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Saatbaugenossenschaft: Kartoffelernte voll im Gang

Im Pustertal ist derzeit die Kartoffelernte voll im Gang. Gleichzeitig laufen auch die „Puschtra Erdepflwochn“, um den Stellenwert und das Image der vielfältigen Knollenfrucht weiter zu erhöhen.

Über 280 Kartoffelsorten gibt es, 60 davon werden auch in Südtirol angebaut, vor allem im Pustertal, auf rund 150 Hektar. Die Pustertaler Kartoffeln wachsen auf rund 1000 Metern Meereshöhe und heben sich daher im Geschmack deutlich ab. Nicht nur die Namen wie Désirée, Spunta oder Magenta Love sind spannend, sondern auch die Produkte, die aus den „Erdepfln“ kreiert werden. Davon können sich Interessierte bei den „Puschtra Erdopflwochn“ überzeugen, die von der Pustertaler Saatbaugenossenschaft, dem Tourismusverein und dem HGV ins Leben gerufen wurden. 21 Gastbetriebe sind daran beteiligt. „Die Kartoffel erlebt eine Renaissance, es gibt fast keine Gerichte mehr, wo sie nicht mit dabei ist“, freut sich Saatbau-Geschäftsführer Hanspeter Felder.

Raffinierte Verarbeitungskette
In der Saatbaugenossenschaft herrscht Hochbetrieb. Täglich liefern die Bauern frisch geerntete Kartoffeln in 1000-Kilogramm-Kisten an, heuer erstmals auch rotfleischige Kartoffeln und Süßkartoffeln. Felder rechnet gegenüber dem Vorjahr mit einer etwas kleineren Menge um die 6000 Tonnen, denn wegen der kalten Frühjahrstemperaturen fallen die Knollen etwas kleiner aus. In der Saatbau werden die Kartoffeln schrittweise heruntergekühlt und vor dem Verkauf über eine raffinierte Verarbeitungskette geschickt: zuerst bürsten, nach Größen sortieren, in riesigen Behältern bunkern und von dort aus über Waagschalen als Saat- oder Speisekartoffeln in Papiertaschen, Rastel- oder Jutesäcken verpacken. 

Krautschläger statt Herbizide
Bevor die Kartoffeln gerodet und in die Saatbau gebracht werden, müssen die Kartoffelstauden entfernt werden. Dafür wurde im Pustertal heuer erstmals eine neue Maschine eingesetzt. Der Kartoffelbauer und Landesobmann des Maschinenringes Südtirol Anton Mairhofer erklärt: „Bis jetzt war es überall so üblich, dass man die Pflanzen mit Sikkationsmittel, das sind eine Art Herbizide, reduziert oder zum abdorren bringt. Wir haben auf verschiedenen Flächen anstelle dieser Mittel  das Kraut mit einer neu angekauften Krautschlägermaschine abgeschlagen“. Eine Methode, die vielerorts in Europa Standard ist und von der Mairhofer überzeugt ist, dass sie sich auch im Pustertal flächendeckend durchsetzen wird.
Der Anbau der Pustertaler Kartoffeln erfolgt fast ausnahmslos über die integrierte Produktionsweise. „Wir versuchen so wenig wie möglich Pflanzenschutzmittel zu verwenden, aus Umweltgründen und aus Kostengründen“, erklärt Geschäftsführer Felder. Hingegen beschränkt sich der biologische Kartoffelanbau noch auf einige wenige Hektar.

Speisemarkt unter Druck
Die schönen Herbsttage haben die Qualität der Kartoffeln noch sehr begünstigt. Wegen der vielen Niederschläge im Sommer müssen die eingelagerten Kartoffeln aber besonders auf mögliche Fäulnisbildungen im Auge behalten werden. Ein europaweites Problem, das sich auch auf den Kartoffelmarkt auswirkt. Geschäftsführer Felder: „Aktuell ist der Speisemarkt sehr unter Druck, weil alle versuchen, die Kartoffeln auf den Markt zu werfen, deswegen sind die Preise derzeit um einiges niedriger als die letzten Jahre“. Man könne aber davon ausgehen, dass die Preise später wieder etwas anziehen werden. Im Kontext der Krise auf dem europäischen Obst- und Gemüsemarkt sei auch das abgelaufene Geschäftsjahr 2015/16 zu betrachten. Die Auszahlungspreise an die Bauern dürften sich in etwa im  fünfjährigen Durchschnitt bewegen und damit könne man insgesamt zufrieden sein, meint Felder.

Neben Kartoffeln produziert die Saatbaugenossenschaft mit ihren 105 Mitgliedern auch etwa 3500 Tonnen Rohnen sowie Roggen und Dinkel für das Projekt Regiokorn und verschiedene Salate und Gemüse wie Radicchio, Kohl und Rüben. Das Anbaugebiet reicht von Ehrenburg bis Niederdorf, Rasen-Antholz, Ahrntal und Olang.