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Luisa Nena: „Und plötzlich surft man …“

Nach rund 100 Tagen in der neuen Position haben wir Luisa Nena gefragt, wie es ihr als Leiterin des Bereichs Personal und Arbeitsrecht beim Raiffeisenverband Südtirol geht.

Die ersten 100 Tage sind um – wie geht es Ihnen in der neuen Position?

Erstaunlich gut, ich hätte nicht gedacht, dass man sich so schnell an diese neue Realität gewöhnen kann.

Wie würden Sie die ersten 100 Tage als Bereichsleiterin für Personal und Arbeitsrecht spontan in drei Worten ausdrücken?

Auf jeden Fall sehr spannend, interessant und sehr menschlich. Der Faktor Mensch sticht in der neuen Position noch mehr hervor. Das ist der Vorteil des Arbeitsrechts. Es mag zwar einerseits eine trockene Materie sein, andererseits widmet sie sich sehr intensiv dem Faktor Mensch. Als Bereichsleiterin hat man zudem in erster Linie mit Kollegen zu tun.

Die Startphase war also insgesamt positiv?

Ja sehr. Mir fällt da ein Bild dazu ein: eine riesige Surferwelle: man hat sie vor sich und im ersten Moment denkt man „um Himmels willen, was kommt da auf mich zu“ und plötzlich surft man darauf. Das macht natürlich enormen Spaß, wenn man auch großen Respekt davor haben muss.

Wie empfinden Sie den Wechsel in die Führungsebene?

Für mich hat sich nicht viel geändert. Ich bin und bleibe ich. Mein Vorteil war, dass ich den Bereich und die Kollegen schon kannte. Ein paar Kollegen haben mich dann tatsächlich gefragt, ob wir uns jetzt Siezen sollen (schmunzelt). Das ist kein Thema für mich. Mir ist wichtig, dass man sich weiterhin auf Augenhöhe trifft und austauscht. Klarerweise habe ich jetzt mehr Einblicke in übergeordnete Dinge, aber ansonsten bin ich immer noch ich und hoffe, dass dies so rüberkommt und ich als Stütze und Ansprechperson empfunden werde.

Wie fühlen Sie sich als Frau in dieser doch männerdominierten Ebene?

Ich empfinde es als Privileg, wobei es gar kein Privileg sein sollte. Ich vermute mal, dass dieses männerdominierte Umfeld kulturell bedingt ist und sich mit der Zeit sowieso ändern wird: Die Kompetenzen, die verlangt werden, sind de facto keine reinen Männerkompetenzen. Als zweite Frau im Führungskreis habe ich mich allerdings gefragt, wie es wohl der ersten Frau gegangen ist. Für sie war es vermutlich ein größerer Impact.

Gab es einen besonderen Moment, ein Hoppala in dieser Einarbeitungsphase?

Ein spektakuläres Hoppala gab es nicht, bis auf einen Moment: Ich bin im Normalfall ein sehr pünktlicher Mensch und habe meine Termine im Kopf. Vor der Übernahme der neuen Position habe ich kaum im Kalender nachschauen müssen, da ich meine Termine sehr gut unter Kontrolle hatte. Doch die Intensität der Termine hat sich schlagartig verändert. Und da gab es diesen Termin – ich war mir ganz sicher, der ist um 9.00 Uhr. Der war aber schon um halb neun und ich habe mich um 5 Minuten verspätet. Dieser Moment war ein Hoppala, und ich habe eingesehen, dass ich künftig vielleicht doch aktiv meinen Kalender nutzen muss.

Welche Erwartungen haben sich bestätigt?

Erwartungen? Da ist eher diese Freude über die Gestaltungsmöglichkeit. Zunächst war meine Befürchtung: mich braucht es nicht wirklich, ich werde verwalten, managen und Dinge delegieren. Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Ich kann mitwirken und „meinen Bereich“ daher auch gut lenken. Das ist schön, in Anbetracht der Tatsache, dass mir Arbeitsrecht extrem gut gefällt. Jetzt habe ich die Möglichkeit Dinge weiterzuentwickeln - im Rahmen des Möglichen und Sinnvollen. Das ist spannend. Vor allem wenn ich daran denke, was die Zukunft noch bringen wird.

Welche Projekte stehen da an?

Es stehen mehrere Projekte an. Auch der Alltagsbetrieb durch die Pandemie bleibt eine große Herausforderung. Das verlangt von allen Flexibilität und Aufmerksamkeit und braucht viel Unterstützung nach innen und nach außen.

Derzeit läuft ein größeres HR-Management-Projekt, bei dem es um Digitalisierung der Tätigkeiten und Abläufe geht. Hinzu kommen zahlreiche hausinterne Projekte und ein Personalentwicklungsprojekt, das derzeit in den unterschiedlichen Fachbereichen ausgearbeitet wird. Die normale Beratungstätigkeit läuft weiter, immer unter Einbeziehung der Neuerungen in den drei Fachbereichen. So gab es beispielsweise ein neues Haushaltsgesetz mit Steuerreform, Neuerungen bei den Familienunterstützungsmaßnahmen und ständige Änderungen im Bereich Arbeitssicherheit - diese normativen Änderungen müssen angepasst und implementiert werden. Es wird also bestimmt nicht langweilig.

Vielen Dank!