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Günter Mair: „Bei Nachhaltigkeit einen Schritt voraus.“

Günter Mair ist seit 1. Mai dieses Jahres der Direktor der Raiffeisenkasse Bozen. Im Interview verrät er was es ihm bedeutet Direktor dieser Bank zu sein, die am 4. Oktober das 125jährige Bestehen gefeiert hat.

Raiffeisen Nachrichten: Die Raiffeisenkasse Bozen zählt zu den ältesten Raiffeisenkassen in Südtirol. Können Sie uns kurz die Eckdaten der Bank verraten?

Günter Mair: Ja, am 4. Oktober haben wir das 125jährige Bestehen gefeiert. Die zweitgrößte Raiffeisenkasse in Südtirol hat 3300 Mitglieder, 25.000 Kunden in Bozen und Jenesien, 1,8 Mrd. Kunden-Geschäftsvolumen, 120 Mio. Eigenkapital, ca. 870 Mio. Einlagen und ca. 730 Mio. Kredite, die gerade laufen. Aufgrund dieses Investitionsverhältnisses verfügen wir über Spielraum für unsere Mitglieder und Kunden. Es gibt derzeit zahlreiche Herausforderungen wie steigende Preise und Inflation. Sie liegen zwar nicht in unserem Einflussbereich, aber wir verfolgend die Situation aufmerksam. Die Bank steht auf soliden Beinen, wir haben auch die vergangenen zwei Jahre gut überstanden. Das verdanken wir der gewählten Strategie der letzten Jahre und auch dem Verantwortungsbewusstsein unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Welches waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine der Raiffeisenkasse Bozen?

Günter Mair: Die eigentlichen Helden sind für mich jene Menschen, die vor 125 Jahren, die Kasse gegründet haben. Es waren Zeiten, die wir uns gar nicht vorstellen können. Aus den Protokollen in unserem Archiv geht hervor, dass die Gründer noch persönlich mit ihrem Hab und Gut gehaftet haben. Das Modell Raiffeisen funktioniert auch heute noch und ist weiterhin Vorbild - auch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Über unseren Förderverein Ethical Banking fördern wir beispielsweise nachhaltige, lokale Projekte. Das Projekt „Bäume statt Zinsen“ hat ein Mitarbeiter von uns entwickelt. Diese Bäume werden nicht in einem Urwald gepflanzt, wo es möglicherweise auch notwendig wäre, sondern im Vinschgau und alle unsere Mitglieder und Kunden können dort hingehen und schauen, wie aufgeforstet wird. Im Bereich Nachhaltigkeit sind wir sicherlich einen Schritt voraus. Und für Nachhaltigkeit kann jeder von uns jeden Tag etwas tun.

Seit Mai dieses Jahres sind Sie Direktor der Raiffeisenkasse Bozen, wie geht es Ihnen in Ihrer Rolle?

Günter Mair: Ich war seit geraumer Zeit Vizedirektor der Raiffeisenkasse Bozen und zuvor lange Zeit als Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen der Bank tätig. Das kommt mir jetzt sehr entgegen: ich kenne den Betrieb, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mitglieder und die Kunden. Eine Herausforderung ist es derzeit, die bisherigen Aufgaben als Vizedirektor abzutreten. Mein Ziel ist es,  jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, damit sie in neue Aufgaben hineinwachsen und fit für künftige Führungspositionen werden.

War es immer schon Ihr Ziel Direktor zu werden?

Günter Mair: Eigentlich nicht. Die Zeit unter dem früheren Direktor Hansjörg Windegger und die Jahre als Vizedirektor an der Seite von Erich Innerbichler waren für mich sehr lehrreich. Die beiden Herren waren meine Lehrmeister in vielen Dingen. Die Ausbildung und die Erfahrungen in den letzten Jahren ließen in mir den Wunsch reifen, auch diesen letzten Schritt zu machen. Im Laufe des Bewerbungsprozesses ist das Ziel immer klarer geworden. Der Verwaltungsrat und der Aufsichtsrat der Raiffeisenkasse Bozen haben mir letztendlich das Vertrauen geschenkt.

Gibt es etwas das Sie in Ihrer neuen Position überrascht hat?

Günter Mair: Ich arbeite seit über 30 Jahren in der Raiffeisenkasse Bozen und bin mit allen Mitarbeitenden per du. Trotzdem sehen mich jetzt viele anders, auch wenn ich für mich noch immer derselbe bin. Das hat mich überrascht. Schön finde ich, dass ich als Direktor nicht mehr so nahe an den Details sein kann.

Was bedeutet Führung für Sie?

Günter Mair: Mir ist es wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern und zu unterstützen. Sie sind das Kapital des Betriebes. Meine wichtigste Aufgabe ist es, wie gesagt, besonders die jüngeren von ihnen zu großartigen Führungskräften zu machen.

Mit welchen Herausforderungen sind Sie derzeit konfrontiert?

Günter Mair: Wie gesagt, wir beobachten derzeit die Zinsentwicklung und die Preissteigerungen genau. Wir haben Glück, in einem soliden und strapazierfähigen Wirtschaftsraum tätig zu sein. Intern sind wir mit der Stärkung der Organisation und mit der Umsetzung der neuen Richtlinien der europäischen Bankenaufsicht beschäftigt.

Was bedeutet es für Sie in einer Genossenschaftsbank zu arbeiten?

Günter Mair: Es freut mich sehr, in einer Genossenschaftsbank zu arbeiten und finde, dass die Raiffeisenkassen ein attraktiver Arbeitgeber sind. Abgesehen von der fairen Entlohnung bieten wir Zusatzleistungen wie Krankenversicherung, Zusatzrentenfonds und zahlreiche Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Raiffeisenkasse Bozen ist zusätzlich ein Vorbild an Freundlichkeit, Schnelligkeit, Kundenorientierung und bescheidenem Auftritt.

Wo finden Sie Ausgleich zu Ihrer Arbeit?

Günter Mair: Ich bin ein Technikfreak und daher gerne außerhalb der Arbeitszeit damit beschäftigt. Wanderungen, Radfahren und Laufen sind für mich ein guter Ausgleich. Als Fan von Sand, Meer und Seen verreise ich gerne, sobald sich die Möglichkeit ergibt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Raiffeisenkasse Bozen?

Günter Mair: Dass sie auch die nächsten 125 Jahre gut übersteht.

Vielen Dank für das Gespräch!