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Vollversammlung des Raiffeisenverbandes 2015

Eine emotionale Vollversammlung 2015 ist die letzte des langjährigen Verbandsobmannes Heiner Nicolussi-Leck - auf ihn folgt der bisherige Obmann-Stellvertreter Herbert von Leon.

 

Raiffeisenverband Südtirol zieht Bilanz: 

Genossenschaften trotzen Wirtschaftslage mit Tradition und Stabilität

Im Jahr 2014 konnte sich die Wirtschaft in Italien und Südtirol trotz vereinzelter Lichtblicke nur geringfügig erholen. „Im weiterhin schwierigen Umfeld konnten sich die Raiffeisen Genossenschaften im vergangenen Jahr gut entwickeln“, sagte Obmann Heiner Nicolussi-Leck in seinem Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Ende 2014 zählte der Raiffeisenverband 367 Mitglieder, darunter 326 Genossenschaften, 13 Genossenschaftsverbände und 28 Körperschaften ohne Revisionspflicht. Darunter können die genossenschaftlich organisierten Raiffeisenkassen auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Zusammen mit der Raiffeisen Landesbank wurden im Berichtsjahr mehr als 48 Prozent der Marktanteile in Südtirol gehalten. „Jede zweite Familie erwirbt ihr Eigenheim mit einem Raiffeisenkredit und jeder zweite Hotelier oder Handwerker tätigt seine Investitionen mit Raiffeisen“, unterstrich der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Paul Gasser die wirtschaftliche Bedeutung von Raiffeisen in Südtirol. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften stehen trotz veränderter Marktbedingungen wie Auslaufen der Milchquoten, niedriger Apfelpreise und russischem Embargo gut da. Die Produktion bei Äpfeln, Wein und Milch stieg 2014 an, allen Mitgliedern dieser Sparten konnten im vergangenen Jahr gute oder befriedigende Preise ausgezahlt werden. Unter den insgesamt 58 Energiegenossenschaften produzierten die 27 E-Werk-Genossenschaften 2014 304,5 Gigawattstunden Strom und versorgten so ein Jahr lang knapp 100.000 Südtiroler Haushalte mit Strom aus Wasserkraft. Laut dem Obmann Nicolussi-Leck erzielten die auch die übrigen Genossenschafts-Sparten, darunter die Viehzuchtverbände, die Konsum- und Bezugsgenossenschaften, die Wassergenossenschaften, die Kulturheim- und Kindergartengenossenschaften, die Wohnbau- und Sozialgenossenschaften sowie die Sonstigen Genossenschaften durchwegs gute Ergebnisse. 

„Starke Interessensvertretung als Leitgedanke“

Der scheidende Obmann Nicolussi-Leck, der aufgrund der statutarischen Altersbegrenzung seine Funktion abgibt, zog auch Bilanz über seine 12-jährige Amtszeit. (2003-2015): „Die genossenschaftliche Idee in ihrer ursprünglichen Form durch eine starke Interessensvertretung, aber auch durch Dialogbereitschaft und Verhandlungsgeschick vorantreiben“, nannte Nicolussi Leck als Leitgedanken seiner Obmannschaft. 

Für seine Verdienste erhielt der scheidende Obmann die goldene   Ehrennadel des Raiffeisenverbandes aus den Händen von Landeshauptmann Arno Kompatscher: „Als authentischer Genossenschafter hat Heiner Nicolussi-Leck auf Augenhöhe die jüngste Entwicklung der Raiffeisen Genossenschaften wesentlich mitgeprägt“. Kompatscher bezeichnete den Juristen Nicolussi-Leck al einen „Anwalt der Südtiroler Raiffeisenkassen“ und einen „Hüter der genossenschaftlichen Interessen“,  die der scheidende Obmann nicht zuletzt bei der Reform der Genossenschaftsbanken in Rom verteidigt habe. 

Von Seiten des Raiffeisenverbandes Tirol erhielt Nicolussi-Leck aus den Händen von Obmann Peter Hechenberger und Direktor Arnulf Perkounigg das Große Ehrenzeichen des Raiffeisenverbandes Tirol. 

Neue Herausforderungen: Reform und Bankenunion

Generaldirektor Paul Gasser nannte in seinem Ausblick die von der Regierung Renzi angestoßene Reform der Genossenschaftsbanken als einschneidende Veränderung für die heimischen Raiffeisenkassen und betonte den „starken und gemeinsamen Einsatz“ des Raiffeisenverbandes und der Raiffeisen Landesbank für eine angestrebte „Südtirol-Lösung“. Hier dankte der Generaldirektor den anwesenden Vertretern der Südtiroler Landesregierung, den politischen Vertretern in Rom sowie der Banca d’Italia für ihre Unterstützung. 

Zur Reform der Genossenschaftsbanken betonte der Präsident des italienischen Genossenschaftsverbandes Confcooperative, Maurizio Gardini, dass sich die Genossenschaftsbanken in der schwierigsten Phase ihrer 130-jährigen Geschichte befinden: "Nicht Größe und Einheitlichkeit zeugen von der Qualität einer Bank, sondern ihre Vielfalt und Eingebundenheit in das Tätigkeitsgebiet", sagte Gardini in Bezug auf die Harmonisierungstendenzen der Regierung. Für das Verständnis dieser Prinzipien habe man im Rahmen der Reform gekämpft, deren Abschluss sich wohl noch bis Herbst hinziehen werde. 

Als weitere wegweisende Herausforderungen nannte Generaldirektor Gasser zudem die Europäische Bankenunion, die zunehmende Digitalisierung sowie die anhaltende Niedrigzinsphase. Es gelte, „die Chancen veränderter Rahmenbedingungen zu sehen und zu nutzen sowie den eingeschlagenen Weg zielorientiert und couragiert weiter zu gehen und mit besonnenen Entscheidungen den Wandel und die Zukunft aktiv zu gestalten“. 

Gremien neu bestellt - Herbert von Leon neuer Obmann

Im Rahmen der heutigen Vollversammlung des Raiffeisenverbandes wurde auch der Verwaltungs- und Aufsichtsrat neu gewählt.  Am Nachmittag tritt der neue Verwaltungsrat zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Dabei wurde Herbert von Leon zum neuen Obmann des Raiffeisenverbandes gewählt. Er war bisher Obmann-Stellvertreter und zugleich Obmann der Meraner Obstgenossenschaft CAFA. 


Michael Grüner wurde als Präsident des Aufsichtsrates des Raiffeisenverbandes bestätigt. 

Die Berichte von Verbandsobmann Heiner Nicolussi-Leck und Generaldirektor Paul Gasser sowie den Geschäftsbericht finden Sie unter www.raiffeisenverband.it.