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Nachhaltigkeit: Zertifikat für drei Raiffeisenkassen

Vor kurzem haben drei Südtiroler Raiffeisenkassen in Zusammenarbeit mit dem Raiffeisenverband und dem Ökoinstitut Südtirol einen Nachhaltigkeitsbericht publiziert. Ein logischer und notwendiger Schritt, denn der Nachhaltigkeitsgedanke war immer schon Teil der Raiffeisen-Geschäftsphilosophie.

Für Esther Kammerer, Mitglied der Geschäftsleitung der Raiffeisenkasse Eisacktal und der Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit, gibt es nichts Nachhaltigeres als Raiffeisenkassen: „Nachhaltigkeit ist ein Kernthema für Genossenschaften.“ Auch Markus Walter Moriggl, Direktor und Gerhard Stecher, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Raiffeisenkasse Obervinschgau sind sich einig: Nachhaltigkeit gehört seit jeher zu den Raiffeisenkassen: „Seit der Gründung der Raiffeisenkasse Obervinschgau vor 127 Jahren arbeiten hier Menschen vom Ort, für Menschen im Ort, nach dem Prinzip „Geld vom Ort für den Ort“. Die Förderung des Gemeinwohls ist in den Statuten der genossenschaftlich organisierten Raiffeisenkassen verankert und somit nachhaltig.“ In den letzten Jahren haben die Raiffeisenkassen auch aus ökologischem Standpunkt aus betrachtet nachgerüstet, wie etwa die Raiffeisenkasse Wipptal. Die Bank nutzt Ökostrom und durch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse konnte der Papierverbrauch drastisch reduziert werden.

Vor kurzem haben alle drei Raiffeisenkassen (die Raiffeisenkasse Eisacktal im April, die Raiffeisenkasse Obervinschgau und die Raiffeisenkasse Wipptal im Juli) zusammen mit dem Raiffeisenverband Südtirol und dem Ökoinstitut Südtirol einen detaillierten Bericht über die Nachhaltigkeit ihrer Betriebe erarbeitet und vorgelegt. Warum sie diesen Weg gegangen sind, erklärt Sonja Abrate, stellvertretende Geschäftsführerin vom Ökoinstitut Südtirol. Sie hat das Projekt Nachhaltigkeit der Raiffeisenkassen seitens des Ökoinstituts begleitet: „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist zwar grundsätzlich Teil der Raiffeisen-Geschäftsphilosophie, bei genauerem Hinschauen finden sich fast überall Einspar- und Verbesserungspotentiale in Bezug auf Nachhaltigkeit.“ Denn Nachhaltigkeit umfasst ökonomische, soziale und ökologische Aspekte.

Der Prozess bis hin zum Nachhaltigkeitsbericht ist mit Kosten und Zeit verbunden. Besonders im ersten Jahr erfordert die Sammlung der Daten und die Erstellung des Maßnahmen-Katalogs die meisten Ressourcen. Ist die Erhebung einmal aufgesetzt läuft der Prozess. Vanessa Eisendle, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Raiffeisenkasse Wipptal bestätigt dies: „Bei der Arbeit im Team ist es uns gut gegangen. Einzig die Datenerhebung für das erste Jahr war herausfordernd.“ Eisendle hat bereits in ihrer Abschlussarbeit für die Banklehre über die Nachhaltigkeit im Bankwesen geschrieben.

In allen drei Raiffeisenkassen gibt es inzwischen eine Arbeitsgruppe, aus internen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Raiffeisenkasse und externen Beraterinnen und Berater des Raiffeisenverbandes und des Ökoinstitutes Südtirol. Gearbeitet wird prozessorientiert und partizipativ. Das heißt alle Schritte und Aufgaben werden gemeinsam diskutiert und umgesetzt.

Im Laufe des Prozesses für den Nachhaltigkeitsbericht werden sämtliche Geschäftsbereiche unter die Lupe genommen und Werte erhoben, angefangen von den verwendeten Putzmitteln, über die Organisation der Mülltrennung, Wassermanagement, Strom- und Wärmeverbrauch, die Produkte der Bank bis hin zu den Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für das Personal. Dabei gelten grundliegende Dinge für alle Raiffeisenkassen. Welche Daten erhoben bzw. welche Maßnahmen gesetzt werden, hängt jedoch von der jeweiligen Situation vor Ort ab. Sonja Abrate betont: „Jede Kasse setzt andere Schwerpunkte und findet ihren eigenen Weg. Das ist wichtig.“

Der Nachhaltigkeitsbericht ist eine Momentaufnahme und gleichzeitig die Basis für die künftige Entwicklung der Bank. Esther Kammerer unterstreicht: „An der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen wird laufend gearbeitet, und es kommen auch immer wieder neue Maßnahmen hinzu. Ziel ist es, Nachhaltigkeit bei allen Projekten und Aufgaben im Alltag mitzudenken und das Thema als Weg zu begreifen.“ Die drei Kassen sind inzwischen bei der Umsetzung der Maßnahmen angelangt.

In Obervinschgau steht beispielsweise die thermische Sanierung des Hauptgebäudes in St. Valentin an. Die Planungen dazu laufen bereits sagt Direktor Markus Moriggl: „Die Gebäude sollen besser gedämmt und die Fensterflächen optimiert werden.“ Auch eine Photovoltaikanlage soll installiert werden. In der Raiffeisenkasse Wipptal gibt es seit kurzem ein neues Mülltrennungssystem, täglich eine gesunde Jause und die neu eingerichtete Arbeitsgruppe befasst sich mit flexibleren Arbeitszeitmodellen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für die Mitarbeitenden der Raiffeisenkasse Eisacktal gab es bereits Übungseinheiten für den Rücken – als Ausgleich für die Arbeit am Computer. Mit einer neuen Fahrradabstellanlage inklusive Ladestation für E-Bikes unterstützt die Raiffeisenkasse ihre Mitarbeitenden außerdem beim Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel. Die Liste der geplanten Maßnahmen ist lang und umfassend. Sie kann im Detail in den jeweiligen Nachhaltigkeitsberichten nachgelesen werden.

Die Raiffeisenkassen Eisacktal, Wipptal und Obervinschgau sind inzwischen vorangegangen. Mit der Raiffeisenkasse Bruneck und der Raiffeisenkasse Unterland stehen zwei weitere Kassen in den Startlöchern für das Projekt Nachhaltigkeitsbericht.