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Kellerei Kaltern ist jetzt FAIR’N GREEN

Als erste Genossenschaft weltweit wurde die Kellerei Kaltern Anfang Februar mit dem Siegel FAIR’N GREEN ausgezeichnet. Zugleich wurde das Label auch zum ersten Mal nach Italien vergeben.

Die wichtigsten Ziele des in Deutschland 2013 von Vorzeigebetrieben gegründeten Siegels sind Umweltschutz und naturnaher Weinbau sowie die Diversität und der Schutz der natürlichen Ressourcen. Eingefordert werden ebenfalls faire Löhne, soziales Engagement und gesellschaftliche Verantwortung.

Für die Genossenschaft am Kalterer See nichts Neues: Schon seit der Gründung vor 120 Jahren stand der Erhalt des Dorfes und der Traditionen sowie die Gemeinschaft der Weinbauern im Vordergrund. Heute zählt die Kellerei Kaltern zu den führenden Kellereien Südtirols. „Wir arbeiten in vielen Bereichen bereits nachhaltig, aber Nachhaltigkeit ist ein inflationär gebrauchter Begriff. Deshalb wollen wir unsere Bemühungen mess- und nachvollziehbar machen. FAIR’N GREEN ist das System, das für uns am transparentesten und am konsequentesten arbeitet“, erklärte Tobias Zingerle, Geschäftsführer der Kellerei Kaltern, bei der Verleihung des Labels am 7. Februar in der Kellerei Kaltern.
 
Messbar und transparent machen

Das Konzept der Nachhaltigkeit ist in Kaltern kein vorübergehender Trend, sondern wird seit über 100 Jahren im Alltag gelebt. Die Zusammenarbeit mit FAIR’N GREEN ermöglicht der Kellerei Kaltern, bisher selbstverständliche Strukturen in einen messbaren und transparenten Rahmen zu bringen. In Südtirol und speziell in Kaltern wird seit über 2.000 Jahren Weinbau in kleinen Strukturen betrieben – die durchschnittliche Anbaufläche der Bauern beträgt 0,7 Hektar. „Dies soll so bleiben. FAIR’N GREEN unterstützt uns in unseren Bestrebungen, die Voraussetzungen dafür zu erhalten und auszubauen“, so Tobias Zingerle. Einige der besten Lagen am Kalterer See werden schon jetzt biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet. Auch das Heimatbewusstsein haben die Kalterer schon seit jeher und schützen in dieser Wertehaltung sowohl Natur als auch Traditionen.

Erste Genossenschaft mit FAIR’N GREEN

FAIR’N GREEN hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, als zum Standard für Nachhaltigkeitszertifizierungen in Europa zu werden. Das von einigen der renommiertesten deutschen Winzer selbst gegründete Siegel ist auf dem besten Weg dazu, genau dies zu erreichen. Bisher wurde es an Weingüter aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz verliehen. Die Kellerei Kaltern ist das erste Mitglied aus Italien sowie die erste Genossenschaft, die das FAIR’N GREEN-Markenzeichen tragen darf.
Für die Zertifizierung werden die Bereiche Betriebsführung, Umwelt, Gesellschaft und Wertschöpfungskette unter die Lupe genommen. Inhaber des Siegels müssen Prozesse etablieren, um die gesamte Betriebsführung, die Arbeit im Weinberg, die Kellerwirtschaft sowie die Vermarktung stetig zu verbessern – im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung.
„Allerdings darf beim Bestimmen der Kennzahlen und der Ausarbeitung eines Wirtschaftsplans nicht nur der Profit im Vordergrund stehen. Vielmehr gilt es, auch an die kommenden Generationen zu denken“, betonte Christian Sinn, Obmann der Kellerei Kaltern, der derzeit seinen eigenen Weinbetrieb von konventionellem auf biologischen Weinbau umstellt.

Nachhaltigkeit verbindet

Keith Ulrich, der Präsident von FAIR’N GREEN konstatierte bei der Vorstellung: „Wir als FAIR’N GREEN sind stolz darauf, dass wir mit der Kellerei Kaltern sowohl unseren ersten italienischen Betrieb, als auch unsere erste Genossenschaft zertifiziert haben. Das Thema Nachhaltigkeit ist für die große Anzahl der Mitglieder das verbindende Element und die Kellerei Kaltern setzt damit ein klares Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit auch für die gesamte Region.“

Mitglieder stehen dahinter

Auch die Mitglieder der Kellerei stehen hinter den ehrgeizigen Bestrebungen der Kellerei im Rahmen von FAIR’N GREEN. „Guter Wein beginnt mit gutem Boden, Voraussetzung dafür ist eine hohe Biodiversität im Weingarten und ein Weingarten im Gleichgewicht benötigt keine Herbizide“, sagt zum Beispiel Paul Dissertori, der einen biodynamischen Weinbaubetrieb führt. Für Arnold Gschnell, Mitglied der Kellerei Kaltern und Hobby-Weinbauer in dritter Generation, bilden Kultur und Gemeinschaftssinn im Dorfes die Basis für die Weine. „Mein Engagement gilt daher dem Erhalt unserer Kultur. Das ist unser Erfolg“, sagt Arnold Gschnell. Lukas Rainer, Fachlehrer an der Laimburg und Weinbauer mit Leib und Seele hingegen meint: „Der Indikator für die Schadstoffbelastung, der sogenannte Toxic Load Indicator, zeigt uns deutlich die Wirkung von Pestizidwirkstoffen auf unsere Umwelt. Wer respektvoll mit der Natur umgeht, verzichtet daher konsequent auf Herbizide – und das lehre ich auch meinen Studenten.“