Versuchszentrum Laimburg: neue Ansätze in der Apfelsortenzüchtung

Mit dem Projekt "AppleBIOME“ des Versuchszentrums Laimburg soll die biologische Vielfalt von Äpfeln gefördert und die Nachhaltigkeit im Apfelanbau gestärkt werden. Das Ziel ist die Entwicklung von widerstandsfähigere, anpassungsfähigere und gesündere Apfelsorten.

Nicht nur in Südtirol haben Äpfel eine große wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. Um nachhaltiger zu produzieren und den Erfordernissen des Marktes zu entsprechen, gilt es neue Apfelsorten zu entwickeln, die sich durch Ertrag, Anpassungsfähigkeit und Qualität auszeichnen. Einen vielversprechenden Ansatz verfolgt das europäischen Projekt „AppleBIOME“. Es untersucht die mikrobiologische Vielfalt auf den Blättern von 600 verschiedenen Apfelsorten.

Walter Guerra, Leiter der Arbeitsgruppe „Pomologie“ am Versuchszentrum Laimburg erklärt dazu: „Im Jahr 2016 wurde an sechs makroklimatischen Standorten verteilt über ganz Europa eine Sammlung von 600 verschiedenen Apfelsorten gepflanzt, die die genetische Vielfalt dieser Kulturpflanze repräsentieren. Seit 2017 wird dieses Pflanzenmaterial laufend charakterisiert und ausgewertet, um die Wechselwirkung zwischen Genetik und Umwelt zu untersuchen. Das im Juni 2023 gestartete europäische Projekt “AppleBIOME“ ermöglicht es, diese einzigartige Sammlung auf weitere Parameter hin zu untersuchen. Neben der Bewertung von agronomischen Merkmalen wie Ertrag, Fruchtqualität und Krankheitsanfälligkeit wird zum ersten Mal die Gesamtheit der auf den Blättern vorhandenen Mikroorganismen, das sogenannte Mikrobiom, bei einer so umfangreichen Apfelsortensammlung untersucht. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können vielversprechende Apfelsorten identifiziert werden, die für zukünftige Apfelzuchtprogramme werden können."

Die Untersuchung des Mikrobioms

Das Apfelzüchtungsprogramm des Versuchszentrums Laimburg gibt es seit 1997. Laufend fortgeführt wird es mit klassischen Methoden wie der kontrollierten Bestäubung als auch in Kombination mit modernen molekularbiologischen Methoden wie der markergestützten Selektion. Neue Apfelsorten zeigen dabei hohes Potenzial, um vielfältige und widerstandsfähiger Agrarökosysteme in Südtirol zu fördern, die einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bewässerung erfordern.

Das neue Forschungsgebiet Mikrobiom auf den Pflanzen und der entsprechenden Wechselwirkungen zwischen den Mikroorganismen und den Pflanzen kann wertvolle Informationen über die positiven Auswirkungen von Mikroorganismen auf die Gesundheit und Anpassungsfähigkeit der Pflanzen liefern. „In unseren Labors werden wir fortschrittliche Methoden wie die DNA-Sequenzierung und die Bioinformatik nutzen, um die Zusammensetzung des Mikrobioms auf den Apfelblättern zu charakterisieren", erklärt Thomas Letschka, Leiter der Arbeitsgruppe „Züchtungsgenomik“ am Versuchszentrum Laimburg. „Außerdem werden Feldversuche durchgeführt, um die Auswirkungen des Mikrobioms auf agronomische Eigenschaften wie Krankheitsresistenz, Lagerfähigkeit und sensorische Eigenschaften der Früchte zu bewerten."

Das Projekt AppleBIOME, das durch das Programm „MASAF - Joint FACCE-JPI SusCrop" finanziert wird, wurde im Juni 2023 gestartet, hat eine Laufzeit von drei Jahren und umfasst ein internationales Konsortium von zehn institutionellen und industriellen Partnern, dem auch das Versuchszentrum Laimburg angehört.

Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet und ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelqualität. Durch wissenschaftlich fundierte Versuchstätigkeit und Forschung wird hier Know-how entwickelt, Problemlösungen und Innovationen für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung erarbeitet. Die Forschung sichert den Anbau und die Herstellung hochqualitativer landwirtschaftlicher Produkte in Südtirol und deckt die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum fertigen Produkt ab.

Das Tätigkeitsprogramm wird jedes Jahr mit Vertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung abgestimmt. Damit ist gewährleistet, dass die Forschungs- und Versuchsprogramme direkt auf die konkreten Erfordernisse der Praxis in Südtirol ausgerichtet sind. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten – sowohl in den Labors in Pfatten und am NOI Techpark als auch auf den Versuchsflächen der Agentur Landesdomäne, mit der eine historische und partnerschaftliche Zusammenarbeit gepflegt wird.