Obst
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Johann Tappeiner: "Liege mit dem integrierten Anbau richtig"

Der Latscher Obstbauer Johann Tappeiner wurde von der EURAC zum Wiesenmeister ernannt, denn auf seiner Apfelwiese haben die Experten mehr als 25 Pflanzenarten festgestellt.

Seifenkraut, Gundelrebe, Scharfer Hahnenfuß, Kriechendes Fingerkraut: 25 verschiedene Blumen und Gräser haben die Experten der EURAC in der Apfelanlage von Johann Tappeiner auf einer Fläche von 2 mal 8 Metern gezählt und mindestens zehn weitere Pflanzenarten befinden sich außerhalb der untersuchten Fläche. Der 67-jährige Latscher Bauer ist somit ein von der EURAC ausgezeichneter Wiesenmeister. Das Südtiroler Apfelkonsortium hat Johann Tappeiner, der Mitglied bei der Obstgenossenschaft MIVOR ist, in seiner Golden-Delicious-Apfelwiese, am Bierkellerweg in Latsch besucht und interviewt.

Herr Tappeiner, haben Sie eine Lieblingsblume in Ihrer Anlage?

Johann Tappeiner: Ja, die gibt es. Das Mädesüß. Es erinnert mich an meine Kindheit. Wir haben als Kinder oft am Bachufer gespielt und es dort gesehen. Es ist ein Heilkraut, das anscheinend schmerzstillende Substanzen enthält. Aber auch zum Rainfarn – mit seinen gelben Knöpfen – habe ich einen besonderen Bezug.  Wir haben es immer in die Kräuterbuschen gebunden. Es ist eine Kompasspflanze, das seine Blätter bei vollem Sonnenlicht genau nach Süden ausrichtet.

Die Forscher der EURAC haben in Ihrer Apfelanlage mehr als 25 verschiedene Pflanzenarten gefunden, kannten Sie alle?

Johann Tappeiner: Nein, nur teilweise. Ich habe ein Blumenbestimmungsbuch, in dem ich oft nachschlage, aber alle kannte ich dennoch nicht.

Die Artenvielfalt scheint Ihnen ein wichtiges Anliegen zu sein...

Johann Tappeiner: Ich denke, die ist jedem Bauer ein wichtiges Anliegen, nicht nur mir...

Was aber fasziniert Sie daran?

Johann Tappeiner: Es freut mich. Es ist eine persönliche Genugtuung, darum achte ich darauf. Ich beobachte und experimentiere. Schauen Sie zum Beispiel die Brennnessel: Darauf legen die Schmetterlinge ihre Eier ab und man kann die frisch geschlüpften, kleinen Raupen beobachten, wie sie an den Blättern fressen und immer größer werden, bis sie sich verpuppen und neue Schmetterlinge schlüpfen. Das hat zur Folge, dass Insektizide gegen Raupen in meiner Apfelwiese tabu sind.

Eine besondere Beobachtung haben Sie in Zusammenhang mit den Margeriten gemacht...

Johann Tappeiner: Ja, es gab eine weiße Amsel, die mehrmals in meinen Apfelbäumen gebrütet hat. Der Südtiroler Vogelkundler Oskar Niederfrinigerhat mir erklärt, dass dies sehr selten sei. Weiße Amseln sind wegen der auffälligen Farbe eine beliebte Beute für Greifvögel. Anscheinend haben die Margeriten in meiner Anlage beigetragen, dass sie sich so gut tarnen konnte. 

Wie gelingt es Ihnen die Artenvielfalt zu erhalten?

Johann Tappeiner: Ich mähe meine Anlage alternierend. Das heißt: in jeder zweiten  Fahrgasse wachsen die Blumen und Gräser so lange, bis sie verblüht sind und Samen abfallen. Erst dann wird gemulcht. Im Folgejahr wird die Reihe zusätzlich gewechselt. Besondere Pflanzen, zum Beispiel die Margeriten, lasse ich stehen und mähe sie nicht ab. Und ich verzichte auf Herbizide.

Sie sind aber kein Biobauer, sondern arbeiten nach den Richtlinien der Integrierten Produktion...

Johann Tappeiner: Das ist richtig. Ich hab auch schon überlegt, auf den Bioanbau umzusteigen, aber ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mit dem Integrierten Anbau genau richtig liege. Diese Anbauweise hat sich über die Jahrzehnte immer weiter verbessert und sorgt dafür, dass wir integriert wirtschaftenden Bauern wirklich verantwortungsvoll und naturnah arbeiten können. Etwa mit dem Einsatz von Nützlingen und vielen anderen naturnahen Anbaumethoden, sodass Pflanzenschutzmittel nur sehr sparsam und gezielt angewandt werden. Mir ist die Vielfalt und Naturnähe grundsätzlich ein Anliegen, nicht nur bei den Pflanzen. Ich selber wohne zum Beispiel in einem Bio-Haus, bei dem nur recycelbare Materialien verwendet wurden.

Interview: Südtiroler Apfelkonsortium