Wie viele Menschen arbeiten derzeit für die Genossenschaft?
Walter Soligo: Wir haben keine Fixangestellten. Und solange es geht, werden wir so weiter machen. Der Verwaltungsrat und ich als Obmann treffen Entscheidungen und leiten sozusagen die Geschicke der Genossenschaft. Wir haben externe Firmen vertraglich verpflichtet, nach den Bedingungen zu arbeiten, wie wir uns das vorstellen. Damit sind wir im Moment sehr zufrieden. Es läuft.
Wie wird sich die Tätigkeit der Genossenschaft weiterentwickeln?
Walter Soligo: Das ist eine gute Frage. Ich denke, da gibt es zwei Aspekte. Einmal der ökonomische: ich glaube die öffentliche Verwaltung wird die derzeitige Situation beibehalten, solange wir Sicherheit und Garantie eines qualitativen Dienstes bieten und günstiger arbeiten können, als der öffentliche Bereich. Ändert sich das, werden sie es selbst übernehmen, das ist klar. Zum zweiten wird die Bedeutung von Wasser in Zukunft weiter zunehmen. Wir wissen was europaweit passiert, Rom hat uns im vergangenen Jahr vorgemacht, was passiert, wenn keine Investitionen gemacht werden. In Südtirol werden wir sehen was passiert, ob es Zusammenschlüsse gibt, ...Konsortien, die die Wasserversorgung übergemeindlich übernehmen oder Stadtwerke usw. mit allen Vor- und Nachteilen. Die entsprechenden politischen Entscheidungen bleiben ein Rechenspiel: Für unsere Nachbargemeinde Bozen, ist es beispielsweise kein Problem eine knapp 5.000-Seelengemeinde mitzuversorgen. Diesen Spielraum haben sie locker. Andersrum hätte der Kleine nichts mehr zu sagen und würde in eine gewisse Abhängigkeit fallen.
Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, möglichst eigenständig zu bleiben, die Eigenversorgung zu stärken, übergemeindlich zu denken und Versorgungssicherheit zu geben und nur in Notfällen, bei Katastrophen usw. auch übergemeindlich zu versorgen. Das ist meine Überzeugung und dafür werde ich mich weiterhin einsetzen.
Ökonomisch betrachtet kann es schon passieren, dass man das Wasser günstiger bekommt, wenn man sich einer großen Gemeinde anschließt. Das liegt am Verhältnis zwischen Fläche und Abnehmer: in einer ländlichen Gemeinde ist es wesentlich kostenintensiver - bezogen auf die Einwohner - die Infrastruktur in Stand zu halten. Eine Leitung in einem Ballungszentrum wie Bozen versorgt gleich drei Kondominien, das ist ein ganz anderes Verhältnis. Daher sind die höheren Kosten im ländlichen Bereich auch schlüssig.
Welche Investitionen wurden in letzter Zeit gemacht und welche stehen noch an?
Walter Soligo: Wir haben in letzter Zeit im Hauptnetz einiges gebaut: neue Speicher und einen zusätzlichen Tiefbrunnen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Wir haben außerdem sehr viele alte, poröse Leitungen ersetzt um Verluste zu senken und versuchen gleichzeitig weitere Wasservorkommen zu finden. Heute haben wir eine optimale Wasserversorgung. Das war nicht immer so.
Dann gibt es gar nichts mehr zu verbessern?
Walter Soligo: Das kann man bei Infrastruktur nie sagen. Ist der Standard heute gut, heißt das nicht, dass er auch in fünf Jahren oder zehn Jahren noch reicht. Wo erweitert sich das Dorf? Die Gewerbezone? Infrastruktur muss heute so gemacht werden, dass man gerüstet ist, für das, was morgen passieren wird. Es ist zu spät Infrastruktur erst zu bauen, wenn man sie braucht. Wir sind derzeit dabei neue Gebiete zu erschließen. Zusammen mit der Gemeinde und Politik langfristig die Versorgung zu gewährleisten, zählt zu unserer Haupttätigkeit.
Auf was sind Sie besonders stolz als Obmann der Trinkwassergenossenschaft?
Walter Soligo: Dass wir durch die Digitalisierung einen hohen technischen Stand erreicht haben. Wir wissen in jedem Moment, was am Netz passiert, sei es am Computer, als auch am Handy. Wir können den Abnehmern eine große Versorgungssicherheit bieten. Bevor überhaupt jemand merkt, dass ein Störfall oder irgendwas ist, haben wir schon interveniert. Auch im Bereich der Verwaltung sind wir auf dem neuesten Stand und bieten Dokumente für Anträge, Baustellen und Gesuche online an. Für Menschen, die nicht Internet-fit sind, haben wir nach wie vor einen Schalter mit Öffnungszeiten.
Gibt es dennoch offene Wünsche?
Walter Soligo: Heute beliefern wir rund ein Viertel des Etschtals mit Wasser. Unsere Förderorte liegen im Süden, kurz vor Siebeneich. Daher haben wir einen langen Versorgungs- Weg Richtung Vilpian. Ein großer Wunsch wäre, im Gebiet von Vilpian Trinkwasser zu finden. Wir sind auf der Suche, nur ist es schwierig, da es früher zwischen Terlan und Vilpian ein Bergwerk gegeben hat, wo Silber und Blei abgebaut worden sind, und noch heute in dieser Zone einen erhöhten Arsengehalt im Wasser nachgewiesen werden kann. Eine Quelle im Norden wäre perfekt.
Ein weiterer Wunsch betrifft den Bürokratieaufwand, der immer größer wird. Ich hoffe, dass Genossenschaften nicht irgendwann sagen müssen, wir können nicht weiter machen. Allerdings fürchte ich, dass dies im Zuge der Umsetzung der neuen Tarifordnung, für einige Genossenschaften nicht leichter wird.
In Terlan blickt man auf eine jahrzehntelange Geschichte zurück, wo mit Fleiß und Überzeugung der Trinkwasser- Versorgungsdienst in guter Zusammenarbeit geführt wurde. Wir sind unserer Pflicht und Verantwortung bewusst und werden unsere ganze Kraft dafür einsetzen, dass unseren Bürgern eine qualitative Wasserversorgung weiterhin garantiert bleibt.
Vielen Dank für das Gespräch!