|

Manfred Leiner: „Mit Leib und Seele Genossenschafter“

Manfred Leiner zählt zu jenen Menschen, die sich um das Südtiroler Genossenschaftswesen verdient gemacht haben. Über 33 Jahre lang war er Obmann der Raiffeisenkasse Marling. Zum Genossenschaftswesen ist er, nur per Zufall gekommen erzählt der, heute 83jährige Träger der Raiffeisen Ehrennadel in Gold, im Interview.

Zwei Dinge waren ausschlaggebend für Manfreds Leiners Schritt in die Welt der Genossenschaften. Zum einen war Manfred Leiner einer der wenigen Menschen, die im Jahr 1958 - neben Lehrer, Pfarrer und dem Gemeindearzt – in Marling Matura hatten: „Das haben die Menschen zu schätzen gewusst und mich in den Vorstand der Kellerei gewählt“, erinnert er sich. Zum anderen war da die Teilnahme an einem Festakt zu Ehren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Frankfurt am Main, bei dem Franz Joseph Strauss, damaliger Finanzminister in der Bundesrepublik, und viele Teilnehmer aus aller Welt in ihren Reden ganz begeistert über den Begründer der Genossenschaftsidee gesprochen haben. Leiner: „Da krieg ich heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich dachte, das kann nicht falsch sein, wenn alle so über einen Menschen reden, da muss etwas Gutes dahinterstecken.“

Bereits mit 22 Jahren wurde er in den Vorstand der damaligen Kellereigenossenschaft Marling gewählt, später zum Vorsitzenden der Obstgenossenschaft COFRUM. 1966 kam er in den Vorsitz der Raiffeisenkasse Marling und übernahm schließlich die Obmannschaft der Bank. Daneben arbeitete Leiner im Verwaltungsrat des Raiffeisenverbandes Südtirol und der Raiffeisen Landesbank Südtirol. Als seine wichtigste Position innerhalb der Raiffeisenorganisation bezeichnet er heute die 33 Jahre als Obmann der Raiffeisenkasse Marling.

In diese Zeit fällt der Neubau des Sitzes und die Errichtung der Filiale „Gampenstraße“ 1976. Leiner im Rückblick: „Es war eine Zeit der Herausforderungen. Es gab Schwierigkeiten beim Bau, weil es in Marling, geologisch bedingt, wahnsinnig viel Grundwasser gibt. Zudem mussten wir damals noch für alles die Genehmigung von der Banca d’Italia einholen - das war nicht immer einfach“, erinnert sich der frühere Obmann.

Besonders wichtig war es ihm, sich für die kulturellen Belange des Dorfes einzusetzen: „Die Raiffeisenkasse ist nicht nur da, um die Wirtschaft im Dorf anzukurbeln und zu schauen, dass es den Leuten gut geht, dass sie mit Krediten versorgt sind und dass sie etwas für die Einlagen kriegen. Das Kulturelle Engagement im Dorf ist genauso wichtig“, ist er heute noch überzeugt.

Das wohl einzigartigste Projekte in diesem Zusammenhang war die Herausgabe des Marlinger Dorfbuches, das Leiner zusammen mit der Südtiroler Autorin Maridl Innerhofer, den beiden Meraner Historikern Alois und Karl Greiter u.a., im Auftrag der Gemeinde verfasst und mit Unterstützung der Raiffeisenkasse realisiert hat. Dabei gab es eine kleine Sensation kurz vor der Veröffentlichung: Im alten Widum tauchte eine kleine Truhe mit Metallintarsien und drei Schlössern auf. Leiner: „Unter einer - ohne Übertreibung - eineinhalb Meter dicken Schuttschicht haben wir das „Trichele“ gefunden, die Probsttruhe der Pfarrei, zu der üblicherweise nur der Bürgermeister, der Pfarrer und ein von der Bevölkerung gewählter Bauer einen Schlüssel hatte. Alle drei mussten dabei sein, um diese Truhe aufzumachen.“ In der Truhe befanden sich 96 Urkunden: die älteste, die Weiheurkunde der Marlinger Pfarrkirche, aus dem Jahr 1151, die jüngste, ein Kaufvertrag von einem Weinacker, von 1365.

Mit der Aufarbeitung dieser Urkunden entstanden schließlich vier weitere Bände zur Marlinger Geschichte und ein Buch über den Marlinger Waal. Den umtriebigen Genossenschafter freut das, denn die Ahnen- und Quellenforschung war schon immer sein Steckenpferd. Spätestens seit seinem Ruhestand ist daraus eine Hauptbeschäftigung geworden, die ihn neben der Malerei erfüllt. In den letzten Jahren hat er über 400 Portäts seiner Ahnen in Öl gemalen und die Ergebnisse in aufwändig gestalteten Büchern zusammengefasst: „Ich habe zuerst gemeint in drei bis vier Jahren ist das Projekt abgeschlossen, aber Sie sehen selber: ich habe jetzt 14 Bände fertig geschrieben, 13 sind gebunden, und noch immer ist kein Ende abzusehen.“