|

"Goldene Zeiten sind möglich - wenn wir nur wollen"

Vom 27. bis zum 29. Jänner 2016 fand im Kongresshaus Innsbruck die jährliche Raiffeisen Informationstagung für Spitzenfunktionäre des österreichischen Raiffeisenverbandes statt. Aus Südtirol dabei: der Obmann des Raiffeisenverbandes Herbert Von Leon und Generaldirektor Paul Gasser.

Die Tagung stand unter dem Motto "Chancen nutzen" und bot den TeilnehmerInnen Einblick in aktuelle Themen und Analysen aus der Sicht von ExpertInnen aus Wirtschaft und Politik. Hochrangige VertreterInnen des Raiffeisensektors sprachen über die Entwicklungen in den Sparten Geld, Ware und Landwirtschaft.

Die Ankündigung im Programmheft stellte von Anfang an klar: "Weitertun wie bisher ist keine Option." Eine These, die auch von Harald Mahrer vehement vertreten und vom Podium aus überzeugend dargelegt wurde: Harald Mahrer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Wien, referierte über die Marktchancen Österreichs und forderte Mut zu mehr Freiheit.

Mahrer, der eng mit österreichischen Startups und JungunternehmerInnen zusammenarbeitet, hält enge Kontakte zu den politischen Verantwortlichen und bereist die ganze Welt in Sachen Wirtschaftsentwicklung. Daher weiß er, wie es um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und die wirtschaftliche Entwicklung in Europa bestellt ist:

"Europa ist sehr schlecht aufgestellt. Österreich ist derzeit zwar noch vorne mit dabei, weil der Export gut läuft und es noch zahlreiche kreative und innovative Köpfe gibt. Im Innovationsrating hingegen fällt Österreich mehr und mehr zurück." Die Ursachen sieht er in falschen politischen Entscheidungen und nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "In Österreich gibt es ein zu starres Korsett von Vorschriften und Normen, die den Spielraum für UnternehmerInnen einschränken. Daher verwundert es nicht, dass viele EuropäerInnen in China Startups gründen, da sie dort die besten Wachstumschancen vorfinden."

Im Osten geht die Sonne auf und zwar jeden Tag heller!

Mahrer zufolge holen bestimmte Länder auf. In Süd-Ost Asien gibt es kaum Regulierung. Vor allem China und Indien seien aufstrebende Länder, die sehr viel Geld in die Forschung stecken: "Das ergibt eine unfassbare Dynamik. Die schlechte Nachricht ist, dass wir in Europa zu langsam sind. Wir beschäftigen uns zu sehr mit uns selbst, wir regulieren uns zu Tode", warnt Mahrer. Ihm zufolge sei die unternehmerische Freiheit in Österreich und in der gesamten EU zu eingeschränkt. Dies könne man nur ändern, wenn die Zuständigen in Österreich und in der EU das Steuer dramatisch herumreißen würden. Dann könne Europa auch langfristig mit China und Indien mithalten.

Internet ist die größte Veränderung seit Erfindung des Buchdrucks

Das Medium Internet bietet neue Möglichkeiten, die es mehr und mehr zu nützen gilt. Wissen kann in einer einfachen Weise geteilt werden. Dies eröffne ganz neue Dimensionen für die Forschung: man kann auf bereits gemachte Studien zurückgreifen und die Daten in anderen Zusammenhängen neu verwerten. Auch das traditionelle Bild von produzierenden Unternehmen wird sich Mahrer zufolge verändern: "Produzierende Werkstätten wird es in Zukunft kaum noch geben. Das Bild der heutigen Marktführer hat nichts mehr mit dem traditionellen Verständnis von Unternehmen zu tun: es gibt heute Handelsunternehmen ganz ohne Inventar, Marktführer im Immobiliensektor ohne Immobilien..."

Für den Bankensektor hat das ebenfalls Auswirkungen und da ist auch der Raiffeisensektor gefordert. Der Weg in das neue Zeitalter führt über Bildung, Forschung und Entwicklung.

Einen großen Vorteil hat Österreich: die regionalen Netzwerke und das Vertrauen in regionale Kreisläufe. Hier müsse angesetzt werden um mit der Entwicklung mitzuhalten.

Bis zum Schluss bleibt klar: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, kann man den heutigen Wohlstand nicht erhalten", gibt sich Mahrer überzeugt.

Generaldirektor Paul Gasser teilt die Ansichten Mahrers. Er ist von der Notwendigkeit eines Umdenkens überzeugt und meint: "Wir sind gut aufgestellt und bereit für innere und äußere Veränderungen. Die große Herausforderung ist sicherlich, all unsere MitarbeiterInnen in die zu erwartende Dynamik einzubinden und die Aus- und Weiterbildung zu fördern, um für die anstehenden Veränderungen fit zu bleiben."