Bereits zum achten Mal erhielt ein junger Künstler im Jahr 2020 im Rahmen der Verleihung des Förderpreises der Kunstsammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol die Möglichkeit zur Ausführung eines Auftragswerks. Die Kunstbeiräte Lisa Trockner, Brigitte Matthias und Günther Dankl vergaben den Förderpreis 2020 an den aus Brixen stammenden Künstler Alexander Wierer.
„Der Förderpreis ist eine der wertschöpfenden Initiativen der Raiffeisen Kunstsammlung der Landesbank: Damit wird Nachwuchstalenten das Vertrauen geschenkt, ein neues Werk, das Teil der Sammlung wird, zu schaffen. Auftragskunst ist für Künstler*innen eine spannende Herausforderung und für Sammlungen ein großer Mehrwert“, erklärt Lisa Trockner, Kunstbeirätin der Raiffeisen Kunstsammlung.
Alexander Wierer schuf die Skulptur „o.T. (Printer)“ für die Raiffeisen Landesbank Südtirol. „Wierers Arbeit ertappt uns in unserem geschäftigen Berufsalltag, in dem wir erwarten, dass alles einen Zweck hat und funktioniert. Nur wer genau hinschaut, erkennt das Kunstwerk“, sagt Präsident Hanspeter Felder.
Für die Arbeit „o.T. (Printer)“ macht Alexander Wierer einen handelsüblichen Drucker vom Gerät zur Skulptur, indem er den Drucker in Aluminium gießt. Das Objekt verliert damit seine ursprüngliche Funktionsfähigkeit. Ein nicht betriebsbereites Gerät verliert im Arbeitsalltag schnell seine Daseinsberechtigung und wird entsorgt. Damit führt uns Wierer die Oberflächlichkeit im Umgang mit dem Alltäglichen vor Augen. Wir sind umgeben von unzähligen Gebrauchsgegenständen, die wir benötigen, die uns nützlich, die uns lieb, die uns lästig sind. Dinge, die für uns normal sind, die ihre Funktion erfüllen, die da sind und über die wir uns nie groß Gedanken machen. Deren Form wir erkennen jedoch im Grunde nicht kennen.
Wierer spielt mit dieser Funktionsabhängigkeit des Menschen, indem er Dinge zerlegt, neu rekonstruiert und von ihrer Bestimmung befreit. Ein widersprüchlicher Prozess, bei dem ein wenig beachteter, aber viel genutzter Gegenstand durch Dekontextualisierung unserem Anwendungsradius entzogen wird. Was bleibt, ist das Ding an sich, seine Form.
Seine Arbeiten sind nicht auf Sockeln, in Vitrinen oder nur in für Kunst gemachten Orten zu sehen, sondern mischen sich mit dem Gewohnten, sodass sie beim zufälligen Entdecken für einen Überraschungseffekt sorgen. So ist es nicht selten, dass Wierers Kunst nur dem Achtsamen vorbehalten ist. Auch die Arbeit „o.T. (Printer)“ ist in der Bank am Boden in einer Ecke zu finden. Ähnlich wie ein Gerät, dass zur Entsorgung abgestellt wurde.
Im Anschluss an die Vorstellung der Skulptur präsentierte Peter Daldos, Geschäftsführer des Bozner IT-Unternehmens Spherea 3D, die beiden neuen Funktionen der virtuellen Galerie der Raiffeisen Kunstsammlung. Der Online-Besucher kann sich nun zusätzlich zur freien Tour auch mit einer geführten Tour automatisch durch die gesamte Sammlung begleiten lassen. Dabei werden ihm die Werkbeschreibungen vorgelesen oder er kann sie selbst lesen. Eine visuelle Anleitung zur Handhabung der Galerie erleichtert die Begehung. Das innovative Südtiroler Projekt ermöglicht es, die Raiffeisen Kunstsammlung rund um die Uhr an jedem Wochentag und weltweit zu besichtigen.
Die Werkbeschreibung von „o.T. (Printer)“ und der Zugang zur virtuellen Galerie sind unter www.raiffeisenlandesbank.it abrufbar.