Obst
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Treffsichere Technik auf fast 75 Prozent der Obstbaufläche

Obstbauern tätigen hohe Investitionen für mehr Zielsicherheit.

 

Es liegt im ureigensten Interesse der Bauern, möglichst wenig Pflanzenschutzmittel einzusetzen – schließlich kostet dies Zeit und Geld. Die Devise im integrierten Obstanbau lautet seit Jahrzehnten: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Falls ein Einsatz notwendig ist, so wird den umweltschonendsten Produkten der Vorzug gegeben. Vor allem aber geht es den Bauern darum, das Produkt möglichst punktgenau dorthin zu bringen, wo es wirken soll.

So haben Südtirols Apfel-Bauern bereits vor mehr als 25 Jahren – freiwillig – begonnen, auf giftige und sehr giftige Produkte zu verzichten. Stattdessen greift man auf umweltschonendere Abwehrmethoden und Produkte zurück. Zudem können Einsatztermine mittlerweile anhand von Erfahrungen, Prognosemodellen, Messsystemen sehr genau eingegrenzt werden. Das Ergebnis: unnötige Behandlungen werden vermieden. Bei der Ausbringungstechnik gab es hingegen noch Aufholbedarf. Neue technische Lösungen erlauben nun auch hier eine deutliche Verbesserung.

Großteil der Bauern haben umgehend reagiert
Auf knapp 75 Prozent der Anbaufläche kommt mittlerweile die neue, zielgenauere Technik zum Einsatz. In nur einem Jahr haben über 60 Prozent der Obstbauern die abdriftarme Technik auf ihr Sprühgerät montieren lassen; vielfach haben sie neue Geräte angekauft. „Das ist ein klares Zeichen,  dass unseren Bauern das Thema Abdrift ein großes Anliegen ist“, sagt Georg Kössler, der Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums. „Wir gehen davon aus, dass die Geräteumstellung auf abdriftarme Techniken im kommenden Winter von den Landwirten, die es heuer nicht geschafft haben, weiter angegangen wird, so dass mit Frühjahr 2016 wahrscheinlich an die 80% der Sprühgeräte umgerüstet sein werden.

Umstellung im Vinschgau besonders hoch
Im Vinschgau ist die Umstellung besonders hoch. Hier kommt die verlustarme Technik bereits auf 85 Prozent der Anbaufläche zum Einsatz. Über 75 Prozent der Obstbauern haben ihr Gerät umgerüstet bzw. ausgetauscht. Die sogenannten Injektordüsen, die neben Abdeckblechen auf die Geräte montiert werden, versprühen größere Tropfen, die weniger stark vom Wind verweht werden, als die bisher eingesetzten Hohlkegeldüsen. Deutlich weniger Abdrift ist die Folge.

Sprühgerätetest im Südtiroler Obstbau seit Jahrzehnten verpflichtend
Bereits seit vielen Jahren  die Geräteeinstellung und Überprüfung in Südtirol streng gehandhabt: So müssen die integriert wirtschaftenden Obstbauern ihr Pflanzenschutzgerät jährlich warten und überprüfen und zudem alle fünf Jahre von einem anerkannten Techniker überprüfen lassen. Dieser Test ist seit kurzem auch gesetzliche Pflicht. Das integrierte Anbauprogramm in Südtirol  sieht das seit 20 Jahren vor.

29.000 Pflanzen zum Schutz vor Verwehungen gepflanzt
Nicht nur für abdriftmindernde Ausbringungstechnik besteht ein großes Interesse, heuer wurden auch so viele Hecken gepflanzt wie noch nie. Insbesondere da, wo die Obstanlagen an Straßen, Radwege oder anders bewirtschaftete Grundstücke grenzen, sollen auch anhand von Hecken Verwehungen vermieden werden. Darum haben Südtirols Obstbauern heuer 29.000  Sträucher gepflanzt. Das ergibt eine Heckenlänge von 15 Kilometern. Im Jahr 2014 waren es 11 Kilometer, 2013 5 Kilometer.

Natur- und Umweltschutz seit Jahrzehnten ein Anliegen der Obstbauern
„Die modernen Anbaumethoden im Südtiroler Obstbau sind vielen Mitbürgern unbekannt. Deshalb können Unwahrheiten leicht verbreitet werden“, sagt Georg Kössler. „Tatsache ist: Für Südtiroler Obstbauern sind Natur- und Umweltschutz seit Jahrzehnten eine Verpflichtung. Die Bewirtschaftung von Grund und Boden erfolgt nachhaltig und umweltbewusst: im eigenen Interesse, im Interesse ihrer Kinder, ihrer Kunden und im Interesse der gesamten Bevölkerung.“