Perspektiven für die Rebzüchtung in Südtirol
Zum Auftakt referierte Thomas Letschka, Leiter des Fachbereichs „Angewandte Genomik und Molekularbiologie“ des Versuchszentrums Laimburg, über neue Methoden der Rebzüchtung, ging auf künftige Trends in der Sortenzüchtung ein und zeigte auf, welche Möglichkeiten dem Südtiroler Weinbau prinzipiell zur Verfügung stehen.
Letschka gab einen Überblick über verschiedene Methoden von der klassischen Züchtung über die Marker-gestützte Selektion, wie sie beispielsweise am Versuchszentrum Laimburg beim Apfel betrieben wird, bis hin zu Cisgenetik, bei der Gene aus derselben oder einer nah verwandten, kreuzungskompatiblen Art in das Erbgut einer Pflanze eingeschleust werden und Transgenetik, bei der artfremde DNA in das Genmaterial von Pflanzen eingeführt wird. Am Versuchszentrum Laimburg laufen Züchtungsprogramme in Bezug auf den Apfel und die Erdbeere, bislang aber nicht zur Rebe.
„Seit der Entschlüsselung des Genoms verschiedener Kulturen können wir ablesen, wo im Erbgut der Pflanze beispielsweise Resistenzgene gegenüber bestimmten Krankheiten positioniert sind“, erklärte Letschka. „Mit dieser Information können wir mittels der Marker-gestützten Selektion gezielte Züchtungsarbeit durchführen, da wir genau wissen, wo im Genom die relevanten Stellen zu finden sind.“
Die neueste molekularbiologische Methode, die „Genschere“ CRISPR/Cas9 sorgte in letzter Zeit international für viel Diskussion: Das Ergebnis dieses „Genome editings“, das es erlaubt DNA gezielt zu schneiden und somit einzelne Gene bzw. DNA-Bausteine umzuschreiben, ist nämlich von spontaner Mutation nicht unterscheidbar, da man den Eingriff der „Genschere“ nicht nachweisen kann. In den USA fällt die Methode nicht unter das Gentechnikgesetz, in Europa hingegen schon, da das Vorsorgeprinzip gilt, d. h. nicht nur das Resultat zählt, sondern auch der Weg, wie es erreicht wurde.
Weinreben gehören zu den Kulturen mit dem höchsten Verbrauch an Fungiziden, welche in der Folge die Trauben und auch den daraus gewonnenen Wein belasten können. Durch die gezielte Züchtung pilzresistenter Rebsorten (sog. PIWI-Sorten) wird ein geringerer Bedarf an Pflanzenschutzmitteln angestrebt. „Eine Reduktion des Fungizideinsatzes durch den Anbau neuer pilzwiderstandsfähiger Rebsorten würde den Weinbau in Südtirol noch nachhaltiger gestalten, und das gleichsam für den Landwirt und den Konsumenten“, erläuterte Letschka.