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Viele Herausforderungen bewältigt

Jahresrückblick für den Raiffeisenverband: "2017 konnten in der Raiffeisenorganisation der Veränderungsprozess fortgeführt und entscheidende Weichenstellungen in die Wege geleitet werden", sagt Verbandsobmann Herbert Von Leon.

Die Welt blieb auch 2017 in Bewegung. Kriege, Terror und Gewalt bestimmten weiter die Nachrichten. In der Politik beherrschte der Atomkonflikt mit Nordkorea die Medien. Europa stand im Zeichen von Brexit, Katalonien und der Wahlen in Frankreich und Deutschland. Ungerührt davon hat sich die Weltwirtschaft weiter erholt und verzeichnet heuer ein Wachstum von etwa 3,5 Prozent, Europa von 2,2 Prozent und Italien von 1,5 Prozent. Für Südtirol rechnet das WIFO mit 1,9 Prozent und spricht vom besten Jahr seit der Wirtschaftskrise. Immerhin bezeichnen rund 90 Prozent der heimischen Unternehmen ihre Ertragslage heuer als zufriedenstellend.

Auch die Raiffeisenorganisation kann wieder auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2017 zurückblicken. So weisen die Raiffeisenkassen weiter eine solide wirtschaftliche Entwicklung auf und wir rechnen für heuer wieder mit Zuwächsen bei den Einlagen und Krediten und einem angemessenen Nettoüberschuss.

Auch die landwirtschaftlichen Genossenschaften zeigen ein insgesamt positives Geschäftsklima, wobei heuer die Frost- und Hagelschäden und die geringen Mengen im Obst- und Weinbau einen Wermutstropfen bilden. Allgemein zufriedenstellend entwickelt haben sich auch die übrigen Sparten - von den Energiegenossenschaften bis zu den Sozialgenossenschaften. Für den Raiffeisenverband mit seinen 360 Mitgliedsgenossenschaften war 2017 erneut ein herausforderndes Jahr.

Begonnen hatte es aber im Frühjahr mit der erfreulichen Nachricht, dass die von der Wettbewerbsbehörde gegen Raiffeisen verhängte Verwaltungsstrafe von 27 Millionen Euro wegen unerlaubter Kartellbildung zur Gänze annulliert und die Funktionsweise von Raiffeisen voll bestätigt wurde.

Reform auf der Zielgeraden

Ein Hauptthema bildete weiterhin die Reform der Raiffeisenkassen. Hier konnten die Vorarbeiten zur Bildung der Genossenschaftlichen Bankengruppe der Raiffeisenkassen Südtirol weitgehend abgeschlossen werden. Somit steht noch die Ermächtigung seitens der Banca d'Italia aus, mit der wir für Ende Jänner rechnen, um dann den Start der Gruppe in die Wege zu leiten. Eine historische Weichenstellung, mit der die Stabilität und Autonomie der Raiffeisengruppe gesichert wird. Als eine unmittelbare Folge der Bildung der neuen Raiffeisengruppe haben wir die Abteilungen Interne Revision und Spezialkredite an die Raiffeisen Landesbank als neues Spitzeninstitut abgetreten.

Strategie 2018-2020 genehmigt

Aufgrund der Reform der Raiffeisenkassen, aber auch wegen der raschen Digitalisierung und gesellschaftlichen Veränderungen hat der Raiffeisenverband heuer eine genaue Standortbestimmung gemacht und eine neue Strategie für die nächsten drei Jahre erarbeitet. Die entsprechenden strategischen Projekte werden flexibel gehandhabt und über das Projektmanagement des Verbandes realisiert. So möchten wir den Verband künftig u. a. noch marktfähiger und dienstleistungsorientierter machen, aber auch seine Rolle als Interessensvertreter vor allem der Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften wahren. Der Verwaltungsrat hat die "Strategie 2018-2020" kürzlich genehmigt und damit die Weichen für die Ausrichtung und Neupositionierung des Verbandes gestellt, um dessen Rolle als tragende Säule der Raiffeisenorganisation zu festigen.

Nahtlos in die Verbandsstrategie reiht sich auch die im März planmäßig und störungsfrei erfolgte Überleitung des gesamten Data Centers von Bozen nach Rom ein. Somit erfolgen alle zentral gesteuerten IT-Leistungen und die Datenverarbeitung seit heuer in Rom, wobei die Steuerung und Kontrolle aber nach wie vor über das Raiffeisen Informationssystem in Bozen läuft. Ausschlaggebend für die Migration des Data Centers waren wirtschaftliche und sicherheitstechnische Gründe.

Zunehmende Vernetzung

Weiter intensiviert haben wir 2017 die Netzwerkarbeit innerhalb des Verbundes wie auch mit Verbänden, Organisationen und Institutionen im In- und Ausland. Hier ist für mich vor allem auch der direkte und persönliche Kontakt sehr wichtig. Mit dem im Herbst neu gegründeten Südtiroler Genossenschaftskreis konnte auch innerhalb der heimischen Genossenschaftsverbände ein Akzent für eine stärkere Vernetzung gesetzt werden. Dies kann vor allem auch im Sektor der Sozialgenossenschaften genutzt werden, der weiter an Bedeutung gewinnen wird. Der zunehmenden Vernetzung und digitalen Transformation haben wir mehrere Veranstaltungen und Workshops gewidmet und dabei Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt. So stand auch der "Tag der landwirtschaftlichen Genossenschaften" ganz im Zeichen der Digitalisierung, den wir heuer erstmals veranstaltet haben und der im kommenden Frühjahr wieder ansteht. Einen Schritt in die Digitalisierung haben wir auch mit dem neuen Web-Portal "RVS-Wissen" gemacht, über das die Mitgliedsgenossenschaften seit heuer sämtliche Rundschreiben und Informationen, abteilungsübergreifend aufgearbeitet, abgerufen können.

200 Jahre F. W. Raiffeisen

Bei aller Ausrichtung auf das Neue und die Anforderungen der Zeit sollten wir aber den Blick auf den wesentlichen Kern des Genossenschaftswesens nicht außer Acht lassen: die Solidarität und die Hilfe zur Selbsthilfe. Nach diesen Prinzipien lebte Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Im kommenden Jahr feiern wir den 200. Geburtstag dieses Sozialreformers und Genossenschaftsgründers. Mit seinem Wirken hat er das Leben und Wirtschaften der Menschen spürbar verbessert. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, um mit Aktionen und Veranstaltungen auf die Bedeutung dieses Mannes und des Raiffeisen-Genossenschaftswesens aufmerksam zu machen. Ich lade Sie ein, aktiv dabei zu sein!

In diesem Sinne danke ich den Funktionären, Führungskräften und Mitarbeitern in den Mitgliedsgenossenschaften und -verbänden sowie im Raiffeisenverband für ihren Einsatz, der zum Wohl unserer Organisation, der Einzelmitglieder und der Bevölkerung gereicht, und wünsche ein frohes Weihnachtsfest wie auch ein gutes neues Jahr 2018!