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Wandel und Weichenstellung

Die diesjährige Vollversammlung des Raiffeisenverbandes Südtirol bot einen Rückblick auf das Geschäftsjahr 2016. Ein Jahr im Zeichen des Wandels und der Weichenstellungen für die Zukunft. Der Verband zeigt sich indes uneingeschränkt stabil und leistungsstark.

Reform der Raiffeisenkassen

Ein zentraler Arbeitsschwerpunkt für den Raiffeisenverband im Vorjahr war die Reform der Raiffeisenkassen. Die Bildung der autonomen Raiffeisengruppe Südtirol ist mittlerweile gesetzlich verankert. "Diese Sonderregelung für Südtirol ist eine große Errungenschaft", sagt Verbandsobmann Herbert Von Leon. "Es ist gelungen, einen breiten Konsens für den nicht einfachen aber notwendigen Wandel in den Raiffeisenkassen zu schaffen", sagt Generaldirektor Paul Gasser. Die Umsetzung der Raiffeisengruppe in die Praxis mit der Landesbank als Spitzeninstitut bleibt für das laufende und nächste Jahr unverändert eine Hauptaufgabe.

Neues Strategiekonzept

Die Reform der Genossenschaftsbanken wirkt sich auch auf den Raiffeisenverband aus. Entsprechend wurden im Geschäftsjahr 2016 die Weichen für ein neues Strategiekonzept gestellt. Darin werden die strategischen Schwerpunkte bis 2020 neu definiert und das Profil des Raiffeisenverbandes weiter geschärft.

Wettbewerbsbehörde

Stark - und letztlich erfolgreich - ins Zeug gelegt hatte sich der Raiffeisenverband gegen die von der Wettbewerbsbehörde verhängte Verwaltungsstrafe von 27 Mio. Euro wegen unerlaubter Kartellbildung. Die Vorwürfe wurden vom Verwaltungsgericht Latium vergangenen März aber annulliert und die reguläre Arbeitsweise der Raiffeisenorganisation bestätigt. "Das Urteil ist das Ergebnis harter Arbeit", so Generaldirektor Gasser.

Technologische Meilensteine

Den Entwicklungen in der Digitalisierung wurde im Berichtsjahr mit einer Vielzahl an Projekten große Aufmerksamkeit geschenkt. Die "Digitale Transformation" bleibt auch in den nächsten Jahren ein zentraler Schwerpunkt. Im Technologiebereich konnte der Raiffeisenverband im Geschäftsjahr 2016 die Vorbereitungen für zwei besondere Meilensteine setzen: Zum einen ist der Raiffeisenverband nun seit kurzem alleiniger Gesellschafter der RUN Raising Unified Network AG; der IT-Dienstleister war 2001 als strategische Allianz von der Südtiroler Sparkasse und vom Raiffeisenverband gegründet worden. Zum anderen konnte im heurigen Frühjahr das gesamte Data Center des Raiffeisenverbandes von Bozen zur ICCREA Banca nach Rom verlagert und damit die Sicherheit der IT-Infrastruktur weiter erhöht werden.

Für die Mitgliedsgenossenschaften war das Geschäftsjahr 2016 zwar kein einfaches Jahr, trotzdem konnten sie sich am Markt im Großen und Ganzen wieder gut behaupten.

Gastredner Uwe Fröhlich

Gastredner der Vollversammlung 2017 ist Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. In seinem Referat zum Thema "Die Zukunftsfähigkeit der genossenschaftlichen Idee" erläutert Fröhlich die vielfältigen Herausforderungen im Bankgeschäft und im Genossenschaftswesen und zeigt Lösungsansätze aus der Sicht Deutschlands auf. Zu aktuellen Entwicklungen im Banken- und Genossenschaftsbereich nehmen u. a. auch Maurizio Gardini, Präsident des gesamtstaatlichen Genossenschaftsverbandes Confcooperative und der Alleanza Cooperative Italiane (Bund der italienischen Genossenschaftsverbände Agci, Confcooperative e Legacoop) sowie Federcasse-Präsident Augusto dell'Erba Stellung.

 

Entwicklung der Raiffeisen-Genossenschaften

Zuwächse für die Raiffeisenkassen

Die Raiffeisenkassen samt Raiffeisen Landesbank Südtirol AG konnten im Geschäftsjahr 2016 gute Zuwächse verzeichnen. Die direkten Kundeneinlagen stiegen um 5,6% auf 11,6 Mrd. Euro, die ausgereichten Kredite um 2% auf 9,7 Mrd. Euro. Der Marktanteil der Raiffeisenkassen am Einlagen- und Kreditgeschäft in Südtirol beträgt über 50%. Der Rechnungsüberschuss belief sich auf 69 Mio. Euro. Allerdings musste Raiffeisen im Vorjahr zur Sanierung italienischer Krisenbanken an die 40 Mio. Euro zahlen.

