Branchen | Finanzen
|

Raiffeisenkassen: Gemeinsames Zukunftsbild gestalten

Bei einer Landestagung der Raiffeisenkassen, die am vergangenen Montag im Raiffeisenhaus Bozen stattfand, standen die nächsten Schritte hin zur autonomen Raiffeisen-Bankengruppe im Mittelpunkt.

Nach fast eineinhalb Jahren Diskussionsmarathon haben die Abgeordnetenkammer am 23. März und der Senat am 6. April die Reform der italienischen Genossenschaftsbanken und die darin enthaltene Sonderregelung für die autonomen Provinzen Bozen und Trient endgültig verabschiedet. Das Gesetz (Nr. 49 vom 8. April) wurde am 14. April im Amtsblatt der Republik veröffentlicht worden und ist mit 15. April in Kraft getreten.

„Nach zähen Verhandlungen ist es uns gelungen, eine eigenständige Bankengruppe für die Raiffeisenkassen zu sichern und konnten dabei auf die volle Unterstützung der römischen Zentralverbände und besonders von Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Südtiroler Parlamentarier zählen“, sagte Verbandsobmann Herbert Von Leon im Raiffeisenhaus Bozen.

Noch ein weiter Weg
Damit sei ein wichtiger Schritt getan, auch wenn es bis zur Gründung der autonomen Bankengruppe noch ein weiter Weg ist. „Man habe jetzt eine gesetzliche Grundlage geschaffen, wobei die konkrete Ausgestaltung noch an den Durchführungsbestimmungen der Banca d’Italia in Rom hängt“, sagte Generaldirektor Paul Gasser. Unter anderem legt die Banca d’Italia neben der Höhe des Eigenkapitals auch die spezifischen Anforderungen für die Gruppenbildung fest.

Mit der eigenen Bankengruppe solle die Autonomie der einzelnen Raiffeisenkasse mit ihrer Markt- und Kundennähe im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten weiter gewahrt bleiben, hieß es bei der Tagung. Gleichzeitig biete eine effiziente Zusammenarbeit im Verbund mit klarer Zuordnung von Aufgaben und Kompetenzen die Voraussetzung, um die wirtschaftliche Schlagkraft der Raiffeisen-Bankengruppe künftig noch weiter zu erhöhen.

Weichen für die Zukunft
Die Bildung der eigenständigen Bankengruppe stelle für die Raiffeisenkassen eine große organisatorische und auch emotionale Herausforderung dar, weil damit wichtige Weichenstellungen für die Zukunft einhergingen. „Daher ist es jetzt unsere Aufgabe, ein gemeinsames Zukunftsbild zu gestalten“, betonte Gasser bei der Tagung. Es müsse ein gemeinsames Verständnis für die genossenschaftliche Bankengruppe entwickelt werden.

Entscheidend für den Erfolg sei auch, dass neben Mandataren und Führungskräften auch die Mitarbeiter, Mitglieder und Kunden „mitgenommen“ werden. Hier könne bereits jetzt wichtige Vorarbeit geleistet werden, nicht zuletzt durch die Arbeitsgruppe „Reform“, die vor allem mit der Klärung strategischer und rechtlicher Fragen sowie mit der Vorbereitung einer eigenen Landesklausur beauftragt ist.

Entscheidung auf Landesklausur
Nach der Veröffentlichung der Durchführungsbestimmungen durch die Banca d’Italia soll im Rahmen einer eigenen Landesklausur das gemeinsame Zukunftsbild verabschiedet und dabei u. a. auch über das künftige Mutterunternehmen entschieden werden, das – in den Provinzen Bozen sowie Trient – entweder eine Aktiengesellschaft oder eine Genossenschaftsbank sein kann.

„Um die autonome Bankengruppe erfolgreich umzusetzen, brauchen wir die Geschlossenheit aller Raiffeisenkassen und vernünftige, bedachte Entscheidungen“, betonten  Verbandsobmann Herbert Von Leon und der Präsident der Raiffeisen Landesbank, Michael Grüner, zum Abschluss der Tagung.