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„Mit einem blauen Auge davongekommen“

Im Rückblick auf die Coronakrise spricht Christoph Tappeiner, Geschäftsführer von VOG PRODUCTS in Leifers, über die Veränderungen im Betrieb und am Markt und sagt: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“

Wenn Sie auf die Krise zurückblicken, wie ist es der VOG PRODUCTS ergangen?

Die Krise war für uns alle eine Herausforderung und ist es nach wie vor. Anfänglich haben mich vor allem die Ängste der Mitarbeiter beschäftigt. Die Anforderungen an uns selbst waren klar: die Gesundheit der Mitarbeiter geht vor. Auch jetzt sind wir weiter vorsichtig und halten uns an den Grundsatz keine oder möglichst wenige Kontakte zuzulassen. Daneben ging es um die Ansprüche der Kunden. Es war eine Herausforderung, die Lieferkette aufrechtzuerhalten. Eine Höchstleistung, die uns da gelungen ist. Denn an manchen Tagen ging am Brenner gar nichts, da gab es LKW-Kolonnen und Staus bis nach Bozen und darüber hinaus. Die Abwicklung hat sich verlangsamt, doch insgesamt sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.

In diesen Wochen ist ungemein viel passiert…

Ja für uns alle ist viel passiert. Vom eigenen Gemütszustand bis zu den Änderungen im Unternehmen. Ich bin ja nicht nur Leiter eines Unternehmens – auch die Rolle in der Familie muss man auf die Reihe bekommen. Im Unternehmen habe ich einen großen Wandel gespürt. Die Angst der Mitarbeiter hat sich in eine Dankbarkeit gewandelt, dass sie überhaupt arbeiten gehen dürfen. Insgesamt glaube ich, dass auch die Begriffe Gesundheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit seit der Covidkrise eine neue Wertigkeit bekommen haben. Früher haben wir oft davon gesprochen und etwas anderes damit gemeint als jetzt. Auch die Werte einer Genossenschaft, dieser Gedanke der Solidarität und Subsidiarität entdeckt sich gerade noch einmal neu und das ist ein wichtiger Prozess. Ansonsten haben wir als Genossenschaft ein finanzielles Rückgrat, das unterscheidet uns von anderen. Als lebensmittelverarbeitender Betrieb sind wir zudem systemrelevant. Lebensmittel braucht der Mensch heute, morgen und übermorgen.

Wie hat sich die Preissituation entwickelt?

Zunächst hat es diese Hamsterkäufe gegeben, bei den Lebensmittel-Einzelhandelsbetrieben in Deutschland, Österreich und Italien, durch ganz Europa durch. Das hat sich ein bisschen normalisiert. Was uns zu denken gibt, ist, dass der ganze Bereich Horeca (=Hotel-, Restaurant- und Catering-Bereich), der Foodservice und der Außerhaus-Konsum allgemein, wie wegrasiert ist. Wir spüren, wie wichtig dieser Kanal ist und sehen, was es ausmacht, wenn keine Events stattfinden, keine Flüge, wenn die Hotels geschlossen sind und die sozialen Bewegungen auf ein Minimum heruntergedrosselt sind. Wir müssen jetzt an einer Strategie arbeiten und postcovid diesen Horeca-Bereich noch stärker angehen.

Das heißt, das Business Modell wird sich verändern?

Das ist die Kunst: Wir müssen ständig im Austausch mit unseren Kunden bleiben. Das war mein Auftrag der ersten Stunde. Damit wir in der Lage sind, uns anzupassen. Es entwickelt sich im Moment sehr viel und wir müssen versuchen dies für uns erfolgreich zu nutzen und deuten.

In Richtung Halbfertigprodukte für die Lebensmittelindustrie machen wir die entsprechenden Jahresverträge bereits im Oktober und November. Das heißt, dem was wir jetzt ausliefern liegen Verträge zugrunde, die schon vor Monaten abgeschlossen wurden. Wie es im Herbst aussieht, wird sich zeigen. Da werden die Karten neu gemischt.

Was kann eine Dachorganisation jetzt leisten für ihre Mitglieder?

Wir haben alle entdeckt, dass die Digitalisierung trotz Krise einen riesigen Schritt gemacht und wahnsinnig zugelegt hat. Wir haben auch gesehen, dass die Leute nicht immer im Büro verfügbar sein müssen. Das Smart-Working lief wunderbar. Wir haben gesehen, dass man Sitzungen über Videokonferenzen gut machen kann. Aber wir sehen auch, dass Videokonferenzen mittlerweile eine gute Sättigung erreicht haben. Über Video können wir informieren, kommunizieren aber nicht interagieren und da muss man schon Acht geben, dass die Interaktion nicht abgewürgt wird. Daher soll dieses Wissen vermittelt werden und die Erkenntnis über das, was erwartet wird und welche Möglichkeiten es gibt.