Landwirtschaftliche Genossenschaften

Die Obst-, Kellerei- und Molkereigenossenschaften haben im Jahr 2016 insgesamt über 660 Mio. Euro (ohne Mehrwertsteuer) an ihre Mitglieder ausbezahlt und über 60 Mio. Euro an Investitionen getätigt.

Obstgenossenschaften

Die 26 Obstgenossenschaften stellten mit 1,05 Mio. Tonnen Äpfeln über 92% der Südtiroler Kernobsternte. Die Obstbauern erhielten für die Ernte 2015 (Geschäftsjahr 2015/16) im Schnitt 0,38 Cent pro kg und damit um 15% mehr ausbezahlt. Die Auszahlungssumme betrug 392 Mio. Euro (+8,6%). "Insgesamt steht die Obstwirtschaft durch das EU-weite und weltweite Überangebot ähnlich wie schon in den 80er-Jahren vor großen Herausforderungen, es braucht neue Märkte, aber auch Innovationsbereitschaft und neue Ideen", sagt Verbandsobmann Herbert Von Leon. Die Obstanbaufläche der Genossenschaftsmitglieder beträgt über 16.500 ha, die durchschnittliche Obstfläche je Mitglied beträgt 2,6 Hektar.

Kellereigenossenschaften

Die 15 Kellereigenossenschaften haben aus der Ernte 2015 (Geschäftsjahr 2015/16) 31.400 Tonnen Trauben verarbeitet (+12%) und über 252.000 Hektoliter Wein vermarktet. Insgesamt stellen die Kellereien knapp 72% der Südtiroler Weinproduktion, vor 30 Jahren waren es nur knapp 50%. Die Weinanbaufläche beträgt insgesamt 3.350 Hektar, je Mitglied sind das im Schnitt 0,95 Hektar. Die Auszahlung an die Bauern fiel mit 71 Mio. Euro um 17% höher aus als im Jahr zuvor.

Molkereigenossenschaften

Die heimische Milchproduktion erfolgt fast zu 100 Prozent über die Südtiroler Molkereigenossenschaften. Die über 5.000 Mitglieder lieferten im Jahr 2016 393.433 Tonnen Milch an (+3,7%). Hinzu kommen noch 12.131 Tonnen aus der Region Wipptal in Tirol. Pro Kilo Milch wurde im Schnitt knapp 0,50 Euro ohne Mehrwertsteuer ausbezahlt, rund 1,7% weniger als im Jahr zuvor. Insgesamt erhielten die Milchbauern 204 Mio. Euro ausbezahlt (+1,8%).

Weitere Genossenschaftssparten

Energiegenossenschaften

Vor allem der Energiesektor hat in den letzten Jahren für das Genossenschaftswesen eine immer größere Bedeutung gewonnen. Ende 2016 zählte der Raiffeisenverband 57 Energiegenossenschaften mit 16.390 Mitgliedern, darunter:

  • 27 E-Werk-Genossenschaften,
  • 22 Fernheizwerk-Genossenschaften und
  • 8 Bio-Gasgenossenschaften.

Sozialgenossenschaften

In den vergangenen zehn Jahren von 6 auf 24 gestiegen ist die Zahl der Sozialgenossenschaften im Raiffeisenverband. Sie leisten wertvolle Unterstützung in vielen gesellschaftlichen Bereichen.

Mit der Einrichtung eines eigenen Koordinierungsausschusses für die Sozialgenossenschaften im vergangenen Jahr wurde der steigenden Bedeutung dieser Sparte Rechnung getragen. Auch die übrigen Genossenschaftssparten im Raiffeisenverband - von den Viehzuchtverbänden, den Konsum-, Bezugs- und Wassergenossenschaften über die Kulturheime und Kindergartengenossenschaften bis zu den Sonstigen Genossenschaften - konnten sich erneut insgesamt gut behaupten.

8000 Arbeitsplätze, 18 Mrd. Euro Bilanzsumme

Der Raiffeisenverband zählt rund 300 Mitarbeiter und ist Interessensvertreter, Revisionsorgan und Dienstleister von 370 Genossenschaften, Konsortien und Verbänden. Die Raiffeisen-Genossenschaften sichern über 8000 Arbeitsplätze, zählen knapp 140.000 Einzelmitglieder und weisen zusammen ein Eigenkapital von 3,2 Mrd. Euro und eine Bilanzsumme von 18,5 Mrd. Euro auf. Mit einer Bruttowertschöpfung von insgesamt 1,3 Mrd. Euro spielen die Raiffeisen-Genossenschaften im regionalen Wirtschaftskreislauf eine wichtige Rolle und bewirken eine ausgewogene Verteilung von Wohlstand und Lebensqualität. 

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