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Robert Nicolussi tritt in den Ruhestand

Am 14. Oktober 2020 tritt Robert Nicolussi, langjähriger Revisionsdirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, in den Ruhestand. Im Interview spricht er vom Abschiednehmen, besonderen Erfolgsmomenten und jenen Dingen, die er am meisten vermissen wird.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie an die bevorstehende Pension denken?

Natürlich freut man sich auf die neu gewonne Freiheit, ein bisschen Wehmut schwingt aber auch mit. Das Ausscheiden aus einem Unternehmen und aus einer sehr erfolgreichen Organisation bedeutet auch Abschiednehmen von liebgewonnenen Gewohnheiten aber vor allem von lieben Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Kollegen, mit denen ich viele schöne Momente genießen durfte.

Ihre Zeit beim Raiffeisenverband endet, wie hat sie angefangen?

Der erste Tag hat mich besonders beeindruckt. Mein Tutor, der leider allzu früh verstorbene Heinrich Pixner, konnte nicht verstehen, dass ein Akademiker bei Raiffeisen arbeiten möchte und noch dazu von der Sparkasse zu Raiffeisen wechseln würde. Die Sparkasse galt damals in seinen Augen als eine richtige Bank. Die Raiffeisenkassen waren damals noch sehr klein und sehr bescheiden. Die Entwicklung der Raiffeisen Geldorganisation ist in den Folgejahren dann stetig nach oben gegangen. Den Wechsel zum Raiffeisenverband habe ich nie bereut.

Wenn Sie auf Ihre Jahre in der Revision für den Raiffeisenverband zurückdenken, gab es da ein persönliches Highlight?

In all den Jahren gab es viele Höhen, aber auch einige Tiefen. Die besonderen Erfolgsmomente waren immer dann, wenn es uns gelungen ist, Schwierigkeiten in einer Genossenschaft rechtzeitig zu erkennen und diese durch eingeleitete Sanierungsmaßnamen zu retten. (z.B. MEG - Erzeugergenossenschaft Martell, Psairer Bergkäserei …)

Ein Tiefpunkt war die behördlich angeordnete Liquidierung der Raiffeisenkasse Riffian-Kuens. Leider war es uns nicht gelungen, die Verantwortlichen von der kritischen Situation zu überzeugen und rechtzeitig eine Kurskorrektur vorzunehmen.

Was würden Sie heute als die größte Herausforderung in Ihrer Arbeit bei Raiffeisen bezeichnen?

Die Bemühungen, die Abschlussprüfung bei den Genossenschaften, im genossenschaftlichen Verbund, zu sichern. Durch die Anpassung des Regionalgesetzes Nr.5/2008 an die EU -Prüferrichtlinie und EU-Prüferverordnung ist es gelungen, die Abschlussprüfung bei Genossenschaften für den Raiffeisenverband zu sichern.

Welche richtungsweisenden Entscheidungen haben Sie für den Verband getroffen?

Die großen Entscheidungen hat im Raiffeisenverband immer der Verwaltungsrat getroffen. Bei der Einrichtung einer unabhängigen Revisionsdirektion im Raiffeisenverband konnte ich maßgeblich mitwirken. Die Unabhängigkeit ist nämlich eine wesentliche Voraussetzung, die Abschlussprüfungen bei den Mitgliedsgenossenschaften durchführen zu können.   

Abschiede sind ja oft von Melancholie begleitet. Gibt es etwas das Ihnen persönlich fehlen wird nach dem Ausscheiden beim Verband?

Es wird mir sehr vieles fehlen, vor allem der Kontakt und der Austausch mit vielen netten Menschen: die wöchentlichen Direktionssitzungen mit Generaldirektor Paul Gasser und Vizedirektor Christian Tanner, die fachlichen Besprechungen mit den Revisionskollegen Tomas Bauer, Andreas Anvidalfarei und Michael Messner und mit allen übrigen Revisorinnen und Revisoren, das nette Wesen der Mitarbeiterinnen im Revisionssekretariat Manuela und Anna und im Direktionssekretariat Susanne und Sonja.  

Gibt es nur schöne Erinnerungen oder auch Dinge, auf die Sie lieber verzichtet hätten?

Rückblickend habe ich vor allem schöne Erinnerungen. An weniger schöne Momente kann und will ich mich nicht erinnern.

Was hat Ihnen bei Ihrer Arbeit die größte Genugtuung oder Freude bereitet?

Die Möglichkeit gehabt zu haben, für die Weiterentwicklung der Raiffeisengenossenschaften ein wenig mitwirken zu dürfen.

Was wünschen Sie dem Raiffeisenverband für die Zukunft?

Der Raiffeisenverband kann auf drei sehr starke Säulen setzen:

  • fachlich kompetente Mitarbeiter,
  • interessante und sehr erfolgreiche Mitglieder-Kunden (12 verschiedene Sparten an Genossenschaften, darunter alle Südtiroler Raiffeisenkassen, die allermeisten landwirtschaftlichen Genossenschaften, viele Energiegenossenschaften und viele andere)
  • eine solide Eigenkapitalausstattung.

Dies ermöglicht es dem Raiffeisenverband unabhängig zu sein und qualifizierte Leistungen für seine Mitglieder zu erbringen. Dabei sollte der genossenschaftliche Förderauftrag nie aus den Augen verloren gehen.