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Kräuterweihe am 15. August

Traditionsgemäß bringen Bauern in Südtirol am 15. August, am Hochunserfrau-Tag, zu einem Strauss gebundene Kräuter aus dem eigenen Garten zur Weihe in die Kirche. Was hinter dieser Tradition steckt, erläutert Rita von Unterrichter vom Hof Kampan in Sarns bei Brixen.

Blumen und Kräuter aus dem Bauerngarten haben eine lange Tradition. Die Hof- und Gartenführerin Rita von Unterrichter vom Hof Kampan aus Sarns bei Brixen sagt darüber: "Neben der Bibel handeln die ersten gedruckten Bücher von der Heilkraft der Kräuter. Meine Gäste sind immer wieder fasziniert, wenn ich ihnen von den vielen Anwendungsmöglichkeiten der Kräuter aus meinen Hausgarten erzähle." Die Bäuerin kennt den Brauch des Kräuterbuschn, der am 15. August zu Mariä Himmelfahrt zur Weihe in die Kirche gebracht genau: "Der Brauch der Kräuterweihe geht im Christentum auf eine Legende zurück: Als die Apostel nach dem Tod und der Himmelfahrt Mariens deren Sarg öffneten, war dieser voll mit Lilien, Rosen und Kräutern aus Mariens Garten gefüllt."

Einer Aussendung der Südtiroler Bäuerinnenorganisation zufolge, variiert die Zahl der Kräuter je nach Gegend. Auf alle Fälle sollte es eine symbolische oder eine heilige Zahl sein. Drei Kräuter stehen für die Dreifaltigkeit, sieben Kräuter für die sieben Sakramente und zwölf Kräuter für die Anzahl der Apostel. Auch die Vervielfältigung dieser heiligen Zahlen ist heute noch überliefert. Meist werden sieben Kräuter hineingebunden. Beliebt sind die Königskerze, Johanneskraut, Rainfarn, Eberraute, Frauenmantel, Beifuß, Schafgarbe. "Nach der Weihe in der Kirche," so Rita von Unterrichter, "wird der kunstvoll gebundene Strauß getrocknet und im Herrgottswinkel der Stube für ein Jahr aufbewahrt, was Glück und Segen, Gesundheit für Mensch und Vieh bringen, und Unheil fernhalten soll. Fein zerriebene Blätter werden dem kranken Vieh ins Futter gegeben, um so den Segen der Kirche auch auf das Vieh zu übertragen."

In Südtirol führen vor allem die Frauen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation diese Tradition weiter.