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Von München nach Laas: Philipp Ladurner Direktor der Raiffeisenkasse Laas

Vor eineinhalb Jahren ist er von München in die Raiffeisenkasse Laas gewechselt und hat am 1. Juli 2023 die Leitung der Raiffeisenkasse Laas übernommen. Wie es ihm in der neuen Position geht und wie sich die Raiffeisenkasse Laas künftig weiterentwickeln wird, verrät er im Interview.

Raiffeisen Nachrichten: Wie geht es Ihnen als Direktor der Raiffeisenkasse Laas?

Philipp Ladurner: Die Position ist sehr herausfordernd, interessant und abwechslungsreich. Genau das, was ich gesucht habe. Vor München arbeitete ich bereits im Raiffeisensektor und wusste zumindest Großteils, was auf mich zukommt. Aktuell kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit mit den Mandataren, Mitarbeitern und Kunden gut funktioniert und stets wertschätzend ist. Die Arbeit als Direktor bereitet mir sehr viel Freude.

Wie ist es als Direktor einer Raiffeisenkasse im Vinschgau zu arbeiten?

Ich war von 2010 bis 2014 als interner Revisor für den Raiffeisenverband in allen Vinschgauer Kassen tätig, unter anderem auch in Laas. Daher war ich mit den Gegebenheiten vertraut. Größer war die Umstellung von einer Großstadt wieder in ein Dorf zurückzukommen, was ich jedoch als positiv betrachte. Im Dorf wird man freundlich aufgenommen, jeder grüßt jeden und man fühlt sich schnell heimisch. Auch im Team kannte ich bereits einige Mitarbeiter von meiner früheren Tätigkeit. Das hat den Einstieg etwas erleichtert.

Warum haben Sie sich für diese Rolle entschieden?

Als ich vor 13 Jahren in der internen Revision anfing, habe ich mir die Frage gestellt, wo ich hinmöchte. Die Position des Bankdirektors war eines der Ziele, die ich mir steckte und probierte meinen Karriereweg in diese Richtung zu lenken.

Als ich in München war, überlegte ich im Ausland zu bleiben. Es war eine sehr schöne Erfahrung, welche mich beruflich und menschlich weitergebracht hat. Doch mit der Gründung der Familie mit zwei kleinen Kindern, stellte sich die Frage, wo wir unseren Lebensmittelpunkt in Zukunft haben möchten. Da war Südtirol wieder interessant. Ich bin in Südtirol aufgewachsen und kann es mir auch für meine Kinder gut vorstellen. Da bot sich die Chance mich hier zu bewerben und bin jetzt glücklich mit der neuen Rolle und Umgebung.

Wie können Sie ihre bisherige berufliche Erfahrung in ihrer neuen Position einbringen?

Bereits sieben Jahre in der Raiffeisen-Welt gearbeitet zu haben ist sehr hilfreich. Ich kenne die Gegebenheiten, einige Mitarbeiter von den Zentralinstituten und den anderen Raiffeisenkassen. Wir als Kleinstbank benötigen Hilfe und Unterstützung vor allem von den Zentralinstituten und den Austausch mit den anderen Kassen. Das Netzwerk hilft bei unserer Arbeit. Auch meine Arbeitserfahrung in einer ausländischen Großbank unter EZB-Aufsicht hat mir die Augen für das Bankwesen außerhalb der Raiffeisen-Welt geöffnet. Insgesamt ist es sehr hilfreich unterschiedliche Erfahrungen zu machen, auch außerhalb des RIPS-Verbundes.

Was bedeutet es für Sie in einer Genossenschaftsbank zu arbeiten?

Der große Vorteil einer Genossenschaftsbank ist, dass wir nicht auf Gewinnmaximierung aus sind. Wir können stabil unsere statutarischen Aufgaben erfüllen, für die Kundschaft und das Tätigkeitsgebiet da sein und haben nicht den Druck alle drei Monate hervorragende Zahlen vorlegen zu müssen. So können wir uns voll und ganz auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren und diese mit den Zielen der Raiffeisenkasse in Einklang bringen. Auch deshalb sind wir sehr erfolgreich und haben einen ordentlichen Marktanteil. Über Spenden und Sponsoring können wir zusätzlich die Dorfgemeinschaft unterstützen. Es ist wertvoll, wenn man die eigenen Werte mit jenen des Betriebes in Einklang bringen kann.

Wie wird sich die Raiffeisenkasse Laas künftig weiterentwickeln?

Vorab gesagt, die Raiffeisenkasse Laas ist eine sehr stabile und gut aufgestellte Bank, die ihre Risiken immer unter Kontrolle hatte. Das ist sehr positiv und verschafft uns viel Spielraum. In Bezug auf Weiterentwicklung sehen wir großes Potential unsere Mitglieder und Kunden noch besser zu bedienen und zu beraten. Neben dem klassischen Kredit- und Einlagengeschäft bieten die Themenbereiche Vorsorge, Versicherungsgeschäft und Anlagegeschäft interessante Wachstumsmöglichkeiten. Unser Ziel ist es, alle Kunden allumfassend mit Bank-, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zu versorgen und erster Ansprechpartner in allen Bank- und Finanzfragen zu sein und zu bleiben.

Zudem sehen wir im Tätigkeitsgebiet noch Potential Kunden zurückzugewinnen.

