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Hufnagl: „Unser Gehirn braucht immer wieder Ruhe und Muse!“

„Immer mehr, immer schneller und alles gleichzeitig, das bedeutet nicht hirngerecht zu arbeiten!“ ist der renommierte Hirnforscher Bernd Hufnagl überzeugt. Bei der Sommerveranstaltung des Raiffeisen InvestmentClubs plädierte er für mehr Geduld und Achtsamkeit im hektischen Arbeitsalltag.

Multitasking soll eigentlich die Effizienz und Produktivität steigern, tatsächlich führt die gleichzeitige Arbeit an mehreren Aufgaben zu einem Konzentrations- und Leistungsverlust erklärte Bernd Hufnagl in seinem Vortrag „Besser fix als fertig: Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking“. Abgelenkt durch E-Mails, Telefonate oder andere Störfaktoren, schaffen wir es ihm zufolge gerade noch mal 11 Minuten, uns konzentriert einer Sache zu widmen.

Biologisches Erbe wirkt auch heute

Wir sind von unserer Biologie auf Ablenkung programmiert. Viele Prozesse und spezialisierte Areale in unserem Gehirn, die sich im Laufe unserer Evolutionsgeschichte entwickelt und bewährt haben, wie das Gedächtnis, das Belohnungssystem, der Fluchtreflex u.a.m. wirken auch heute noch in uns, unterstrich der Hirnforscher. So führt der Neugiertrieb beispielsweise dazu, dass wir permanent die zwanghafte Sorge haben, etwas zu versäumen, bekannt als "Fear of missing out"-Phänomen (abgekürzt FOMO), das besonders mit dem Konsum von modernen Technologien und sozialen Netzwerken einhergeht. In unserer modernen, digitalen und beschleunigten (Arbeits)welt tappen wir oft in diese biologischen Fallen, was sich negativ auswirken kann.

Negative Folgen

Der permanente Wechsel zwischen Tätigkeiten führt dazu, dass das Gehirn rasant zwischen den Aufgaben hin und herwechselt - das bedeutet Effizienzverlust. Wir können infolge Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden. Aufmerksamkeitsstörungen, Stresssymptome und psychische Erkrankungen nehmen zu, während die Belastbarkeit und die Fähigkeit, Zuzuhören und Empathie zu empfinden, abnehmen. Unser Gehirn brauche zwischendurch Ruhepausen, wo es "nicht funktionieren" und keine To-do-Listen abhaken muss.

Spielregeln helfen

Hufnagl empfiehlt die folgenden Dinge, um wechselseitige Ablenkung zu minimieren und den Arbeitsalltag besser zu bewältigen:

  • Spielregeln im Umgang mit E-Mails einführen,
  • Eliminieren von Störfaktoren wie Pop-ups,
  • kontrollierter Gebrauch des Smartphones.
  • Nicht-Ziele definieren und bewusst festlegen, was man nicht tun will,
  • sich immer wieder kurze Auszeiten und Tagträume gönnen

Die Sommerveranstaltung des Raiffeisen InvestmentClubs in der Raffeiner Orchideenwelt in Gargazon war sehr gut besucht.

Dr. Bernd Hufnagl

Bernd Hufnagl studierte Biologie und Medizin und war zehn Jahre lang am Wiener Allgemeinen Krankenhaus in der Hirnforschung tätig. Seit 2003 widmet er sich dem Zusammenhang zwischen Gesundheit und Arbeitswelt und betreut mit seinem Team namhafte internationale Unternehmen. Er ist Autor des Buches "Besser fix als fertig! Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking". Leicht verständlich zeigt er darin auf, wie man die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Arbeitswelt nutzen kann.

 

Die Herbstveranstaltungen finden am 07. November im Brixner Unternehmen Frener & Reifer und am 08. November im Bozner H2 Wasserstoffzentrum zum Thema "Nachhaltig anlegen" statt.