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Stütze in der Coronakrise die Konsum- und Einkaufs-Genossenschaften

Wie gut es ist, einen Laden im Dorf zu haben, zeigt sich jetzt. Viele Menschen arbeiten zu Hause und kaufen im Dorf ein. Die Konsum- und Einkaufsgenossenschaften freut es. Schon lange plädieren sie für das Motto: „Hier lebe ich, hier kaufe ich ein."

Falls jemand von der Corona-Krise profitiert, dann zählen die Konsumgenossenschaften mit Sicherheit dazu. Wie eine kurze Umfrage unter Südtiroler Konsum- und Einkaufsgenossenschaften zeigt, arbeiten diese im Moment mehr als sonst. Klaudia Telser, Geschäftsführerin der Konsumgenossenschaft Laas: „Alle Menschen, die jetzt wegen Corona im Dorf bleiben, kaufen bei uns ein, nicht nur Mitglieder. Wir haben viel zu tun.“ Besonders gefragt ist der persönlichen Lieferservice, der in erster Linie für ältere Menschen oder Menschen aus der Risikogruppe gedacht ist. Da ist es ein Glück, dass die beiden Mitarbeiterinnen aus der derzeit geschlossenen Konfektionsabteilung einspringen und Bestellungen und Lieferung organisieren: „Ohne ihre Hilfe könnten wir die große Nachfrage derzeit nicht bewältigen“, sagt Klaudia Telser. Sie hält die Turnusse ihrer insgesamt zwölf Mitarbeiterinnen, davon acht Mütter, bewusst kurz, damit neben der beschwerlichen Arbeit unter den strengen Sicherheitsvorgaben, mit Schutzkleidung, Mundschutz und Handschuhen auch noch genügend Zeit für Erholung und Familie bleibt.

Johanna Seppi, Geschäftsführerin der Genossenschaft Konsumverein Kurtatsch bestätigt, dass seit den rigorosen Ausgangsbeschränkungen mehr Menschen im Konsumverein Kurtatsch einkaufen. Die gestiegene Nachfrage bestätigt die Bedeutung der Nahversorgung. Seppi spricht auch von Unsicherheit und Angst vor Übertragung der Krankheit, die unter den Mitarbeitern spürbar ist: „Im Moment geht es gut, wir sind zufrieden und geben unser Bestes. 100prozentigen Schutz gibt es jedoch nicht.“ Für Sie persönlich ist die Corona-Krise eine wertvolle Erfahrung: „Wir lernen, dass eben nicht immer alles selbstverständlich ist.“ Und sie hofft natürlich, dass keine Mitarbeiter angesteckt werden.

Die Gesundheit der Mitarbeiter stellt auch Robert Christof, Obmann der Überetscher Einkaufsgenossenschaft für die Landwirtschaft (Übeg) in den Vordergrund: „Ich bin froh, dass alle Mitarbeiter noch gesund sind.“ Wie in allen anderen Geschäften auch, dürfen Kunden hier nur einzeln eintreten, mit Mundschutz und Handschuhen. Verkauft wird derzeit nur an die rund 600 Mitglieder: „Wir haben unsere Mitglieder bereits zu Beginn der Krise dazu aufgefordert, Bestellungen möglichst telefonisch oder per E-Mail abzugeben, um großen Andrang im Geschäft zu vermeiden.“ Nach wie vor sind alle Waren lieferbar und auch die Preise haben sich bisher nicht verändert. „Das Geschäft läuft erstaunlich ruhig, es gibt keine Hamsterkäufe“, meint der Obmann. Ihm zufolge haben Mitarbeiter wie Kunden die Ausnahmesituation mittlerweile angenommen.

Dies gilt auch in Völs. Hier bietet die Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft Völs Waren für Landwirte aber auch für Private an. Wie Direktor Othmar Stampfer betont gibt es dabei Einschränkungen: „Als Konsumgenossenschaften dürfen wir gewisse Artikel nicht verkaufen. Wir liefern an Bauern und an Private, das macht es schwierig eine Grenze zu ziehen. Für bestimmte Produkte haben wir inzwischen eine Anfrage beim Regierungskommissariat gestellt.“ In der ersten Zeit der Einschränkungen gab es kurzzeitig Lieferengpässe bei Germ und Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, das hat sich in der Zwischenzeit jedoch teilweise stabilisiert. Er stellt sich die Frage, wie die Situation im Sommer sein wird: „Wenn die Gäste ausfallen, wird es schwierig.“ Insgesamt sei es jedoch noch zu früh für eine Analyse. Er denkt an die schwierige Situation der Geschäftsleute im Detailhandel und kritisiert, dass Paketzusteller allen Verkehrs- und Umweltüberlegungen zum Trotz weiter zustellen dürfen.

Georg Mayr fühlt sich in seiner Mission bestätigt. Als Obmann der Nahversorungsgenossenschaft Naves, unterstützt er die Mitglieder beim Aufrechterhalten der Nahversorgung in der Peripherie. Mittlerweile betreibt die Genossenschaft neun Läden zwischen Sexten und Tisens. Mayr: „Nahversorgung bedeutet nicht die unmittelbare Versorgung der Menschen vor Ort, sondern auch die Stärkung der lokalen Kreisläufe.“ Als klassische Konsumgenossenschaft versucht Naves, vor allem dort Produkte anzubieten, wo in einer Gemeinde oder Ortschaft keine Geschäfte mehr sind. Die kleinen Geschäfte in den Dorfzentren sind in Zeiten der Coronakrise besonders gefragt.