Am 31. Mai sind die „historischen“ Energiegenossenschaften aus Norditalien in Bozen zu ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen. Veranstalter dieses Genossenschaftstreffens ist der Südtiroler Energieverband (SEV). Die Tagung mit vielen prominenten Gästen aus der Energiewirtschaft fand im NOI-Techpark statt. Schließlich ist dieser Ort in der Bozner Industriezone Teil der Südtiroler Energiegeschichte. Wo heute geforscht wird und Start-ups betreut werden, befand sich früher eine Fabrik, die in den 1930er Jahren errichtet wurde und Aluminium produzierte. Die Energie für die Produktion lieferten Südtiroler Wasserkraftwerke.
Energiegenossenschaften: "Strom von Daheim"
Die Vereinigung der „historischen” Genossenschaften vertritt in den Regionen Friaul-Julisch Venezien, Trentino-Südtirol, Lombardei, Piemont und Aosta 77 Mitgliedsbetriebe, die ca. 300.000 Kunden mit eigenständig produziertem Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Die „Energiegeschichte“ zahlreicher Talschaften im norditalienischen Alpenraum gleicht in Vielem der historischen Entwicklung in Südtirol: In ländlichen Gebieten, die für große Energieunternehmen unattraktiv waren, entstanden Energiegenossenschaften, um die Bevölkerung vor Ort, zuverlässig und bodenständig, mit „Strom von Daheim“ zu versorgen.
Europäischen Trend antizipiert
„Als genossenschaftliche Produzenten und Verteiler von erneuerbarer Energie haben diese Unternehmen vor Jahrzehnten einen aktuellen europäischen Trend antizipiert“, sagte SEV-Präsident Hanspeter Fuchs in seiner Eröffnungsrede. So sei es kein Zufall, „dass die EU im Rahmen ihres Maßnahmen-Pakets ‚Saubere Energie für alle Europäer‘ den Begriff „citizens energy communities“ in das europäische Rechtssystem aufgenommen hat und dass der globale Klimawandel bei der Europawahl in Deutschland das wichtigste Thema war.“
Auf der Tagung stellte das Forschungsunternehmen RSE (Ricerca Sistema Energetico) dann auch konkrete Vorhaben im Bereich „Renewable Energy Communities“ vor. Eigentümer des RSE ist der Staatsbetrieb GSE (Gestore servizi energetici) der in Italien für die Förderung erneuerbarer Energien zuständig ist. Am 15. Mai war der SEV in Mailand mit Führungskräften des RSE zusammengetroffen, um über Pilotprojekte für eine nachhaltigen Bürgerenergie in Südtirol zu sprechen.