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Kommunikation bestimmt Lebensqualität

Der Kommunikationswissenschaftler, Moderator und Trainer Moritz Küffner bietet im Juni ein Webinar an zum Thema: Was ich mache kommt gut an - souverän punkten im Leben! Wir haben vorab mit ihm gesprochen und erfahren, worauf es im Austausch mit anderen ankommt.

Raiffeisen Nachrichten: Was erwartet die TeilnehmerInnen des Seminars? Können Sie uns schon jetzt ein wenig verraten, wie man im Leben souverän punktet?

Moritz Küffner: Ich bin ein großer Fan der Präsenz. Kommunikation findet immer im „Hier und Jetzt“ statt, daher lege ich die exakten Inhalte von Veranstaltungen erst kurz vorher fest. Die Richtung ist jedoch jetzt schon klar: Meiner Erfahrung nach, verkaufen wir uns alle ein bisschen unter den Möglichkeiten. Ein paar „Naturals“ ausgenommen, die sich leichttun vor anderen zu sprechen. Für alle anderen gilt: wir haben zwar Sprechen gelernt, nicht aber Kommunikation.

In den 45 Minuten, die mir zur Verfügung stehen, möchte ich Impulse liefern, denn Kommunikation ist mehr als reden. Neben der rein verbalen Kommunikation gibt es die paraverbale und die nonverbale Kommunikation, die über 90 Prozent ausmachen. Da wird schnell klar, dass die meisten von uns mit einem begrenzten Repertoire kommunizieren. Die Aufmerksamkeits- und Kommunikationsforschung hat in den letzten 50 Jahren enorm viel rausgefunden. Das können wir alles lernen und für unsere Lebensführung nutzen. Da geht es um das berufliche Miteinander mit meinen Vorgesetzten, Kollegen, Kunden am Schalter, genauso wie mit meinen Familienangehörigen, Eltern, Geschwistern, Kindern, Nachbarn. All das, was unser Leben lebenswert macht, ist Kommunikation.

Was heißt das konkret?

Moritz Küffner: Kommunikation bedeutet Verbindungsqualität. Mit Hilfe von Kommunikation kann man Brücken bauen und sobald man weiß, wie das geht, läuft der Austausch untereinander besser und ich verstehe, warum meine Kommunikation beim anderen ankommt oder nicht. Das haben die meisten von uns weder von den Eltern mitbekommen noch in der Schule gelernt.

Sie sprechen von zwei Ebenen der Kommunikation…

Moritz Küffner: Ja, es gibt die Sach- und die Beziehungsebene, die sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, ich muss immer sachlich bleiben und Emotionen ausschalten. Wenn ich eine 2 Euro-Münze auf den Boden lege, kann ich auch nicht nur die Zahl aufheben. Ein Ding der Unmöglichkeit. Und genauso ist es auch in der Kommunikation: man kann die Sach- nicht von der Beziehungsebene trennen. Man kann den Fokus bewusst verschieben, aber wenn auf der Beziehungsebene eine Störung vorliegt - und darüber werde ich reden - können ganz viele nicht mehr auf die Fakten schauen. Die erreichen sie nicht mehr.

Und wie geht Kommunikation in Zeiten der Coronakrise, wenn ein Großteil des Gesichts bedeckt ist?

Moritz Küffner: Durch die Gesichtsmasken ist die Ebene der nonverbalen Kommunikation, die sehr viel ausmacht, extrem limitiert. Der Großteil unserer Mimik ist ausgeschaltet. Dies sorgt unbewusst für Verunsicherung, weil uns ein großer Teil der Kommunikation fehlt, die wir unbewusst aufnehmen, wie die Mundwinkel, die uns zeigen, ob der andere etwas ironisch meint oder nicht.

Gibt es allgemein gültige Richtlinien für gelingende Kommunikation?

Moritz Küffner: Ich weiß, man hätte am liebsten einen 10-Punkte-Plan der gelingenden Kommunikation. Doch Kommunikation ist immer auch ein großes sowohl-als-auch. Es gibt Dinge, auf die man ganz klar hinweisen kann. Für andere Dinge ist learning by doing angesagt. Das gilt auch für die Kommunikation mit Masken. Am sinnvollsten allerdings wäre es, die Masken so schnell wie möglich wieder loszuwerden.

Ist Kommunikation nicht immer auch Persönlichkeit?

Moritz Küffner: Sowohl als auch, es geht um Persönlichkeit und um Kommunikation. Denn jede Äußerung ist, bevor sie nach außen geht, eine „Innerung“, die in mir stattgefunden hat. Wenn ich eine kraftvolle innere Haltung habe, wird auch die Äußerung mit großer Wahrscheinlichkeit kraftvoll und klar sein. Wir sind immer auf beiden Ebenen unterwegs. Das heißt, meine innere Klarheit und Kraft hängt damit zusammen, ob ich eine innere Orientierung habe. Im gesamten Leben stehen wir mit anderen Menschen in Verbindung. Kommunikation ist das Verbindungselement. Und die Qualität dieses Verbindungselements bestimmt die Qualität meines Lebens.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Moritz Küffner: Viele Menschen machen die Erfahrung, dass sie sehr viel wissen, jedoch nicht gut ankommen. Es kann sein, dass sie immer, wenn sie ihr Fachwissen rüberbringen, so konzentriert sind, dass sie dabei vergessen zu lächeln. Sobald ich solche Zusammenhänge verstanden habe, ist die innere Transformation in der Regel unterwegs, wenn ich möchte. Denn es muss auch ein Wollen da sein, der Wille zu Investition, denn nur wer säht kann ernten.

Und was ist von Smalltalk zu halten?

Moritz Küffner: Smalltalk wird von vielen belächelt und abgewertet. Will ich besser ankommen, muss ich allerdings wissen, dass Smalltalk Brücken für eine bessere Kommunikation bauen kann und in 99 von 100 Fällen auch baut. Smalltalk heißt, zuhören, wie es dem anderen geht, wo er gerade steht und was im wichtig ist. Einfach ein kurzes Andocken, auch kurz was von mir erzählen. Und dann, wenn ich die Beziehungsebene gepflegt habe, dann macht es Sinn auf die Sachebene zu gehen. Wenn es schwierig wird in der Kommunikation, wird mir eine nicht gepflegte Beziehungsebene wie ein Bumerang um die Ohren fliegen. Und dann kann ich nicht mehr souverän punkten.