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Raiffeisenkassen: Countdown für die Bankengruppe läuft

Über den aktuellen Stand zur Umsetzung der Reform im Raiffeisensektor informierten der Raiffeisenverband und die Raiffeisen Landesbank kürzlich in allen Landesteilen.

Das Interesse an den Fortbildungsabenden, die für die Verwaltungs- und Aufsichtsräte der   Raiffeisenkassen Mitte November in Bruneck, Bozen, Latsch und Lana veranstaltet wurden, war entsprechend groß. „Die Umsetzung einer eigenen Bankengruppe ist ein Jahrhundertprojekt, das gelingen muss – und derzeit sind wir an einem guten Punkt“, sagte der Obmann des Raiffeisenverbandes Herbert Von Leon einleitend.

Von Leon hob ebenso wie Generaldirektor Paul Gasser die Chance hervor, die eine eigene Bankengruppe eröffnet, um die Eigenständigkeit gegenüber den nationalen Einrichtungen zu wahren, anstatt darin aufzugehen. Gasser verwies außerdem darauf, dass die Entwicklungen, die heute von außen auf den Bankensektor einwirken, wie etwa die Digitalisierung und Regulierung, mindestens ebenso viel Veränderungsbereitschaft abverlangen würden, wie die Bankenreform.

1. Zwei Jahre und drei Monate
Am 3. November hat die Banca d’Italia nun die definitiven Durchführungsbestimmungen zur Reform der italienischen Genossenschaftsbanken veröffentlicht, welche am 4. November in Kraft getreten sind. Michael Obrist, Leiter der Hauptabteilung Recht, verwies darauf, dass die Durchführungsbestimmungen keine wesentlichen Änderungen mehr erfahren hätten, sodass nun folgendes Procedere gilt: der Antrag zur Gründung der „Genossenschaftlichen Bankengruppe der Raiffeisenkassen Südtirols“ muss spätestens innerhalb 4. Mai 2018 erfolgen, die Banca d’Italia hat in der Folge 120 Tage Zeit zur Prüfung und innerhalb weiterer 90 Tage muss der Vertragsabschluss zur Gründung der Bankengruppe erfolgen.

2. „Capogruppo“ im Dienst der Raiffeisenkassen
Generaldirektor Paul Gasser erläuterte den Verbundvertrag, deren Parteien ausschließlich die Raiffeisen Landesbank und die teilnehmenden Raiffeisenkassen sind. Man habe auf eine klare und prägnante Formulierung geachtet, sich auf das Notwendigste beschränkt und den Fokus auf die Effizienz der neuen Bankengruppe gelegt, meinte Gasser.

Wesentliche Inhalte des Verbundvertrages bilden die Pflichten und Befugnisse des sogenannten „Capogruppo“. Diese Rolle nimmt wie bekannt die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG (RLB) wahr. Laut dem Verbundvertrag ist der „Capogruppo“ verpflichtet, die Raiffeisenkassen zu unterstützen, zu erhalten, miteinzubeziehen und deren genossenschaftliche Ausrichtung zu bewahren.

Michael Grüner, Präsident der Raiffeisen Landesbank, ging auf das neue Statut der Raiffeisen Landesbank ein, in dem die Funktion als „Capogruppo“ mit Leitungs- und Koordinierungsfunktion der Genossenschaftsbanken verankert werden muss. Grüner: „Wir sind eine Aktiengesellschaft mit Gewinnabsicht, jedoch unter der Berücksichtigung der Prinzipien der Solidarität, Zusammenarbeit und Subsidiarität. Wir sehen uns auch in Zukunft als Bank und Unternehmen im Dienst der Raiffeisenkassen“.

Andreas Mair am Tinkhof, Leiter der Hauptabteilung Bankwirtschaft, stellte das neue Musterstatut der Raiffeisenkassen vor. Im Statut wurde nun u. a. die Zugehörigkeit der Raiffeisenkassen zu einer Genossenschaftlichen Bankengruppe sowie die Übertragung der Befugnisse für die Leitung und Koordination durch die Raiffeisen Landesbank als „Capogruppo“ festgeschrieben. Das Musterstatut muss von der Autonomen Provinz Bozen auf ein bindendes Gutachten der Banca d’Italia und der Raiffeisen Landesbank hin genehmigt werden.

3. Tragfähiges Projekt
RLB-Generaldirektor Zenone Giacomuzzi erläuterte beiden Informationsabenden das Einreichprojekt der Raiffeisen Landesbank. Läuft alles nach Plan, dann soll dieses auch als „Progetto Industriale“ bekannte Dokument gegen Ende des Jahres bei der Banca d’Italia zur Autorisierung der Raiffeisen Bankengruppe eingereicht werden; zuvor soll bei einer Landestagung nochmals über das Einreichprojekt informiert werden.

Im Einreichprojekt wird die Ausgestaltung der Bankengruppe im Detail dargestellt und deren Tragfähigkeit auf Basis einer mittelfristigen Mehrjahresplanung untermauert. Teil des Einreichprojektes bilden sämtliche Dokumente wie u. a. der Verbundvertrag, die Musterstatute sowie die beteiligten Südtiroler Raiffeisenkassen. „Die Bildung unserer Bankengruppe ist ein wichtiger Impuls, noch effizienter zu werden“, meinte Giacomuzzi.

4. „Ja“ der Raiffeisenkassen
Mittlerweile haben fast alle Raiffeisenkassen ihre Zustimmung und damit ihr „Ja“ zur Beteiligung an der „Genossenschaftlichen Bankengruppe der Raiffeisenkassen Südtirols“ gegeben. Lediglich die Raiffeisenkasse St. Martin in Passeier muss die Entscheidung noch treffen. Die Raiffeisenkasse Ritten hat hingegen am 23. November beschlossen, sich der Trentiner Bankengruppe anzuschließen.

Derzeit arbeiten bereits Dutzende Mitarbeiter des Raiffeisenverbandes und der Raiffeisen Landesbank an zahlreichen Unterprojekten für die konkrete Umsetzung der Raiffeisen Bankengruppe.