Pionierinnen aus der Schweiz und Deutschland stellten die ersten Coworking-Räume mit Kinderbetreuung vor. Die Mütter und Unternehmerinnen sind selbst aktiv geworden, da dieses Thema von Politik und Gesellschaft bislang nicht angegangen worden ist. Während anfangs auch eine Crowdfunding-Kampagne gemacht wurde, um das benötigte Startkapital zu sammeln, funktionierte das Geschäftsmodell in der Schweiz bald so gut, dass ein weiterer Coworking-Raum mit Kinderbetreuung eröffnet werden konnte.
Ein wichtiger Aspekt in der Schweiz war, dass die Eltern im selben Gebäude arbeiten, wo die Kinder untergebracht sind.
Ein Jungunternehmer des Coworking-Raums „Limes Farm“ in Valcamonica in Italien berichtete, dass man bereits letztes Jahr eine Kinderbetreuung einrichten wollte, es aber bislang aufgrund zahlreicher bürokratischer Vorgaben noch nicht geschafft hat. Die Interessierten hoffen, dass dies bis zum Jahresende gelingt. Somit könne man besser gut ausgebildete junge Mütter und Väter im ländlichen Raum halten bzw. nach dem Studium zurückgewinnen und sie in ein interessantes Arbeitsumfeld integrieren.
In Zeiten des Fachkräftemangels erkennt die Wirtschaft immer mehr die Wichtigkeit von Betreuungsangeboten, um verstärkt Frauen, die immer noch den Großteil der Care-Arbeit erledigen, in den Arbeitsmarkt zu integrieren. In einer Umfrage von COWORCare im Winter 2023 über das Interesse an Coworking und Betreuung gaben rund 10% der befragten Frauen an, dass sie aufgrund fehlender Kinderbetreuung nicht arbeiten gehen können, obwohl sie es wünschen.
Im Rahmen der Diskussion mit Expertinnen und Experten wurde angeregt, mehr Vorbilder zu unterstützen und auch Private-Public-Partnerships zur Etablierung von Coworking-Räumen mit Betreuung zu nutzen. „Auch wenn jetzt noch die Kinderbetreuung im Vordergrund steht, da die Coworkerinnen und Coworker überwiegend jung sind, wird perspektivisch demnächst die Seniorenbetreuung eine ungleich größere Herausforderung werden. Dies sollte von Anfang an mitgedacht werden“, unterstrich Ulrich Höllrigl, Geschäftsführer der Plattform Land. Um dies in der Praxis in Südtirol zu testen, organisiert die Plattform Land im Herbst einen Testversuch mit Kinderbetreuung im Coworking-Raum der BASIS Vinschgau. Zudem wird im Rahmen des Projekts eine interaktive alpenweite Übersichtskarte über alle Coworking-Räume mit Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Senioren in der näheren Umgebung erarbeitet und veröffentlicht werden.
Das EU-Projekt COWORCare mit Partnern aus dem Alpenraum hat zum Ziel, eine EUSALP-weite Informationsplattform für Coworking-Räume mit Betreuungsmöglichkeiten in der Nähe aufzuzeigen und entsprechend über das Thema zu sensibilisieren.