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Raiffeisen IPS in Warteposition

Vor einem Jahr wurde die Raiffeisen IPS Genossenschaft gegründet. Damit wurde die Trägerorganisation für das künftige institutsbezogene Sicherungssystem (IPS) der Raiffeisenkassen geschaffen. Ende Mai hielt die Genossenschaft in Bozen Rückschau auf ihr erstes Geschäftsjahr. 2019 konnten alle Vorbereitungen für die Anerkennung des Raiffeisen Südtirol IPS durch die Bankenaufsicht getroffen werden. Diese wird spätestens für den Herbst erwartet.

Obmann Alexander Gasser sprach bei der Vollversammlung im Raiffeisenhaus, die teils per Videokonferenz abgehalten wurde, von einem regen Geschäftsjahr 2019 für die Raiffeisen IPS Genossenschaft, und ließ die wichtigsten Meilensteine Revue passieren.

Die Genossenschaft wurde am 14. Juni 2019 mit dem Ziel gegründet, die Mitglieder innerhalb eines institutsbezogenen Sicherungssystems (IPS) abzusichern. Im Falle der Raiffeisenkassen wird dieses System von der Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft getragen. Ihr gehören 39 unabhängige Raiffeisenkassen, die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und die RK Leasing GmbH als Mitglieder an.

Wie bekannt, hätten sich die Raiffeisenkassen im Rahmen der Reform der italienischen Genossenschaftsbanken zu einer Bankengruppe mit einer Aktiengesellschaft zusammenschließen müssen. Eine Änderung des Reformgesetzes Ende 2018 erwirkte für Südtirol aber eine Sonderregelung. Diese räumte den Raiffeisenkassen die Möglichkeit ein, anstelle einer lokalen Bankengruppe ein lokales institutsbezogenes Sicherungssystem zu gründen. Damit konnte letztlich auch die Autonomie jeder Raiffeisenkasse in ihrer Geschäftstätigkeit gewahrt bleiben.

Die Raiffeisen IPS Genossenschaft ist seit 19. Juni des Vorjahres aktiv und kümmert sich um die Einrichtung, Verwaltung und Führung eines institutionellen Schutzsystems, das die Mitglieder schützt und ihre Liquidität und Solvenz garantiert, um eine mögliche Schieflage zu vermeiden. „Wir haben im Geschäftsjahr oberste Priorität auf den Antrag an die Banca d‘Italia um die offizielle Anerkennung des institutsbezogenen Sicherungssystems gelegt, aber auch auf den Aufbau der Organisation und des entsprechenden Know-how“, sagte Obmann Gasser.

Gegen Schieflagen gerüstet

Über Monate hat sich die Genossenschaft mit der Fertigstellung des Antrags an die Aufsichtsbehörde beschäftigt und sich dabei mit der Banca d‘Italia kontinuierlich ausgetauscht. Zu den Vorbereitungen gehörte unter anderem auch die Genehmigung wesentlicher Geschäftsordnungen, wie zum Bespiel zu den Regeln für die Berechnung der bereitzustellenden Finanzmittel sowie zum sogenannten IPS Stability Mechanism.

Zum Ende des Geschäftsjahres, am 31. Dezember 2019, konnte der Antrag um die aufsichtsrechtliche Anerkennung bei der Banca d’Italia offiziell eingereicht werden. Dem war ein einstimmiger Beschluss der Mitglieder vorausgegangen. Bei der entsprechenden Vollversammlung am 20. Dezember wurden die Dokumentenpakete für den Antrag genehmigt. Ebenso einstimmig wurde damals die Einzahlung von Sicherheitsmitteln in Höhe von insgesamt 9,178 Mio. Euro für das Jahr 2019 beschlossen. Insgesamt soll der IPS seitens der Mitglieder bis zum Jahr 2028 schrittweise mit beachtlichen Geldmitteln in Höhe von 92 Mio. Euro ausgestattet werden; dies immer im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiva jeder einzelnen Raiffeisenkasse. Mittel, welche die Genossenschaft zur Behebung von möglichen finanziellen Schieflagen der Mitglieder einsetzen kann.

Regelmäßiges Monitoring

Aufgabe eines institutsbezogenen Sicherungssystems ist es, drohende oder bestehende wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den Mitgliedern abzuwenden. „Unser vorrangiges Ziel ist es aber, präventiv zu agieren, damit es gar nicht erst zu einer Schieflage kommt“, sagte Obmann Gasser. Für diesen Zweck soll schrittweise ein regelmäßiges Monitoring der Mitglieder aufgebaut werden, welches im Grunde die Kerntätigkeit der Genossenschaft bildet.

„Das Monitoring dient dazu, frühzeitig Anomalien der Mitglieder zu erkennen, um dadurch die Aktivierung angemessener Interventionen einschätzen zu können“, sagte Obmann Gasser. Ein Stresstest hat ergeben, dass die Raiffeisenkassen – zumindest aktuell – kaum entsprechende Risiken aufweisen würden und sie auch mit ausreichend Kapital ausgestattet seien, hieß es bei der Vollversammlung der IPS Genossenschaft.

Nächster Meilenstein in Sichtweite

Mit der Gründung der Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft als Trägerorganisation sowie mit der Einreichung des offiziellen Antrages bei der Bankenaufsicht um die Anerkennung des Raiffeisen IPS als institutsbezogenes Sicherungssystem für Aufsichtszwecke konnten 2019 zwei wichtige Meilensteine gesetzt werden. Der dritte Meilenstein – die offizielle Anerkennung des IPS seitens der Aufsichtsbehörde – steht noch aus. Die Genehmigung hat sich nicht zuletzt durch die Coronakrise, welche die Regierung veranlasst hat, sämtliche Genehmigungsverfahren auszusetzen, verzögert. Bei Raiffeisen rechnet man nun jedoch fest damit, dass es im Spätsommer oder im Herbst soweit sein wird.