkte sind absolut frei von chemischen Behandlungsmitteln. Der Einsatz von Antibiotika ist Tabu. Gegen Parasiten wie etwa Vogelmilben wird natürliches Kieselgur-Pulver eingesetzt. "Wichtig ist auch, dass die Hennen "Sandbaden" können, um sich das Gefieder von Parasiten frei zu halten", erklärt Thoma.

Biohuhn Sandy

Bezogen werden die Hühner aus Österreich. Dabei handelt es sich um das weißgefiederte reine Biohuhn Sandy. Ein sogenanntes Zweinutzungshuhn, weil auch die männlichen Kücken, statt grausam zu schreddern, aufgezogen und dann als Brathendl vermarktet werden. Die biozertifizierten Hennen legen zwischen 14 und 16 Monate lang. Nach ihrer Legezeit werden sie geschlachtet und als hochwertige Suppenhühner verkauft. "Damit schließt sich unser Kreis einer biologischen Landwirtschaft", sagt Thoma, der im Suppenhuhn ein durchaus ausbaufähiges Produkt sieht. "Das Schöne an der Genossenschaft ist, dass man gemeinsam wachsen und ganz viel schaffen kann", sagt Obmann Thoma. So möchte die Genossenschaft in Zukunft neben Bio- Eiern auch andere biologische Lebensmittel produzieren und vermarkten. Für den Psegg- Hof denkt Thoma dabei beispielweise an Mangaliza-Schweine und Jura-Schafe. Bereits heute gibt es derlei Wollschweine und "Schwarzbraune Bergschafe" auf dem Hof. "Man muss mehrere Linien fahren, damit man überleben kann", sagt Thoma überzeugt.