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Raiffeisen Sommergespräche 2018: Betriebsübergabe

"Die besondere Herausforderung für Familienunternehmen sind die beiden Systeme, die unterschiedlich und dennoch unzertrennbar miteinander verbunden sind: Das Unternehmen und die Familie“, erklärt der renommierte Unternehmensberater Arnold Weissman. Warum die Emotion dahinter Vor- und Nachteil gleichermaßen ist.

Die Raiffeisen Sommergespräche 2018 waren thematisch gesehen die Fortführung der vorangegangenen Silvestergespräche. Geschäftsführer Anton Josef Kosta erklärt: "Der Erfolg der Silvestergespräche hat bestätigt, dass die Themen Betriebsübergabe und Generationenwechsel emotionsgeladen sind und offen angesprochen und diskutiert werden sollen." Rund 200 Gäste folgten am 10. August den zweiten Teil des Vortrags von Referent Arnold Weissman sowie von den Ausführungen des heimischen Unternehmers, Robert Pohlin.

Betriebsübergabe: kein Entkommen

"Das Familienunternehmen stellt eine besondere Herausforderung dar. In ihm leben zwei Systeme, die unterschiedlich und dennoch unzertrennbar miteinander verbunden sind: Das Unternehmen einerseits und die Familie andererseits", erklärt der renommierte Unternehmensberater Arnold Weissman. Die Emotion, die dahinter steckt, ist Vor- und Nachteil gleichermaßen.

Die Übergabe an die nächste Generation ist eines der emotionsgeladensten Themen, das früher oder später auf jedes familiengeführte Unternehmen zukommt.

Vorbereitung ist alles

Eine Herausforderung, die bewältigt werden kann, "wenn man sie strategisch angeht und sich den ein oder anderen Rat zu Herzen nimmt", so der Referent. Vor allem aber bräuchte sie Zeit: Loslassen wäre ein schmerzvoller Prozess, der über Jahre dauern kann. Dabei betont Weissman, sich mit dem Thema frühzeitig zu beschäftigen. "Warten Sie nicht, bis es dringend wird", so der gut gemeinte Rat, "denn dann ist die Übergabe zum Scheitern verurteilt." Dies auch im Hinblick auf einen möglichen Schicksalsschlag. Jeder Unternehmer muss jederzeit auf einen Fall vorbereitet sein, von dem man hofft, dass er nie eintritt.

Dieser Punkt liegt auch dem Geschäftsführer und Gastgeber Anton Josef Kosta am Herzen: "Wir haben leider Erfahrungen gesammelt, wo Unternehmer auf derartige Schicksalsschläge nicht vorbereitet waren - die Folgen für Familie und Betrieb sind dann bitter." Sein Appell an die Unternehmer: Vorsorgen und Absichern - auch darin liegt schlussendlich die Zukunft des Unternehmens.

Gemeinsame Entscheidungen

Robert Pohlin, Inhaber des familiengeführten Unternehmens elpo, gab einen tiefen Einblick in den Prozess der eigenen Betriebsübergabe. Der offene Umgang mit dem Thema war bemerkenswert: "Unser Vater hat uns nie konkret gesagt, was er mit uns machen will. Erst beim Notar hat er mich zum Geschäftsführer gemacht." Dennoch wurde erst Jahre später in der Familie offen über die Zukunft des Unternehmens gesprochen. "Wir haben uns hingesetzt und zusammen eine Lösung gefunden, mit der jeder in der Familie einverstanden war." Ab diesem Zeitpunkt war die Übergabe zwar erfolgreich - wohl aber nicht abgeschlossen. Erst einige strategische Entscheidungen, wie beispielsweise der Einsatz eines Verwaltungsrates, machten das Unternehmen zukunftssicher.

Abschließend gab Weissman den vielen anwesenden Unternehmern und Familienmitgliedern einen Gedanken mit auf dem Weg: "Unternehmer arbeiten und tun ständig etwas. Doch wenn es ums Übergeben geht, dann packen sie es nicht so an, wie all die anderen Herausforderungen. Ich rate Ihnen aber: Gehen Sie es einfach an!" 

Spendenaktion

Zum Abschluss der Sommergespräche verkündete Obmann Hanspeter Felder das Ergebnis der Spendenaktion, die bereits zum fünften Mal erfolgreich stattgefunden hat. Die Gäste spendeten bei ihrer Anmeldung zur Veranstaltung eine eindrucksvolle Summe, die von der Raiffeisenkasse Bruneck verdoppelt wurde: Insgesamt wurden 4.000€ an den Freundeskreis der Ursulinen, an das Gemeinschaftsprojekt "Wünschewagen" der Caritas und des Weißen Kreuzes und an die Lebenshilfe onlus gespendet.