Wie geht die ländliche Bevölkerung mit Zuwanderung um?
Andreas Schatzer: Grundsätzlich glaube ich gibt es - auch wenn man die Medien anschaut -die Angst, dass Asylwerber Gemeinden unsicher machen. Viele "Ausländer", die häufig aus Arbeitsgründen hier leben, werden ebenfalls als fremd wahrgenommen, im Gegensatz zu Zuwanderern aus Deutschland oder Österreich. In meinen Augen fehlt das Zusammenleben mit der Landbevölkerung, auch weil es bei uns zum Teil Bevölkerungsschichten gibt, die sagen, wir brauchen keine Ausländer.
Ulrich Höllrigl: Es ist auch so, dass wir verschiedene Geschwindigkeiten der Zuwanderung haben. In den wirtschaftlich und touristisch starken Gemeinden Südtirols haben wir eine starke Zuwanderung an Arbeitskräften. Daneben gibt es peripher gelegene Gemeinden, wie Deutschnonsberg, hinteres Ahrntal, Seitentäler des Vinschgaus die einen negativen Bevölkerungssaldo aufweisen und vielleicht mehr Zuwanderung bräuchten.
Und wie könnte das in der Praxis ausschauen?
Andreas Schatzer: In diesen Zusammenhang bin ich gespannt auf den Vortrag von Gabriele Greussing, von Allianz in den Alpen, denn sie wird konkrete Praxisbeispiele präsentieren. Ich glaube, dass wir ein bisschen abschauen und lernen können, weil bei uns vor allem nicht EU-Bürger im Dorf als "nicht ganz zu uns gehörend" gesehen werden, obwohl sie auch hier arbeiten. Da gibt es Berührungsängste. Das muss man offen zugeben.
Es geht also um die Frage der Integration?
Ulrich Höllrigl: Ja. Gabriele Greussing hat eine Alpenstudie über die Formen der Integration begleitet. Sie weiß aus der Praxis, welche Formen der Integration funktionieren, welche nicht und wie sinnvolle Zuwanderung stattfinden kann. Mittlerweile gibt es auch bei uns viele positive Beispiele auf dem Land, gerade weil dort jeder jeden kennt und daher die Integration leichter stattfinden kann. Ich denke da an Zuwanderer aus Osteuropa, die in der Gastronomie arbeiten und Südtirolerinnen und Südtiroler heiraten und Familien gründen. Da funktioniert die Integration schon in der ersten Generation.
Andreas Schatzer: Kinder tun sich da viel leichter als Erwachsene, vor allem, wenn sie schon hier geboren sind: sie sind bei Vereinen, spielen Fußball, ministrieren. Sie schauen zwar nach wie vor anders aus, sind jedoch in der Gemeinschaft integriert. Und Ich denke das wächst.
Sieht sich Plattform Land in dieser Hinsicht als Ideen-Geber für die Politik?
Ulrich Höllrigl: Wir möchten schon Impulse geben und der Politik Ideen vermitteln, nicht nur beim Thema Zuwanderung, sondern auch im Bereich Leerstands-Management oder Entwicklung des ländlichen Raumes. Wir versuchen Themen wertfrei zu spielen und die entsprechenden Entscheidungsträger, vor allem Gemeindeverwalter, auf Themen aufmerksam zu machen und sie in ihrer Arbeit zu bestärken.
Andreas Schatzer: Unser Hauptziel ist ein lebendiger ländlicher Raum. Und dabei sind wir in Südtirol noch in einer sehr glücklichen Situation, da wir in jeder Gemeinde ein Geschäft und ein Gasthaus haben. Das findet man im nördlichen Ausland wie Österreich, Bayern nicht mehr. Als Initiativgruppe möchten wir, dass das so bleibt und dass neue Mitbürger so schnell und so gut wie möglich integriert werden.