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Ursula Thaler: „Dann wäre dieser Arbeitskreis überflüssig.“

Ursula Thaler ist die neue Vorsitzende des Arbeitskreis Frauen in der Führung von Genossenschaften. Warum sie die Auflösung des Arbeitskreises in den nächsten zehn Jahren anstrebt.

Mit der Sitzung am 11. September übernimmt Ursula Thaler offiziell den Vorsitz des Arbeitskreises Frauen in der Führung von Genossenschaften von ihrer Vorgängerin Paulina Schwarz. Sie freut sich auf ihre neue Aufgabe: „Unter dem Vorsitz von Paulina Schwarz konnten wir viel bewegen. Es macht mir sehr viel Freude den Arbeitskreis zu übernehmen, der ja sehr gut bestellt ist mit vielen engagierten Frauen, die bereits Führungsaufgaben haben. Diesen interessanten Austausch möchte ich weiterführen.“

Die Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaft Humanitas24, Verwaltungsrätin des Raiffeisenverbandes und Vizebürgermeisterin der Gemeinde Deutschnofen kam 2019 in den Arbeitskreis, als Barbara Pizzinini, ehemalige Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaft EOS ausschied. Bei der Wahl zur Verwaltungsrätin des Raiffeisenverbandes im Juni ist sie erneut in den Arbeitskreis berufen worden.

Unterstützt wird der Arbeitskreis von Astrid Schweiggl, Leiterin des Bereichs Beratung & Kommunikation: „Mit dieser engagierten Frau in Führungsposition als hauptamtliche Begleiterin haben wir eine sehr gute Stütze. Sie hilft uns Ideen, die wir im Arbeitskreis besprechen in die Tat umzusetzen“, sagt Thaler. In der ersten Sitzung nach der Wahl treffen sich die Mitglieder des neu gewählten Gremiums am 11. September und stecken die Ziele der Amtsperiode ab: „Wir sind viele verschiedene Frauen aus ganz unterschiedlichen Bereichen und jede von uns erlebt eine ganz andere Realität. Unsere Aufgabe ist es zu schauen, welche Schwerpunkte wir uns in den nächsten Jahren geben möchten.“

Das Ziel steht allerdings bereits jetzt fest, unterstreicht Thaler: „Die bestmögliche Entwicklung wäre, wenn wir den Arbeitskreis auflösen könnten, weil das Ziel erreicht ist und wir zu 50:50 Frauen und Männer in allen Gremien vertreten sind. Wenn es nicht mehr notwendig ist Frauen für Führung in der Genossenschaft zu ermutigen, wenn wir nicht mehr Wege suchen müssen, wie Frauen Zugang zu Gremien finden, wenn wir keine Männer mehr überzeugen müssen, dass Frauen Führungsaufgaben übernehmen müssen, dann haben wir die beste Arbeit gemacht, die wir machen können. Aus heutiger Sicht ist das vielleicht noch nicht realistisch, aber wenn es uns gelingt, in zehn Jahren in den Führungsgremien von Genossenschaften gleichberechtigt zu sitzen, dann wäre dieser Arbeitskreis im Grunde überflüssig.“

Um das zu erreichen, müssten Frauen ermutigt, begeistert und unterstützt werden, damit sie die Möglichkeit haben ihre Fähigkeiten in den Gremien von Genossenschaften einzusetzen. Thaler zufolge gibt es diese Frauen, genauso wie es sehr gut ausgebildete Männer gibt. Nur der Zugang ist etwas schwieriger für sie vor allem im Bereich Landwirtschaft.

Wie dieses Ziel erreicht werden kann, möchte Ursula Thaler nicht vorgreifen, sie ist jedoch überzeugt, dass es wichtig ist, wie bisher Aktionen zu schaffen, die den Austausch unter Frauen fördern und Frauennetzwerke stärken: „Da fängt es an. Denn wenn ich niemanden kenne, kann ich mich auch in kein Netzwerk einfügen. Wichtig ist auch, dass wir Verantwortungsträger mit einbinden. Es muss auch Männern ein Anliegen sein, vermehrt Frauen als Mandatarinnen zu gewinnen. Das kann nicht nur Aufgabe unseres Arbeitskreises sein. Sonst dauert das alles viel zu lange, wenn das nicht von allen Seiten mitgetragen wird. Da sehe ich Handlungsbedarf.“

Über Quoten lässt sich streiten, dennoch sprechen die Ergebnisse für sich, weiß Thaler: „Immer da, wo eine Quote greift - im Bankwesen oder anderen Gremien – ist es gelungen eine ausgeglichenere Besetzung der Gremien zu erlangen. Das ist ein guter Einstieg. Mit der Quote findet man schneller gute Frauen, weil man sie finden muss. Man verlässt plötzlich alte Muster und verabschiedet sich von Gewohnheiten, wie man Kandidaten findet. Und ausreichend gut qualifizierte Kandidatinnen sind ja da. Ich denke das muss unser Weg sein.“

Der Arbeitskreis „Frauen in der Führung von Genossenschaften“ wurde 2015 gegründet und seit damals von Paulina Schwarz geführt. Nach der Wahl im Juni 2024 übernimmt Ursula Thaler den Vorsitz. Paulina Schwarz bleibt weiterhin Mitglied im Arbeitskreis.

Das Ziel des Arbeitskreises für Frauen in der Führung von Genossenschaften liegt darin, mehr Frauen als Mandatarinnen zu gewinnen, sie zu begeistern, zu ermutigen, einzubinden und vor allem die Zugangsphase so zu legen, dass sie auch Eingang in die Mandate finden.

Im Juni 2024 stellen Frauen 19 Prozent der Führungsgremien der Raiffeisenorganisationen.