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Ländliche Entwicklung: Plattform Land besucht Graubünden

Vertreter der Plattform Land haben sich in Graubünden mit Regionalentwicklern, Unternehmern und zuständigen Förderstellen getroffen und interessante Initiativen kennengelernt.

Den ländlichen Raum zu stärken, ist das Ziel der Plattform Land in Südtirol. Ähnlich wie in Südtirol arbeitet auch Graubünden intensiv an der Aufwertung des ländlichen Raumes. Dabei setzen die Verantwortlichen besonders auf die Stärkung regionaler Kreisläufe, Innovationen, die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort und eine höhere Wertschöpfung. Ein Schwerpunkt der Schweizer Politik für den ländlichen Raum ist die Ansiedelung von neuen Unternehmen. Vor Jahren hat das Technologieunternehmen Trumpf einen seiner zwei Schweizer Sitze nach Grüsch verlegt, wo es heute über 500 Mitarbeiter beschäftigt. Mit dem Unternehmen haben sich auch Zulieferfirmen angesiedelt, die wiederum eine Reihe von Arbeitsplätzen geschaffen haben. Darüber hinaus ist im Umfeld des Unternehmens ein Innovationszentrum gegründet worden, das Startups und junge Unternehmer unterstützt, Büroräume anbietet und Highspeed-Internetanschlüsse zur Verfügung stellt.

Regionale Produkte

Ein zweiter Schwerpunkt ist in Graubünden die Vermarktung regionaler Produkte. Das Unternehmen Alpinavera vermarktet Produkte vom Berg, die hohe Qualitätsstandards erfüllen müssen. „Die Produkte müssen nicht nur aus der Region kommen, sondern auch dort verarbeitet werden. Dadurch steigt die Wertschöpfung vor Ort“, sagte Jasmine Said-Bucher von Alpinavera. In der Bauwirtschaft wird verstärkt heimischen Rohstoffen, besonders bei Holz, der Vorzug gegeben und bei Arbeiten - soweit möglich - lokale Handwerker eingesetzt, die noch über das Wissen der traditionellen Verarbeitung verfügen. Dies wurde bei einem Rundgang durch das Bergdorf Vrin vom Schweizer Architekten Gion A. Caminada, der auch in Südtirol tätig war, anschaulich demonstriert.

Tourismus ist wichtige Säule

In Scoul/Martina im Unterengadin ist der Tourismus die wichtigste wirtschaftliche Säule. Um den Tourismus weiterzuentwickeln, setzen die Verantwortlichen auf eine bessere Erreichbarkeit - durch eine neue Anbindung an die Restschweiz, aber auch an das Ausland. Dank des  Vereinatunnels hat sich die Fahrzeit nach Zürich um über 1,5 Stunden verkürzt. Ähnliches könnte in Zukunft durch eine neue Zugverbindung nach Mals erreicht werden. Diese Diskussion wird in der Schweiz mit großem Interesse verfolgt.

Lokale Stärken

Auf lokale Stärken setzten, das machen Betriebe auch im Bergdorf Tschlin. Dort haben sich 32 Unternehmen aus verschiedenen Sektoren zu Bun Tschlin zusammengeschlossen. Unter einer Dachmarke werden dort verschiedene Produkte vermarktet. Am erfolgreichsten ist die Brauerei Biera Engiadinaisa, die ihr biologisches, ausschließlich aus Graubündner Gerste gebrautes Bier in der ganzen Schweiz vertreibt – eine Idee, die es auch in Südtirol gibt.

Nicht alles Gold ...

Doch auch in der Schweiz ist nicht alles Gold, was glänzt. So haben einige Regionalentwickler kritisiert, dass der Kanton vor allem auf die Unterstützung exportorientierter Unternehmen setzt statt die kleinen Betriebe zu fördern. Das müsse sich in Zukunft ändern. „Schließlich sind es die engagierten Menschen vor Ort, die im ländlichen Raum die Entwicklung vorantreiben und deren Kleinprojekte im Hinblick auf eine Stärkung des ländlichen Raums förderwürdig sind“ sagte Thomas Egger, Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB).

Zusammenarbeit weiter fördern

Großen Wert legt Graubünden, ähnlich wie Südtirol, auf die Zusammenarbeit: „Insgesamt hat die Lehrfahrt gezeigt, dass wir in Südtirol gut aufgestellt sind und dass die Kooperation zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren einen wichtigen Beitrag dazu leistet. Dies müssen wir in Zukunft noch verstärkt fördern, auch in Abstimmung mit den Entscheidern und Förderstellen beim Land und den Gemeinden“, sagte der Sprecher der Plattform Land, Leo Tiefenthaler. Dass der Weg, den Südtirol eingeschlagen hat, richtig ist, bestätigt auch Andreas Schatzer. „Bei der Lehrfahrt sind wir erneut zur Überzeugung gelangt, dass sehr viele Initiativen und Maßnahmen, die bei uns in den letzten Jahren in die Wege geleitet und durchgeführt wurden, richtig waren und wir an diesen und auch an neuen Ideen weiterarbeiten müssen“, sagte Andreas Schatzer, Sprecher-Stellvertreter der Plattform Land.

Plattform Land

Die „Plattform Land“ will mit verschiedenen gezielten Maßnahmen den ländlichen Raum in Südtirol stärken. Sie wurde 2013 auf Initiative des Südtiroler Bauernbundes und des Südtiroler Gemeindenverbandes ins Leben gerufen. In der „Plattform Land“ sind, neben den Landesabteilungen für Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft die Handelskammer Bozen sowie die Wirtschaftsverbände lvh, HGV, hds, UVS, VSF und der Raiffeisenverband Südtirol vertreten.