„Der Ottone-Nigro-Preis wird jährlich an drei Personen, Projekte, Organisationen oder Unternehmen vergeben, welche sich besonders für die Sensibilisierung, Betreuung und Inklusion unserer Mitmenschen mit Behinderung und Zivilinvaliden eingesetzt haben und damit einen nachhaltigen Beitrag zu einem gesellschaftlichen Wandel leisten“, erklärt Thomas Aichner, Präsident der ANMIC Südtirol.
Der Ottone-Nigro-Preis, der heuer bereits zum fünften Mal vergeben wurde, wurde am Montag, den 14. Juli, verliehen. Die drei Preisträger sind die Initiative „Wipptal, der kleine Bezirk mit dem großen Herzen“, das Projekt „Inklusives Brixen“ sowie den Raiffeisenverband Südtirol. Sie alle zeichneten sich durch ihr Engagement in der Sensibilisierungsarbeit sowie durch die Umsetzung konkreter Projekte und Maßnahmen, die die Bedürfnisse der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt stellen und deren aktive gesellschaftliche Teilhabe gezielt fördern.
Der Raiffeisenverband Südtirol wurde 1960 gegründet und vertritt, schützt, berät, betreut und fördert als Interessenverband für die angeschlossenen Genossenschaften sowie das Genossenschaftswesen insgesamt. Etwa 70 der 360 Mitgliedsgenossenschaften im Raiffeisenverband sind im sozialen und Non-Profit-Bereich tätig. Diese umfassen Bereiche wie Arbeitsintegration und Unterstützung bei Beeinträchtigungen, Bildung und Kultur, Gesundheit und Rettung, Kinder- und Jugendhilfe sowie Seniorenbetreuung. Das „System Raiffeisen“ orientiert sich an den Grundsätzen seines Namensgeber Friedrich Wilhelm Raiffeisen: „Was einer alleine nicht schafft, schaffen wir miteinander.“
Dieser Leitgedanke gilt sowohl für das tägliche Leben als auch für die Arbeitswelt. Vor diesem Hintergrund misst der Verband dem Wohlergehen aller Mitarbeiter – gleich welcher Begabung – große Bedeutung bei und bietet gezielt Möglichkeiten zur Eingliederung von Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung.
„Die Anstellung und berufliche Integration von Personen mit Benachteiligung ist nur ein Teil der Betreuung und Unterstützung einer Sozialgenossenschaft“, erklärt Herbert Von Leon, Verbandsobmann des Raiffeisenverbands. „Mit jedem Schritt in Richtung Selbstständigkeit verringert sich bei Personen mit psychischen oder gesundheitlichen Problemen nachweislich der Bedarf an Therapie, Medikamenten oder Krankenhausaufenthalten. Daraus ergeben sich Kosteneinsparungen für das Gesundheitswesen und eine deutliche Entlastung für das familiäre Umfeld.“
Die Initiative „Wipptal, der kleine Bezirk mit dem großen Herzen“ ist auch unter dem Namen „Zeit schenken“ bekannt. Das Projekt besteht seit über fünf Jahren und wird von zehn Personen geleitet. Eines der Ziele der Gruppe ist es, Barrieren abzubauen – nicht nur architektonische, sondern auch menschlicher Natur. Ein besonderer Erfolg konnte mit der Sensibilisierungskampagne „Bahnhof Pfitsch“ erzielt werden, die den Baubeginn des lang erwarteten Projekts eines Aufzugs an der Bahnhaltestelle ermöglichte. Die heurigen Veranstaltungen umfassen unter anderem den „Fünf-Uhr-Tee“, gemeinsame Kochkurse, Wanderungen und Theaterstücke, um Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zusammenzuführen. „Zeit ist eines der wertvollsten Güter, das der Mensch zur Verfügung hat“, betont Christian Schölzhorn, Gründer der Initiative.
Die Initiative „Inklusives Brixen“ der Gemeinde Brixen widmet sich dem Thema Inklusion in all seinen Aspekte, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Interessen von Menschen mit Behinderung und Zivilinvaliden. Im Mittelpunkt steht den Beirat für Menschen mit Behinderung, der sich aus Vertretern unterschiedlicher sozialer Einrichtungen zusammensetzt. Dazu zählen unter anderem der Verein Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung, der SSV Behindertensport, die Lebenshilfe, die Sozialgenossenschaft Efeu sowie die Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Eisacktal. „Unser tägliches Engagement zielt darauf ab, Teilhabe zu ermöglichen, Selbstbestimmung zu stärken und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen jeder Mensch seine Potenziale entfalten kann“, erklärt die Brixner Stadträtin Sara Dejakum.
Namensgeber des Preises ist Cav. Ottone Nigro. Ottone Nigro war bis zu seinem Tod im Jahr 2003 Präsident der ANMIC Südtirol, als welcher er sich über zwei Jahrzehnte lang als Lebensaufgabe für Südtirols Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung einsetzte. In Anerkennung seiner Verdienste wurden Ottone Nigro zwei Goldmedaillen für seine Arbeit (von FIAT und der Handelskammer Bozen) verliehen. Darüber hinaus wurde ihm der Titel „Cavaliere del Lavoro“ (Arbeitsverdienstorden) verliehen, den jene Bürger erhalten, die sich durch hohe Verdienste in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, Handel, Tourismus und Dienstleistungen ausgezeichnet haben.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat Ottone Nigro immer großen sozialen Einsatz gezeigt, indem er sich auf verschiedene Weise für die bedürftigsten Menschen einsetzte. So zum Beispiel war er 16 Jahre lang Vizepräsident des Instituts für den geförderten Wohnbau sowie Mitglied im Kirchenrat der Pfarrei St. Pauls von Bozen. Die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol) ist ein Verein zur Förderung des Gemeinwesens (VFG), der auf Staats- und Landesebene seit 1965 bzw. 1994 anerkannt ist. Als die einzige rechtliche und gesetzliche Vertretung der Zivilinvaliden und -versehrten vertritt die ANMIC Südtirol diese bei öffentlichen Ämtern sowie in privaten Betrieben, damit sie vollständig in den sozialen sowie beruflichen Alltag integriert werden. Mit mehr als 6.000 Mitgliedern ist die ANMIC Südtirol die größte Interessensvertretung für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol
