Beim Thema Nachhaltigkeit winken Unternehmen oftmals ab – zu weit gefasst, zu wenig konkret mit geringem Nutzen für das Tagesgeschäft. „Doch es gilt, den Blick zu öffnen und als Unternehmen für sich einzuschätzen: Wie kann ich Risiken kartieren, quick-wins für mich nutzen und beim Ganzen noch strategisch denken“ unterstrich Ulrike Nicolussi-Leck, Leiterin der Abteilung Corporate Affairs bei der Raiffeisen Landesbank, die sich um institutionelle Angelegenheiten, Kommunikation und Nachhaltigkeit kümmert und damit täglich erlebt, wie sichTransformation in Nachhaltigkeitsbelangen auf eine ganze Institution auswirkt. Sie sprach zum Thema: „Im Strudel der Veränderung: Warum heute Weitsicht zählt – eine Bankenperspektive“ und betonte dabei: „Die Veränderung bleibt, weswegen wir als Bank erste Partner dabei sind, Risiken einzuordnen und strategisch zu denken.“
Auf „Leitlinien und Best-Practice-Beispiele zur Kreislaufwirtschaft“ ging Prof. Erwin Rauch ein, der an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit forscht. Erwin Rauch ist Professor für Smarte und Nachhaltige Produktion an der Freien Universität Bozen und Koordinator des Interreg-Projekts EDU-CIRC. Für letzteres hat er in den vergangenen zwei Jahren eine Reihe lokaler Unternehmen zum aktuellen Stand der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft befragt und Erfolgsbeispiele dieser Unternehmen gesammelt. Dabei hob er beim Vortrag für Raiffeisen-Firmenkunden vor allem das Konzept der 9 R-Strategien hervor, die von „rethink, reduce, reuse bis hin zu recyle und recover“ reicht und mit Fokus auf produzierende Betriebe die Stoff- und Materialströme analysiert und optimiert.
Zwei Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit schon lange konzeptionell leben, stellten am gestrigen Abend konkrete Beispiele einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft vor: TopHaus als führender Baustoffhändler in der Region mit 8 Standorten in Südtirol und dem Trentino. Das Unternehmen bietet verschiedene Beratungsschienen mit Blick auf Gründächer, Regenwasserrückhalt, Abdichtungen und das Schwammstadt-Prinzip, weswegen der technische Berater im Unternehmen Gerhard Herbst eine Reihe von Bauten zeigte, in denen konkrete Maßnahmen zur Bauwerksbegrünung erfolgreich umgesetzt werden konnten. Vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung kann vor allem im urbanen Raum durch gezielte Beratung ein wesentlicher Mehrwert in Sachen Energieeinsparung erwirkt werden.
Den Reigen der Referenten schloss gestern Abend Walter Holzer vom Berghotel Sextenim Fischleintal. Für Holzer ist das Thema Nachhaltigkeit im Betrieb eine Herzensangelegenheit, und dies bereits seit 20 Jahren, lange vor der Zeit, als Nachhaltigkeit zum Modewort wurde. Für den erfolgreichen Hotelier geht es dabei nicht um kleine Stellschrauben, die beim Einkauf der billigsten Butter zu einem Preisvorteil führen könnten, sondern darum, wie kleine regionale Kreisläufe im steten Austausch mit lokalen Produzenten einen Mehrwert bilden: „Denn wenn man das Thema mit Ernsthaftigkeit betreibt, dann tut man es auch mit Tiefgründigkeit. Dies führt dazu, dass man im eigenen Betrieb ganze Arbeitsabläufe in Bewegung setzt und vieles in Frage stellt.“
Der Abend fand in den stimmungsvollen Räumlichkeiten der Gärtnerei Schullian statt und endete mit einem angeregten Austausch der Gäste beim Flying Buffet. Es war dies der zweite Impulsabend der Raiffeisenkassen Südtirol, der zukunftsorientiertes Wirtschaften für Firmenkunden thematisierte.