Das zweite Thema ist die Digitalisierung. Auf Verbundebene gibt es die Mission 2025, die den RIPS-Verbund fit für die digitale Welt machen soll. Für uns als Kasse ist es wichtig Schritt zu halten, das Online-Banking und die App-Nutzung zu forcieren und die digitalen Kanäle professionell zu bespielen. Neben den lokalen Konkurrenten befinden wir uns immer mehr in Konkurrenz zu verschiedensten Online-Banken und Finanzdienstleister. Daher wird dieser Kanal immer wichtiger.

Unser Ziel muss es sein, durch die Kombination aus physischer Präsenz über unsere Geschäftsstellen und einen nahtlosen Online-Auftritt optimal auf die Ansprüche der verschiedenen Kundenschichten einzugehen.

Nicht zuletzt wird die Rentabilität als auch die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und Normen für uns als Kleinstbank immer ein großes Thema sein.

Welche dringenden Anliegen stehen für das Jahr 2024 an?

Im Jahr 2023 haben wir das eben angesprochene Thema Digitalisierung als Schwerpunkt gesetzt. Dieses wird auch 2024 im Fokus stehen, wir wollen unsere Angebote verstärkt in die digitalen Kanäle bringen.

Weiters wollen wir das Thema Vorsorge forcieren, weil es wichtig für die Zukunft der Kunden ist und verschiedenste Vorteile bietet. Im Versicherungsbereich sind wir mittlerweile mit ambitionierten Zielen für 2024 sehr gut aufgestellt. Ein weiteres Thema ist die Anlageberatung, welche vermutlich Ende 2024 oder 2025 weiter in den Fokus rücken wird. Es gibt also viel zu tun (lacht).

Was ist Ihnen als Führungskraft wichtig?

In unserer Größenordnung mit 17 Bankmitarbeitern, ist ein sehr gutes, loyales und motiviertes Team wichtig, um am Markt zu bestehen. Deshalb versuchen wir so gut wie möglich zu kommunizieren und durch verschiedene Teambuilding-Maßnahmen den Zusammenhalt zu stärken. Unsere Abteilungen sind sehr schlank aufgebaut, daher ist es entscheidend, dass die Mitarbeiter sehr gut ausgebildet sind und im Betrieb bleiben. Ich pflege einen sehr kooperativen Führungsstil und binde meine Mitarbeiter, vor allem die Führungskräfte, in die Entscheidungsprozesse ein. Wir bereiten zusammen Entscheidungen vor, damit man im Vorstand einen Konsens finden und zum Wohle der Bank entscheiden kann.

Was bedeutet Macht für Sie?

Ich bekleide eine Position in der Bank und sehe mich als Mitarbeiter wie jeder andere: ich habe meine Aufgaben und bin verantwortlich, dass die Bank so gut wie möglich funktioniert. Ich halte die Zügel zusammen.

Die Macht die mir meine Position verleiht muss ich positiv nutzen, um Entscheidungen zu treffen, welche zum Wohle der Bank sind.

Ansonsten bringe ich meine Ideen gerne ein und versuche auch Konsens zu finden. Die Umsetzung gelingt zumeist nur dann, wenn eine kritische Masse hinter einer Idee steht.

Wo finden Sie einen Ausgleich zu Ihrer Arbeit?

Ausgleich ist meine Familie: wenn ich zu meiner Frau und den zwei kleinen Kindern nach Hause komme, dann rücken die wirklich wichtigen Dinge im Leben in den Vordergrund. Da kann ich sehr gut von der Arbeit abschalten. Ansonsten mache ich viel Sport, wie Skifahren, Joggen, Schwimmen und Fußball.

Des Weiteren natürlich auch Urlaub, idealerweise so weit wie möglich weg, um neue Länder und Kulturen kennen zu lernen. Ich habe alle Kontinente bereist und war z.B. in Australien, China, Südostasien, Nordamerika, Südamerika, Südafrika. Aktuell sind die Ziele familienbedingt eher näher gelegen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich glaube die Bank hat einen sehr guten Weg eingeschlagen. Unter meinem Vorgänger ist man verstärkt auf die Kunden im Tätigkeitsgebiet zugegangen. Wir haben neue Kunden gewonnen und haben es geschafft die Volumina, sei es auf der Kredit-, Einlagen- und Anlagenseite zu steigern. Natürlich wäre es ein Wunsch, dass wir zumindest das Kundengeschäftsvolumen halten oder ausbauen.

Ein weiteres Thema ist die Optimierung des Customer Lifetime Value, und zwar durch eine optimale Betreuung vom jüngsten bis zum ältesten Kunden. Wir möchten uns verstärkt in Richtung Beraterbank entwickeln. Das sind die Aufgaben, die wir als Bank haben und wo wir für unser Kunden da sein müssen. Wir sind auf einem guten Weg und wollen dahingehend unsere Prozesse und Abläufe noch besser strukturieren und ausbauen.

Persönliche Wünsche?

Am liebsten wäre es mir, wenn alles so bleibt, wie es ist. Dass meine Frau, unsere Kinder und ich gesund bleiben. Die Zeit mit den Kleinkindern ist zwar intensiv, aber eine sehr schöne Zeit. Mit der Zeit sollte dann auch der Spagat zwischen Privatem und Beruflichem besser funktionieren. Denn im Moment bin ich beruflich stark eingespannt, sodass sich hauptsächlich meine Frau um die Kinder kümmert.

Vielen Dank für das Gespräch!